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Interview

„Wir sind keine emotionalen Typen, die anlässlich des neuen Albums Konfettikanonen abfeuern“ – Rody Walker von Protest The Hero im Interview

Der Frontmann über das neue Album "Palimpsest" und seine Abneigung gegen Hot Sauce.

VON AM 17/06/2020

Protest The Hero bringen am morgigen Donnerstag ihr neues Studioalbum „Palimpsest“ auf den Markt. Nach dem Vorgänger „Voliton“ von 2013 markiert der bevorstehende Scheibe den ersten Longplayer seit sieben Jahren.

Unsere Natascha und unser Jakob haben Frontmann Rody Walker mal etwas auf den Zahn gefühlt. Wie er und seine Bandkollegen auf den Albumtitel kamen, welche Songs aus der Vergangenheit er so überhaupt nicht mehr mag und warum genau er kein allzu großer Fan von scharfer Soße ist, erfahrt ihr in den nachfolgendenen Zeilen.

Protest The Hero-Frontmann Rody Walker im Interview zum neuen Album „Palimpsest“

Natascha | MC: Hi Rody, vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst, ein paar Fragen von uns zu beantworten; Wie geht es dir denn, bei allem was gerade so in der Welt los ist?

Rody: Hi zusammen! Alles in allem geht es mir ganz gut. Meine Familie und ich sind in Quarantäne zuhause und es ist wundervoll, so viel Zeit mit ihnen verbringen zu können. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die in dieser Zeit mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben oder mit einem missbräuchlichen Partner in Quarantäne sind. Deshalb weiß ich dieses Privileg, mit meiner liebevollen Familie hier zu sein, sehr zu schätzen.

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Natascha | MC: Bald erscheint euer fünftes Studioalbum „Palimpsest”. Nach vielen Stunden im Songwriting und nach der ganzen Recording-Arbeit im Studio, wie läuft bei euch ein der Release-Tag ab? Habt ihr irgendwelche Traditionen?

Rody: Wir haben keine besonderen Traditionen. Nachdem wir “Volition” veröffentlicht hatten, haben wir versucht, ein gemeinsames Anstoßen zu koordinieren. Es hat nicht geklappt und das war das letzte Mal, dass wir versucht haben, sowas in der Art zu machen. Wir sind keine emotionalen Typen, die anlässlich des neuen Albums Konfettikanonen abfeuern. Natürlich freuen wir uns, die neue Platte rauszubringen und dass unsere Fans sie endlich hören können. Unsere Reaktion dabei: Wir sind einfach überwältigt.

Natascha | MC: Zum Albumtitel: Ein “Palimpsest” ist ein beschriebenes Pergament, welches anschließend gereinigt wurde, um es erneut zu beschreiben. Wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?

Rody: Eigentlich war es die Idee meiner Frau. Ich hatte die ganze Zeit an dem Konzept gearbeitet und sie über meine Ideen auf dem Laufenden gehalten. Eines Tages kam sie runter und sagte: „Hey, das wäre ein cooler Titel“ und ich hasste es. Nach ein paar Wochen ist es mir wie ein Pilz ans Herz gewachsen. Luke hatte eine ähnliche Reaktion, als ich ihm von dem Titel erzählte, nach einer Weile gefiel es ihm auch. Ich glaube, Mike und Tim erlebten genau das Gleiche wie wir. Es ist seltsam, wie schnell man sich an etwas Unbehagliches gewöhnen kann, mittlerweile ist es gar nicht mehr seltsam. Es beschreibt die Musik einfach perfekt.

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Natascha | MC: Das Album reiht sich sehr gut in eure vorherigen Werke ein und ist eine logische Weiterentwicklung der vorangegangen Platten. Man kann sagen, dass ihr zu den Bands gehört, die ihren Sound schon länger gefunden haben. Welche Tipps würdet Ihr jungen Bands geben, die noch auf der Suche nach Ihrem Sound sind?

Rody: Ja, das ist schwer zu sagen. Einige denken vielleicht, dass die Entwicklung eines Signature-Sounds dazu führt, dass die ganze Musik gleich klingt, und meistens ist das auch so. Für uns war das ein natürlicher Prozess, ich denke, wir sind ganz anders zum Progressive Metal gekommen als unsere Kollegen im Genre. Wir fanden uns hier wieder, indem wir die Sounds technischer Punkbands verfolgten. Bands wie Choke, Strugout und Propagandhi begannen Grenzen zu überschreiten, als sie mit komplexen Rhythmen und verrückten Gitarren düsterer und schwerer wurden. Ich glaube, was uns als Band einzigartig macht, ist, dass wir durch Punk zum Prog Metal gekommen sind, während andere Bands den Weg über Metal gehen. Ich denke, die meiste Metal-Musik ist verdammt lahm und es fällt einem sehr schwer, sich darum zu kümmern, es sei denn, sie hat ihre Wurzeln im Punk oder Hardcore.

Natascha | MC: Hoffentlich geht es bald wieder mit Touren los; Was wären deine persönlichen Favoriten an Bands, mit denen du gerne touren gehen würdest und gibt es vielleicht schon einen Song vom neuen Album, der auf jedem Fall auch live gespielt wird?

Rody: Auf jeden Fall Propagandhi. Tolle Band, tolle Leute. Außerdem scheinen sie jeweils nur zwei Wochen auf Tour zu sein, und ich bin nicht besonders daran interessiert, jemals wieder super lange Touren zu machen.

Natascha | MC: Und wo wir gerade beim Thema Songs sind: Wenn du bei euren Alben jeweils einen Song auswählen könntest, den du aus der heutigen Sicht streichen könntest, welche wären das?

Rody: Von jedem Album würde ich wahrscheinlich den Song entfernen, den wir am meisten gespielt haben. Von “Kezia” wohl “Blindfolds [Aside]”, das sollte keinen Fan der Band überraschen, die uns oder mir auf jeglicher Plattform folgt. “Fortress” – ich würde gerne „Bloodmeat“ sagen, aber egal wie oft wir dieses Lied spielen, es ist immer noch ein Knaller, also sagen wir stattdessen “Sequoia”. Von “Scurrilous” definitiv “Hair-Trigger”, wir haben seit über einem Jahr keinen Song mehr zusammengespielt und ich habe den Track immer noch so satt. Von “Volition“ ist es „Clarity”, aus den gleichen Gründen wie zuvor genannt.

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Natascha | MC: Du hast mittlerweile auch Frau und einen Sohn. Als Sänger einer international tourenden Band, wie findet man dort die Balance zwischen der eigenen Familie, die natürlich immer an erster Stelle steht und der eigenen Band, an der nach so vielen Jahren bestimmt auch einiges an Herzblut dranhängt?

Rody: Eigentlich ist es ziemlich einfach, eine Balance zu finden. Wenn eine Familie Vorrang hat, leidet die andere. Viele Menschen stürzen sich in Arbeit und ihre Familie leidet darunter. Ich habe mich klar meinem Sohn und meiner Frau gewidmet und meine Karriere hat dadurch sicherlich gelitten. Ich habe nicht mehr so viel Zeit für den alten Peachy H wie in der Vergangenheit. Es geht also wirklich darum, sicherzustellen, dass man die Momente nutzt, die man hat, während man auf etwas hinarbeitet…oder so. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich schon auf den Masterplan gekommen bin.

Natascha | MC: Wenn Du nicht bei Protest The Hero singen würdest, in welcher Band oder in welchem Genre könntest du dir vorstellen, tätig zu sein?

Rody: Ich mache noch ein Haufen anderer Sachen. Mike und ich haben eine kleine Skate-Punk-Band namens Mystery Weekend. Ich habe eine ganze Reihe von Solo-Sachen, an denen ich gearbeitet habe und die ich später in diesem Jahr veröffentlichen werden.

Natascha | MC: Letzte Frage: Wie schmeckt eigentlich eure eigene Hot Sauce? Und was kocht man damit am besten?

Rody: Aufgrund einer entzündlichen Darmerkrankung bin ich leider bei dem Thema „scharfe Soßen“ raus, da diese mein Verdauungssystem schädigen, aber ich liebe Ananas und das ist eine Zutat in der Soße. Ich habe es trotz der Produktbeschreibung auf der Sheethappens-Website nicht probiert. Ich habe jedoch vor, sie zu probieren, auch wenn dann erstmal Alarm im Darm ist.

Foto: Protest The Hero / Offizielles Pressebild

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