Kritik: Jamie’s Elsewhere - "Alchemical"

Jamie’s Elsewhere sind seit jeher die perfekte Band für alle, die sich zwischen Post und Hardcore nicht recht entscheiden können – und das ändert sich auch mit der neuen EP nicht. Wobei die Trennung der beiden Genres auf „Alchemical“ etwas leichter fällt: Die fünf Tracks sind bis auf klitzekleine Ausreißer in komplexe Territorien volles Rohr Kraftmetall.

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„Decay“ wäre zum Beispiel bis auf einen im Mittelteil rhythmisch aus dem Ruder laufenden Basslauf eine klassische Faustreckhymne mit Schmalzfaktor. Aber wie immer fügen sich auch dort die melodischen Parts wunderbar in das harsche Geschrammel der Amerikaner ein. Und auch andersherum klappt die EP gut: Die mehr auf der Emo-Seite gebauten Songs stehen für sich einwandfrei, auch wenn sie teilweise etwas deplatziert im Gesamtwerk liegen.

am anfang war die leidenschaft

Auch wenn die Songs relativ kurz sind und die gesangliche Darbietung oft eher monoton statt mitreißend dahinsiecht, eignet sich „Alchemical“ vor allem durch die prägnanten Passagen, die aggressiv angehauchten Melodien und den in Teilen verzerrt-sehnsuchtsvollen Klargesang hervorragend als weicher Einstieg für Neuankömmlinge im Post-Hardcore-Genre. Ob es für mehr reicht, muss jeder für sich selbst abwägen.

„Alchemical“ ist eher ein Gefühl als eine dynamische Explosion (die etwas krachigeren Post-Nummern „Decay“, „Like Silver“ und „Alchemical“ mal ausgenommen) oder Ansammlung ­großer Hits. „Alchemical“ wirkt authentisch, verlässt sich aber zu oft auf Atmosphäre statt wirklich griffige Riffs und Hooklines.

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Nach all den Arrangements klingen die Melodiebögen schon fast romantisch – aber eben nur fast. Die Genre-Bezeichnung trifft den Nagel auf den Kopf: echt einschlagender Post-Hardcore!

Damit dürfte die Truppe ihre eigene Zielgruppe sowie Connaisseure zufrieden­stellen – für die breite Masse fällt das Werk jedoch (trotz aller melodischen Ansätze) zu heftig und wenig abwechslungsreich aus.

Foto: Jamie’s Elsewhere / Offizielles Pressebild