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Review

Pop-Punk

Kritik: Bearings – Comfort Company

Tolle Mischung aus vielen Einflüssen

VON

Pop-Punk neu zu erfinden ist schwierig und eigentlich beinahe unmöglich. Bearings haben es deshalb gar nicht erst versucht, sondern mit ihrem vierten Longplayer „Comfort Company“ dem Genre eine neue, interessante Note verliehen. Sie haben Einflüsse von anderen Bands und Jahrzehnten zusammengemischt, ihren eigenen Stil hinzugefügt und dabei ein starkes Album geschaffen, auf dem jeder der zehn Songs hörenswert ist.

Im Studio hart gearbeitet

Geschrieben wurde das Album, während Bearings mit großen Acts wie Neck Deep, State Champs, Less Than Jake oder Set It Off auf Tour waren. Aufgenommen wurde es anschließend zu Hause, und genau deswegen fühle es sich auch nach „coming home“ an, wie Frontmann Doug Cousins sagt. Und er erklärt, wie sehr sich die Band in ihrem vertrauten Studio Room 21 in Toronto ins Zeug gelegt haben. „An diesem Album haben wir jeden Tag gearbeitet, wir haben Bier vom Kiosk geholt, zur Entspannung in dem fensterlosen Studio Kurt Vonnegut gelesen und dann sind wir auf Luftmatratzen eingeschlafen.“ Insgesamt wollten Bearings mit „Comfort Company“ wieder zu ihren musikalischen Wurzeln zurückkehren.

Viele Inspirationen

Dabei haben sie aber nicht stur nach vorne geblickt, sondern sich rechts und links die ein oder andere Inspiration geholt. Meistens von Bands, mit denen sie bereits die Bühne geteilt haben. Der Opener „Comfort Company“ erinnert mit seinen treibenden Drums und der trotz eingängiger Melodie rauen Gesangsart schon sehr an Neck Deep. Obwohl der Song überzeugt, hat man kurzzeitig die Befürchtung, dass die Kanadier nun denselben Fehler machen könnten wie einst WSTR und am Ende durchgehend wie die Pop-Punk-Helden aus Wales klingen.

Ein sehr prominentes Feature

Aber bereits mit dem zweiten Track sind derartige Befürchtungen verflogen, denn „Float Away“, bei dem Derek DiScanio von State Champs mitwirkt, ist im typischen Bearings-Stil gehalten, den die Band mit ihrem Hit „Scenery“ vor wenigen Jahren geprägt hat. Die Drums sind zurückhaltender, das Tempo ruhiger, die Gitarren kratziger und die Melodie noch poppiger. In dem Stil geht es danach jedoch nicht weiter.

Bearings blicken auf ihre Karriere zurück

Das mag etwas verwirren, aber ergibt durchaus Sinn. Denn Bearings wollen mit „Comfort Company“ ihre komplette Laufbahn seit der Gründung 2017 mitsamt einer EP und drei Vorgängeralben, Konzerten rund um den Globus und Highlights wie ihrer Teilnahme an der Warped Tour Revue passieren lassen. „Als wir uns überlegten, wie das Album klingen sollte, fanden wir heraus, dass wir einfach Musik machen wollen, die sich für uns ganz natürlich anfühlt“, sagt Cousins.

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Musikalische Verbeugung

Als Blaupause dafür gilt die erste Single des Albums „Quick Release“, ein Song, der wie eine Verbeugung vor Fun-Punk-Bands aus den 90ern wie Brainpool oder Bracket klingt. Er verbindet interessante, leicht schräge Gesangsmelodien mit ungewöhnlichen Gitarrenparts und einem teilweise hymnischen Refrain. Dieses Lied vereine die „years of hard work, years of touring in different countries“, wie Doug Cousins meint. Es ist ein Highlight auf der Platte und einer der interessantesten Pop-Punk-Songs, seit das Genre wieder aufblüht.

Da geht noch mehr

Dann wird es ruhiger, zumindest auf den ersten Blick. „Feel Less“ beginnt mit einem Low-Fi-Intro, doch der Eindruck täuscht. Es geht musikalisch wieder in eine andere Richtung mit einer abwechslungsreichen Struktur aus poppiger Musik mitsamt eigenwilliger Melodien, die beinahe schräg klingen, denen man aber unheimlich gerne zuhört. Unterlegt ist das Ganze mit dezent eingesetzten Synthieklängen, die dem Song zusätzliche Tiefe verleihen. Bereits zur Hälfte von „Comfort Company“ haben Bearings damit schon so viele Stile perfekt durchexerziert, dass man denken könnte, es könne nichts Neues mehr kommen.

Eigener Stil

Allerdings darf man auch nicht verkennen, dass Bearings eine Pop-Punk-Band ist, die wie bereits erwähnt trotz vieler Anleihen bereits ihren ganz eigenen Stil gefunden hat. Das wird besonders bei „Never Ending Cycle“ deutlich. Die Gitarren werden kraftvoll angeschlagen und mit Pausen rhythmisch durchzogen, während der Gesang von Doug Cousins genau diese leeren Stellen füllt und die Drums einen kompakten, nicht zu schnellen Soundteppich bilden. Dadurch werden Momente kreiert, die nicht nur mitreißen, sondern auch deutlich machen: Ja, das ist ganz klar Bearings.

Zum Ende hin härter

Aber dass sich das Quartett auch in die härtesten Ecken seines Genres traut, beweisen zwei Stücke am Ende des Albums. „Ease the Power“ ist reiner 90er-Punk mit schnellem Beat und einer rasanten Strophe, bevor der Refrain in typischem Pop-Punk-Stil aufbricht. Anschließend folgt „Through Those Eyes“, das an die härtere Seite des Genres erinnert und den Übergang zu einem unerwarteten Finale bildet.

Melancholische Verabschiedung

Denn zum Abschluss wird es melancholisch mit „Let Me Hate Myself“, einem Rocksong mit trauriger, aber dennoch kraftvoller Gitarre. War die Grundstimmung bisher eher fröhlich, treten hier nun auch ernstere Töne hervor. Und wenn Doug Cousins schließlich singt „Let Me Hate Myself, So I Can Love You“, wird uns allen klar, dass wir uns nicht selbst hassen müssen, um dieses Album zu lieben.

Foto: Offizielles Presse Foto Credit: Wyatt Clough

Bearings News

ALBUM
Comfort Company
Künstler: Bearings

Erscheinungsdatum: 07.11.2025
Genre: ,
Label: Pure Noise Records
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Comfort Company
  2. Float Away
  3. Quick Release
  4. Feel Less
  5. Freaking Me Out
  6. Water Your Flowers
  7. Never Ending Cycle
  8. Ease The Pressure
  9. Through Those Eyes
  10. Let Me Hate Myself
Bearings Comfort Company
Bearings Comfort Company
8.5
FAZIT
Optisch erinnert die Band aus Kanada mit ihren Mittelscheiteln und ausgebeulten Jeans schon sehr stark an die 90er Jahre, aber nun tun sie das auch musikalisch. Egal, ob Fun-Punk, Alternative-Pop oder klassischer Punk, Bearings zollen auf „Comfort Company“ jedem Stil ihren Respekt. Dabei vergessen sie aber auch nicht, moderne Pop-Punk-Songs zu bieten, die unverkennbar nach ihnen selbst klingen. Auf diesem Album gibt es viel zu entdecken, und genau deswegen macht es so viel Spaß.