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Interview

Ghøstkid (Ex-Eskimo Callboy): „Ich habe Musik gemacht, um ein Zuhause zu haben und es war an der Zeit, umzuziehen“

Sebastian "Sushi" Biesler spricht in unserem Interview Klartext.

VON AM 21/02/2020

Vergangene Woche überraschte uns Sebastian „Sushi“ Biesler mit dem Ausstieg bei Eskimo Callboy. Er war zehn Jahre Teil der Kombo und verließ die Band nun recht kurz nach der Release des aktuellen Studioalbums „Rehab“.

Bereits wenige Tage später stellte der Sänger dann sein brandneues Projekt Ghøstkid vor. Er bezeichnete es als neues Kapitel in seinem Leben und versprach indes auch schon bald erste Musik.

Wir haben mit Sushi über seine Entscheidung, Eskimo Callboy zu verlassen, sowie sein zukünftiges Projekt gequatscht. Außerdem haben wir erfahren, wann wir mit der ersten Single rechnen dürfen.

Ex-Eskimo Callboy-Frontmann Sebastian „Sushi“ Biesler im Interview

MC | Jonas: Hi Sushi! Danke, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Wie waren die letzten Tage für dich?

Sehr gerne doch. Die letzten Tage waren sehr turbulent. Eigentlich war geplant, dass die ganze Sache noch etwas auf sich warten lässt, aber jetzt ist es doch relativ zügig dazu gekommen.

MC | Jonas: Du hast mit Ghøstkid ein neues Projekt angekündigt und dich kurz zuvor von deiner alten Band Eskimo Callboy getrennt. Wie lange war dieser Schritt bereits geplant?

Der Gedanken brodelte schon etwas länger in mir, um ehrlich zu sein. Ich habe mich nach all den Jahren einfach nicht mehr wirklich wohl gefühlt und konnte mich mit einigen Dingen auch einfach nicht mehr identifizieren. Deshalb habe ich schon vor einigen Monate angefangen, Songs zu schreiben und sehr schnell gemerkt, dass ich da gerade etwas erschaffe, was mir sehr viel bedeutet und wofür ich einfach alles geben möchte. Klar war die Entscheidung nicht übers Knie gebrochen, weil man natürlich auch viel Gutes damit verbindet, aber ich war immer jemand, der etwas entweder ganz oder gar nicht macht. Deshalb stand für mich Ende letzten Jahres die Entscheidung fest, meinen Hut zu nehmen um mich auf das fokussieren zu können, was mich glücklich macht.

MC | Jonas: Hinter der Trennung vermuten sicherlich einige Fans Streitereien oder interne Unstimmigkeiten in der Band. Magst du uns mit deinen Worten erklären, wie genau es zu dem Break kam?

Streitereien bzw. Unstimmigkeiten sind natürlich irgendwie in jeder Band vorhanden und gehören auch dazu. Ich würde mal sagen, der Break fand subjektiv betrachtet einfach da statt, wo ich mir vielleicht einfach unterbewusst etwas anderes gewünscht habe als der Rest der Jungs. Ich stehe natürlich nach wie vor zu der Musik, die wir 10 Jahre lang gemacht haben, aber es gab für mich irgendwann einen Unterschied, ob man das, was man da veröffentlicht und spielt, cool findet, oder ob man es wirklich mit ganzem Herzen fühlt. Ich habe immer Musik gemacht, um ein Zuhause zu haben und es war einfach an der Zeit, umzuziehen.

MC | Jonas: Dein neues Projekt Ghøstkid steckt noch in den Kinderschuhen. Was können wir erwarten und wohin wird es musikalisch gehen? Der kleine Teaser verspricht ja auf jeden Fall schon einmal eine ordentlich Portion mehr „Härte“.

Ja, das stimmt! Die Härte der Songs hat sich irgendwie so ergeben. Auch wenn es insgesamt schon eine fiese Platte wird, gibt es auch 2 Songs in denen beispielsweise nur gesungen wird. Auf jeden Fall ist der Sound insgesamt relativ düster. Es wird auch drei Features geben, die das ganze Ding nochmal etwas abrunden. Des Weiteren habe ich mir viele Gedanken um die visuelle Umsetzung gemacht. Das aktuelle Pressebild zum Beispiel habe ich mit meiner Bekannten Angela Regenbrecht ganz spontan um 23 Uhr Abends geschossen, um schon mal zu zeigen wie der Look ungefähr aussehen könnte. Diesbezüglich soll das Ganze auch künstlerisch in eine bestimmte Kerbe schlagen.

MC | Jonas: In den Reaktionen auf deine ersten musikalischen Einblicke in Ghøstkid finden sich bereits einige Kommentare, die z.B. Ähnlichkeiten zu Künstlern wie Yungblud erwarten. Kannst du dem zustimmen, oder geht es dann doch in eine andere Richtung?

Haha! Naja, ich denke mal, das liegt daran, dass Yungblud auch einen gestreiften Pullover auf den meisten Fotos trägt. Der Junge ist sicherlich eine sehr große Inspiration und ich finde seine Songs toll, aber er geht ja in eine eher poppig-alternative Richtung. Das ist bei mir eher nicht der Fall. Es ist aber auch super schwer zu beschreiben, in welche Richtung es geht… Ich würde sagen, der Sound ist relativ eigen. Es gibt auf jeden Fall verzerrte Gitarren, ein Schlagzeug und ’ne Kaffeemaschine, die durch einen Zerrer gejagt wurde… Achso und Geschrei, aber auch Gesang. Ich hoffe, ich konnte die Frage damit irgendwie beantworten.

MC | Jonas: Du wirst in Zukunft nicht allein auf der Bühne stehen, sondern eine Band im Hintergrund haben. Sind dort alte Bekannte zu sehen?

Tatsächlich besteht die Band eigentlich nur aus alten Bekannten, die ich mir auch ganz bewusst ausgesucht habe. Ich habe lange darüber nachgedacht, wer passen könnte und die Leute vorrangig danach ausgewählt, ob man mit ihnen Pferde stehlen kann… Mein Gott klingt das schmalzig… Aber im Endeffekt ist es genau so. Ich wollte einfach Leute haben, von denen ich das Gefühl habe, sie verstehen, wie wichtig mir das Ganze ist.

MC | Jonas: Du hast deine neue Musik in Berlin aufgenommen. Wie hat dir die Zusammenarbeit gefallen und vor welche neuen Herausforderungen hat dich die Produktion gestellt?

Naja, so wirklich aufgenommen ist ja eigentlich noch nichts, aber das Songwriting lief super entspannt. Ich habe auch tatsächlich noch ein paar andere Leute mit an Bord gehabt und an diversen Orten geschrieben, um einfach hier und da nochmal einen anderen Vibe mit reinzubekommen. Phil Sunday aus Berlin ist z.B. jemand, der aus dem Pop-Bereich kommt. So jemand betrachtet einen harten Song natürlich nochmal ganz anders als jemand mit einem Metal-Background und genau das macht die Sache so spannend. Des Weiteren habe ich nochmal eine Woche in Halle bei Chris von Annisokay verbracht, da er auch seinen ganz eigenen Stil mitbringt und wir schon seit Ewigkeiten mal zusammen schreiben wollten. Textlich saß ich bei einigen Nummern mit Iain Duncan zusammen, um einen „native speaker“ mit an Bord zu haben, der das, was du ausdrücken möchtest, etwas schneller auf den Punkt bringen kann. Auch wenn alle Grundideen aus meiner Feder stammen, macht das gemeinschaftliche Verfeinern ja nochmal mehr Spaß und erweitert ungemein den eigenen kreativen Horizont.

MC | Jonas: Wie sehen deine nächsten Schritte mit Ghøstkid in den kommenden Wochen nun aus? Kannst du uns schon ein paar kleine Geheimnisse, wie z.B. anstehende Releases oder Live-Shows verraten?

Ich bin gerade noch auf der Suche nach den passenden Partnern, aber sobald das in trockenen Tüchern ist, geht es direkt ins Studio, um echte Drums aufzunehmen und den Gesang nochmal komplett neu zu recorden. Vermutlich kann man in den nächsten 2-3 Monaten schon mit der ersten Single und Musikvideo rechnen.

MC | Jonas: Viele deiner Fans werden wissen wollen, wie es nun mit Eskimo Callboy weitergeht. Die Jungs suchen aktuell nach einem neuen Sänger/Shouter. Bist du in diesen Prozess noch irgendwie mit einbezogen oder überlässt du das deiner alten Truppe komplett selbst?

Das überlasse ich den Jungs selbst. Jeder muss sich ja auch jetzt erstmal auf sich fokussieren. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen!

MC | Jonas: Wir können uns vorstellen, dass du deinen Fans gerne ein paar persönliche Worten hinterlassen möchtest. In den folgenden Zeilen hast du die Möglichkeit dafür.

Hey ihr da draußen!

Ich wollte einfach nochmals danke sagen für die 10 tollen Jahre. Ohne euch hätte ich nie die Möglichkeit gehabt, meinen Traum, den ich mit 15 hatte, leben zu dürfen. Dafür bin ich wirklich unendlich dankbar und hoffe, dass wir uns sehr sehr bald wiedersehen.

Ich kann es kaum erwarten, wieder auf der Bühne zu stehen und freue mich riesig auf die anstehende Zeit.

Danke auch für euer liebes Feedback zu Ghostkid. Ich weiß euren Support sehr zu schätzen und hoffe, es gefällt euch, was ich die letzten Monate gezaubert habe. Habt noch ein bisschen Geduld, bald ist es soweit!

Bis dahin allerliebste Grüße,
Euer Sushi

MC | Jonas: Und zum Ende ein paar Worte an deine alten Bandmitglieder von Eskimo Callboy, mit denen du immerhin 10 Jahre verbracht und viel erlebt hast …

Pascal, ich hab noch deine Gitarre hier stehen… hol die ma‘ ab!

Foto: Angela Regenbrecht / Ghøstkid – Offizielles Pressebild

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