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Heavier Trip – Road To Wacken: ein Schenkelklopfer mit Metal-Humor
Impaled Rektum is back!
VON
Tamara Jungmann
AM 15/10/2024
Geschätzte Lesezeit:
- Minuten
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Was haben ein Gefängnisausbruch, ein toter Typ im Kofferraum und Jimmy Hendrix‘ brennende Gitarre gemeinsam? Ganz klar: eine durchgedrehte junge, finnische Metal-Band lädt zu ihrem nächsten Abenteuer. Impaled Rektum sind zurück und erreichen mit „Heavier Trip – Road To Wacken“ die zweite Etappe auf ihrem Weg zu Ruhm, Ehre und dem Metal-Olymp. Ob die Freundschaft von Turo, Lotvonen, Oula und Xytrax dabei auf der Strecke bleibt?
Sechs Jahre nach ihrem Debüt wollen es die finnischen Filmemacher Juuso Laatio und Jukka Vidgren erneut wissen und überraschten uns vor erst vor wenigen Wochen mit der Ankündigung der Fortsetzung ihrer Black(Metal)-humorigen Komödie. „Heavy Trip“ erschien 2018 und konnte bereits damals mit seinem einfachen und anstößigen Witz bei Kritikern, Szenefremden, aber natürlich vor allem Metalheads jeglicher schwarzer Couleur punkten.
Heavy Trip: Das ist passiert
Ein kurzer Rückblick: In Teil eins finden sich die vier Dorfmetaller Turo, Lotvonen, Jynkky und Pasi alias Xytrax, inspiriert von den Klängen der heimischen Rentierschlachterei, als Metal-Band Impaled Rektum zusammen. Wie das klingt? Die Gruppe nennt ihre Musik: Symphonic-Post-Apocalyptic-Reindeer-Grinding-Christ-Abusing-Extreme-War-Pagan-Fennoscandian-Metal.
Beim Versuch, es aus dem häuslichen Keller auf die große Bühne des norwegischen Festivals Northern Damnation zu schaffen, verunglückt nicht nur der Drummer des Vierergespanns Jynkky tödlich, die Band entführt daraufhin den schlagzeugspielenden Patienten Oula aus der Psychatrie und löst auch fast einen norwegisch-finnischen Krieg beim Grenzübergang aus. Das bringt ihnen zwar den erhofften Auftritt ein, von der Bühne geht es dann aber direkt ins Gefängnis.
Achtung Spoiler: Das passiert in „Heavier Trip: Road To Wacken“
Was haben die aufstrebenden Metaller in den letzten sechs Jahren wohl erlebt? Scheinbar nicht allzu viel: „Heavier Trip“ startet genau da, wo wir aufgehört haben: Hinter schwedischen Gardinen. Auf einer skandinavischen Gefängnisinsel inhaftiert, schlagen sich die Musiker, die Zeit mit Tanzmusik spielen, Platten-Bibliotheken führen und Lachsbuffet naschen, um die Ohren.
Bis eines Tages ein gewisser Herr M.E. Fisto vorbeikommt, um die legendären entführenden und grabschändenden Terroristen für Wacken zu buchen. Die Band will sich zunächst nicht darauf einlassen, da sie das Festival als kommerziell und für Möchtegern-Metaller wahrnimmt, lässt sich dann aber doch von Sänger Turo überzeugen, den Gig zu spielen und die damit einhergehende Vergütung einzusacken, um die in den Misen-stehende Rentierfarm von Lotvonens Eltern zu retten.
Bis hier her mitgekommen? Keine Sorge, ab sofort wird es leichter (oder der Inhalt verliert einfach mehr und mehr an Bedeutung): Die Band türmt recht unproblematisch aus dem Gefängnis (Satan sei gedankt, für die nordische Freundlichkeit), gewinnt dabei eine neue Antagonisten (die Wächterin Dokken) und freundet sich mit der Death Metal-Band Blood Motor an. Diese nimmt sie in ihrem Tourbus zu einem Festival in Vilnius mit, auf dem Turo sein Können erstmals unter Beweis stellt und Xytrax heimlich eine neue Lieblingsband für sich entdeckt (schließlich sind Babymetal das Schlimmste. was dem Metal passieren konnte und für Poser).
Ruhm vs. Freundschaft
In einem ansonsten recht einfach gestrickten Film, der lieber Kontinuität und Sinn außer Acht lässt, bevor ein guter Gag liegengelassen wird, stellt dieser Moment eine Charakter-Zäsur dar und baut eine moralische Meta-Ebene: Während die anderen Bandmitglieder nur Konzerte spielen möchten, um die Rentierfarm zu retten, lässt sich Turo von Ruhm und Lemmys Hut blenden und geht einen Pakt mit dem Teufel äääh… seinem Manager ein.
Das Schönste an „Heavier Trip“ sind für jeden Metalhead sicherlich die mal mehr, mal minder versteckten Easter Eggs. Auf dem Weg nach Wacken und auf der Flucht vor Dokken verwüsten die Mannen unter anderem einen Laden voller musikalischer Antiquitäten: von Lou Reeds Leber, über Dios Asche bis zu Jimmy Hendrix‘ Gitarre, dessen Feuer die Jahrzehnte überdauert hat. Die daraufhin verstörte Wächterin predigt dem Nachrichtenreporter vor Ort daraufhin den Text von Slayers „Angel Of Death“.
Auf der finalen Etappe des „Heavier Trip“ schaffen es Impaled Rektum, ganz im Sinne ihrer ersten Reise, die zuständige Landespolizei gegen sich aufzuhetzen und mit einem Sarg beim angestrebten Festival aufzuschlagen – Satan sei Dank bevorzugen Abbath einen noch warmen Körper auf ihrem Rider… Die Endsequenzen sind tatsächlich auf dem Wacken-Festival 2023 gedreht worden. Und natürlich gibt es kein Wacken-Material ohne einen Cameo-Auftritt vom Chef persönlich.
Happy End auf dem Holy Ground
Natürlich entscheidet sich Turo am Ende für die Rettung der Farm und die Band statt die Fledermaus-flügelige Solo-Karriere. Mit einem Soli-Auftritt, mit geliehenem Equipment von Babymetal. sammeln die Finnen genug Geld, um die Farm von Lotvonens Eltern zu retten. Leider kehren wir nun wieder an den Anfang des Films zurück: Ab sofort muss wieder im Knast gerockt werden – sehr zur Freude des Gefängnis-Boss, der zuvor mit Lachsbuffet versucht hat, die Zufriedenheit im Gefängnis zu steigern.
Ob wir in den nächsten Jahren möglicherweise einen weiteren Ausbruch und Impaled Rektum auf einem neuen Rentier-zermalenden Abenteuer begleiten dürfen? Bestimmt. „Heavier Trip“ bewegt sich qualitativ und thematisch auf exakt demselben Level wie sein Vorgänger: extrem leichte Kost für Menschen mit extremen Musikgeschmack und Vorliebe für makabren Humor. Nachdem „Heavy Trip“ bereits ein kleiner Erfolg an den Kinokassen war und nun als Kultfilm der Szene gefeiert wird, wird ihm die Fortsetzung sicherlich in nichts nachstehen.
Bestimmt nicht Oscar-verdächtig, aber auf jeden Fall etwas zum Warmlachen in der kalten Jahreszeit.
Bild: YouTube / „HEAVIER TRIP – ROAD TO WACKEN | Exklusive Trailer Weltpremiere“
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