Review

EmoPop-Punk

Kritik: Hot Milk - "I Just Wanna Know What Happens When I'm Dead"

Endspurt: Am 10. September 2021 ist es endlich soweit und Hot Milk releasen ihre heiß ersehnte neue EP “I Just ...

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Endspurt: Am 10. September 2021 ist es endlich soweit und Hot Milk releasen ihre heiß ersehnte neue EP “I Just Wanna Know What Happens When I’m Dead”. Wir konnten es kaum erwarten und durften bereits im Voraus in die Platte hineinschnuppern.

Von Null auf Hundert

“Are You Feeling Alive?” fragte die UK-Kombo uns 2019 noch mit ihrer Debüt-EP. Knapp zwei Jahre, eine globale Pandemie und den Nahtod der Livebranche später scheint der jetzige Release wie ein frustrierter Aufschrei einer Antwort.

Dementsprechend kommt uns im Opener genau das entgegen, was wir in diesen merkwürdigen Zeiten hören möchten: befreiende, rasende Wut. Sowohl die schnelleren Riffs als auch die mitreißenden Screams erinnern an die von der Platte losgelösten Single “California’s Burning”, die bereits letztes Jahr die etwas aggressivere Seite der Band hervorscheinen ließ.

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Und ganz ohne eine überemotionale Akustik-Nummer kommt keine Platte aus? Die sanften Beats zu Beginn von “Woozy” hätten uns beinahe noch gekriegt. Doch Hot Milk wissen es besser und schmücken ihr Gefühlschaos, welches von keinem Antidepressiva der Welt gelöst werden kann, mit rauen Riffs und dem lauten Nachhall von mutiger Rebellion.

Anschließend verpasst uns “The Good Life” den hartnäckigsten Ohrwurm überhaupt, der ordentlich Vorfreude auf das gemeinschaftliche Springen in der verschwitzten Zuschauermenge macht. Allerspätestens hier schwingt die Sehnsucht nach der Bühne mit, denn eines Tages wird sich jeder einzelne Titel dieser Platte nach Glücksgefühlen auf dem Festivalgelände anfühlen. So schafft es die Truppe aus Manchester trotz der ernsten Thematiken das mitunter wichtigste für die Band nicht zu vergessen: Die Fanbase – die Familie – die sie sich mit ihrer Musik aufgebaut haben und die in Live-Momenten zusammenfindet.

Pop, but make it hard ‘n heavy!

Hot Milk haben sich schon sehr früh ihre ganz eigene Version von Pop-Rock geschaffen. So vereinen sie auch mit ihrem zweiten Extended Player gekonnt poppig angehauchte Ohrwurm-Refrains mit punkig-rockigen Gitarrenparts und treibenden Drums.

Manch einer wird hier vergeblich nach dem großen, unerwarteten Klangexperiment suchen – aber auch ohne solchen kommt diese Scheibe wunderbar aus. Stattdessen hat die Gruppe aus Manchester darin nämlich ihren bandeigenen Signature-Sound meisterhaft fortgeführt, verfeinert und mit ein paar kleineren Überraschungen bespickt.

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So holt uns z.B. der Track “I Think I Hate Myself” – den Sängerin Han äußert treffend als “the saddest realist song dressed up in a happy melody” bezeichnet – zwar mit einem luftig-melodischen Singalong-Part ab, im Abgang jedoch überzeugt er mit einem epischen Gitarrensolo. Gänsehaut pur!

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Und obwohl der Titeltrack der wohl härteste der fünf Songs sein mag, kommen ballernde Moshpit-Parts auf der gesamten EP definitiv nicht zu kurz. Zu guter letzt sorgen nämlich auch auf “Split Personality” dezente Vocal-Effekte für eine dramatisch-düstere Stimmung, die dabei überaus authentisch den von innerer Zerrissenheit getriebenen Zorn hör- und spürbar machen.

Ein gelungener, energiegeladener Abschluss für eine mitreißend kathartische Reise durch die Köpfe von Frontduo Han und Jim.

Foto: Paul Harris / Offizielles Pressebild

ALBUM
I Just Wanna Know What Happens When I’m Dead (EP)
Künstler: Hot Milk

Erscheinungsdatum: 10.09.2021
Genre: ,
Label: Columbia (Sony)
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. I JUST WANNA KNOW WHAT HAPPENS WHEN I'M DEAD
  2. Woozy
  3. The Good Life
  4. I Think I Hate Myself
  5. Split Personality
Hot Milk I Just Wanna Know What Happens When I'm Dead
Hot Milk I Just Wanna Know What Happens When I'm Dead
8
FAZIT
Unzensiert aggressive Tracks, die zum Tanzen und Mitschreien einladen: Hot Milk präsentieren auf “I Just Wanna Know What Happens When I’m Dead” kraftvolle Hymnen, die mit erstklassig produzierten Soundkombinationen Emotionswelten und Gedanken verarbeiten, die uns aktuell fast schon etwas schmerzhaft aus der Seele sprechen.

In typisch einzigartiger Hot Milk-Manier ergänzt sich dabei das starke Vocal-Duo Han und Jim in eingängig harmonischen Melodien, rauen Screams und einer dystopisch-schönen Bildsprache. Ihren Sound hat die Kombo mit diesen fünf Titeln zwar nicht komplett neu erfunden, ihn jedoch in Komplexität, Produktion und Lyrik deutlich weiterentwickelt.