Album
27/09/2025
Review
Metalcore
Kritik: Aviana - "Void"
Ganz und gar nicht leer!
VON
Dana Chojetzki
AM 27/10/2025
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Die schwedische Metalcore-Band Aviana meldet sich am 31. Oktober 2025 mit ihrem mit Spannung erwarteten neuen Album „Void“ zurück. Nach dem beeindruckenden Erfolg des Vorgängers „Corporation“ (2022), das über 32 Millionen Streams auf Spotify sammelte, sind die Erwartungen hoch. Aviana, angeführt von Frontmann Joel Holmqvist – dem letzten verbliebenen Mitglied der Originalbesetzung –, setzt ihre unermüdliche kreative Entwicklung fort. Die neuen, dramatischen Masken und Outfits der Band spiegeln die dunkle, introspektive Energie ihres neuesten Materials wider und versprechen ein visuell und akustisch immersives Erlebnis.
„Void“ überschreitet einmal mehr Genregrenzen und festigt Avianas Platz unter den Schwergewichten des modernen Metalcore. Die Platte strotzt vor unerbittlicher Energie, die sich in einer meisterhaften Mischung aus wilden Shouts, eindringlichem Cleangesang und messerscharfer Instrumentierung manifestiert. Von Anfang an wird klar: Dieses Album ist ein kompromissloses Statement, das sowohl extreme Härte als auch überraschende harmonische Tiefe bietet.
Drama, Dystopie, Donnerwetter
Avianas Albumreise beginnt mit „Iter Incipere“ (lat. „Um die Reise zu beginnen“), einem vielfältigen Intro, das die Atmosphäre perfekt setzt: Es startet ruhig und düster mit Streichern und Regengeräuschen, bevor es plötzlich in einen harten, gitarren- und schlagzeuggetriebenen Metal-Ausbruch übergeht, nur um in den letzten Sekunden wieder sanft auszuklingen.
„Father“ und „Heavenly Sparks“ stehen anschließend exemplarisch für die emotionale und stilistische Bandbreite von „Void“. „Father“ beginnt ruhig und düster, baut sich dann in einem treibenden Tempo auf – um in einem brutalen Breakdown zu explodieren, dessen Shouts fast schon unangenehm intensiv wirken. Im Kontrast dazu zeigt „Heavenly Sparks“ eine melodischere Seite: Harte Shouts treffen auf Cleanvocals und elektronische Einflüsse, das Schlagzeug donnert wie ein Unwetter. Der Song verzichtet auf einen klassischen Breakdown und klingt beinahe friedlich aus – ein gelungener Spannungsbogen zwischen Härte und Harmonie.
Avianas Tanz zwischen Hölle und Wahnsinn
Die Fahrt ins Innere wird mit „Redroom“ fortgesetzt. Der Einstieg ähnelt dem des Vorgängers, bevor der Cleangesang beginnt. Stimmverzerrer untermalen den Gesang düster, fast so, als stünde eine teuflische Präsenz hinter Frontmann Holmqvist. Die Facetten des Songs zeigen sich in einem eigenen, teuflischen Part in der Mitte, der von Spoken Words zu brachialen Shouts übergeht, bevor der Cleangesang wieder die Führung übernimmt und das Lied abrupt endet.
Ein knapp zweiminütiger Sturm aus Aggression, Geschwindigkeit und Härte bietet „Delirium“ – kein Cleangesang, kaum eine Pause, dafür ein Break in völliger Stille, der in einem der heftigsten Breakdowns des Albums mündet. In der Kürze liegt hier definitiv die Würze.
Eine Reise in eine gemütliche Leere
Songs wie „Storm Ablaze“ – dessen Musikvideo bereits vor acht Monaten erschien und Aviana über 160.000 Klicks bescherte – und „Evermore“ untermauern die musikalische Vielseitigkeit. „Storm Ablaze“ ist ein klassischer Metalcore-Track, der gefühlvolle Cleanvocals mit treibenden, kratzigen Elementen paart und eine dystopische Szenerie zeichnet, wohingegen „Evermore“ dämonisch mit Spoken Words beginnt und in starken Gitarrenriffs mündet. Der Kontrast zwischen der Soundgewalt und der klaren Stimme von Holmqvist wirkt, als würde man durch dunkle Wolken hindurch in einen Lichtstrahl fallen – ein Song, der Klangschichten meisterhaft ausbalanciert. Der Maschinengewehr-Breakdown kontrastiert fantastisch mit den melodischen Passagen.
„The Pain Remains“
Die vorletzte Einheit bildet das Duo aus „In Continua Iter“ (lat. „Auf einer kontinuierlichen Reise“) und „Into The Void“. „In Continua Iter“ schließt sich kompromisslos an den vorherigen Song an. Das geordnete Chaos, das schnelle Tempo und der wiederholte, wellenartige Wechsel zwischen laut und leise erinnern zu Beginn an Bad Omens’ „Artificial Suicide“. Der fast schon fließende Übergang zu „Into The Void“ schafft Raum für Reflexion: Der Song wirkt introspektiver, ruhiger, fast schon transzendent – unterstützt von Gitarrenklängen, die im Hintergrund ein vogelgeschreiähnliches Geräusch bilden.
Der abschließende Track „Worlds Pulse“ mit Eddie Berg (Frontmann von Imminence) ist der perfekte Schlusspunkt: Violinen-Elemente und eine Kombination aus Shouts, dämonischer Stimme und ruhigen Passagen tragen die Handschrift beider Bands. Die epische Länge erlaubt es dem Song, sich langsam aufzubauen, zwischen Brachialität und Zerbrechlichkeit zu pendeln – bis er schließlich in einem ruhigen, fast meditativen Finale verklingt. Ein echtes Highlight.
Foto: Pavel Trebukhin / Offizielles Pressebild
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