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Interview
League Of Distortion: „Wir wollten schon immer mehr als nur eine Band sein!“
Über's Touren und die Herausforderungen als neue Band.
VON
Tamara Jungmann
AM 30/08/2023
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Sich als neue Band in der hiesigen Metalszene einen Namen zu machen, mag immer schwierig sein. Oft bedarf es dafür einem gewissen Alleinstellungsmerkmal, das einen von anderen Kollegen abhebt. League Of Distortion sind mit ihrem besonderen Sound und den bedeutungstarken Themen auf dem besten Weg dahin und durften so im dritten Bandjahr ihre stetig wachsende Fangemeinde auf dem Summer Breeze Open Air empfangen. Wir haben uns dort mit Fronterin Ace und Schlagzeuger Aeon getroffen, die aufregenden letzten Monate Revue passieren lassen und über ihre Pläne für die Zukunft gesprochen.
League Of Distortion geben ihr Summer Breeze Debüt
Es ist mal wieder furchtbar heiß an diesem Donnerstagmorgen, als die süddeutsche Modern Metal-Formation League Of Distortion in Lederkluft gehüllt einige der Hitze trotzenden Dinkelsbühler Metalheads begrüßt. Entgegen der Erwartungen der noch recht jungen Band füllt sich der Platz vor der T-Stage mit den Klängen der ersten Tracks doch noch üppig, einige tragen sogar Bandshirts der Gruppe: „Das ist auf jeden Fall immer noch was Besonderes für mich“, verrät Ace, Sängerin der Gruppe, die eigentlich auf den Namen Anna Brunner hört und bereits mit ihrer Symphonic Metal-Band Exit Eden Erfolge feiern durfte. „Es fing ja mit der ersten Tour an, die wir im November gespielt haben. Da hattest du natürlich noch kaum Bandmerch. Jetzt hast du schon eine große Menge vor der Bühne, in der du die einzelnen Shirts raussuchen kannst und das kribbelt. Das ist ein super schönes Gefühl.“
Für die Band markiert dieser Auftritt auf dem Summer Breeze Open Air einen Meilenstein ihrer noch jungen Karriere, die in den Pandemiejahren begann. Auch für Drummer Aeon aka Tino Calmbach ist dieser Gig etwas ganz Besonderes: „Ich denke, es geht jedem Musiker so: Summer Breeze ist ein Name. Ich persönlich wollte schon immer mal hier spielen. Es ist so: Du kommst raus und hast da unten eine Menge die Bock hat, die dich feiert, die deinen Namen ruft. Das ist so ein Warm Welcome!“
League Of Distortion im Live-Fieber
Das nimmermüde Quartett, das außer Ace und Aeon noch aus Gitarrist Arro (alias Jim Müller) und Bassist Ax (alias Felix Rehmann) besteht, hat sich nach der Coronabremse im Gründungsjahr 2020 nicht lumpen lassen und seit dem Release ihres Debütalbums im letzten Jahr so ziemlich alles mitgenommen, was livetechnisch möglich war. „Es war toll bei Caliban mit Ghostkid und Resolve zu spielen und es war einfach schön, dass Kissin‘ Dynamite uns noch die Chance gegeben haben, als Support mit dabei zu sein. Da war die Kamelot Tour schon lange geplant. Wir waren in 14 Ländern!“
Drei Touren in sechs Monaten, das bedeutet auch Stress wie Ace verrät. Man habe sich auch selbst die Frage gestellt, ob man dafür überhaupt schon bereit sei, aber der Wunsch die eigene Musik unter die Leute zu bringen habe überwogen: „Ich wollte so viel spielen wie möglich und so viele Menschen erreichen wie möglich und das haben wir. In der Welt rumzureisen und LOD den Menschen zu präsentieren, das hat sich absolut gelohnt!“
„Es gibt so viele Menschen da draußen, die machen Musik, brennen dafür. Musik ist deren Leidenschaft aber die haben nicht das Glück, gehört zu werden. Die haben nicht diese Plattform. Wir bekommen diese Plattform, dann nutzen wir die natürlich auch. Also jede Tour, jeder einzelne Gig ist ein Geschenk: wenn man raus kann und das machen kann, was man am liebsten macht“, bestärkt Aeon den Tourmarathon. „Jeder von uns ist, was das Musikbusiness angeht, ein alter Hase, aber es ist dennoch immer was Neues in dieser neuen Konstellation, in dieser neuen Familie zusammenzuwachsen. Und jeder Gig hilft da natürlich ganz klar.“
Album Nummer zwei ist in Planung
Nach drei Touren mit Caliban, Kamelot und Kissin‘ Dynamite (der eigentlichen Hauptband von Arro) folgte der Festivalsommer, der für League Of Distortion vorerst das Finale dieses ersten Band-Kapitels bedeutet. Die zwei Vollblutmusiker:innen ließen uns allerdings wissen, das „die LOD Maschinerie nicht still steht“. Bald soll es bereits an die Planung von Album Nummer zwei gehen: „Ich habe so Bock drauf, jetzt anzufangen, ans neue Album zu denken. Zu schauen: wo kann man noch ein bisschen krasser werden, was kann man mehr rausholen und auch was kann man verarbeiten, was wir auf Tour erlebt haben. Dieses frische Gefühl. Das steht bei mir ganz oben.“ Dass Ace viele Ideen für neue Songs und Themen im Kopf rumschwirren, betont auch Aeon nochmal, was die beiden sympathischen Profis in jenem Moment zum herzhaften Lachen bringt.
Auf die Frage, welche Themen Ace denn besonders wichtig wären, künftig in Songs packen, hat die Rockröhre auch direkt mehrere Antworten parat: „Also mir fallen da konkret drei Themen ein: Das Erste sind toxische Beziehungen. Es gibt ja Menschen mit denen man zusammen ist, fest oder um einen herum, die saugen einen aus. Ich will einen Song darüber schreiben, wie man es schafft, von solchen Menschen wegzukommen. Ich würde auch gerne mal ein Lied über Frieden und Krieg schreiben, weil Krieg braucht einfach kein Mensch und ich werde immer wütend, wenn es um dieses Thema geht.
Ein anderes Thema ist komisch zu sein, anders zu sein, nirgendwo rein zu passen, das haben wir natürlich schon ein bisschen härter mit ‚My Revenge‘ angedeutet, gerade dieses Thema das mich und uns alle immer auch beschäftigt, genauso wie viele andere da draußen: Das es okay ist, anders zu sein und man selbst zu sein.“
Frust & Zweifel
Allerdings frustriert dieser Umstand die junge Sängerin auch hin und wieder: „Wir haben so viele Ideen gehabt und immer noch. Es ist manchmal schade, dass nicht alles umsetzbar ist. Manchmal liege ich nachts im Bett und habe diese Ideen: Wie schaffe ich es, dass wir das umsetzen? Und dann klappts ja doch nicht, dann geht man doch wieder auf Tour und dann ist der Fokus wieder woanders. Das wünsche ich mir für die Zukunft: Dass noch mehr von den Sachen, die wir im Keim haben auch entfachen können und nicht nur eine coole, schöne intensive Idee draus wird, sondern dass es umgesetzt wird.“
In Zukunft soll es selbstverständlich auch eine Headliner-Tour geben, bis dahin müssen League Of Distortion allerdings noch etwas der Realität ins Auge sehen: „Ich habe das Gefühl, dass die Menschen auf den Konzerten mit den Herzen dabei sind und die auf jeden Fall auf die Headliner-Tour kommen werden. Aber vielleicht ist es anders und nur ein Gefühl in diesem Moment. Als neue Band weißt du, dass du da ein Risiko fährst. Kommen die dann wirklich? Kaufen die wirklich ein Ticket?“, gibt Ace zu bedenken. „Da ist natürlich die gesunde Vernunft dabei, sowohl in der Band, als auch im Management. Das heißt, wir lassen uns da noch bis zum zweiten Album Zeit.“ Aeon betont darauf erneut: „Die Maschinerie steht nicht still.“
Nach dem Summer Breeze Open Air stehen (bzw. standen) für das Quartett noch zwei Live-Termine auf dem Baltic Open Air und dem Sinner Rock an. Letzteres findet am 07. September im 1200 Seelendorf Sinntal-Altengronau (quasi dem hessischen Wacken) statt, bei welchem Aeon, Ace, Ax und Arro den Frauenpower-Donnerstag headlinen. Im Gepäck hat die Gruppe neben einem brandneuen Cover des Bring Me The Horizon-Songs „Throne“ auch ihre Hits vom selbstbetitelten Album „Wolf Or Lamb“ oder „It Hurts So Good“. Als Show-Closer wählte die Gruppe ihre Bandhymne „LOD“, die wie Aeon erklärt, die Botschaft der Gruppe nochmal rundum präsentiert:
„’LOD‘ fasst alles zusammen, was uns schon immer wichtig war: LOD ist natürlich eine Band. Aber wir wollten ja schon immer, dass es mehr als eine Band ist. Wir wollten die Hand ausstrecken und die Leute da draußen irgendwie berühren, so dass man sagen kann: LOD ist eine Band, LOD ist ein Gefühl und LOD ist ein Konzept, das alle willkommen heißt.
Wie es Jim vorhin schon gesagt hat: Es ist, wie wenn man am nächsten Tag noch Kajal am Auge hat und man im Supermarkt deshalb blöd angeguckt wird. Es mag Leute geben, die dich blöd angucken, aber es gibt so viel mehr: Es gibt diese Community, die Metal-Community vor allem. Über solche Dinge sollte man drüberstehen. Ich finde, LOD sagt genau das aus: Join The League!“
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Lisa Bressmer (lisa_brss)
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