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Dayseeker: Von Verlust zu düsterer Wiedergeburt – der Weg zu radikaler Ehrlichkeit
Katharsis statt Kapitulation.
VON
Christopher Link
AM 27/08/2025
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Als Dayseeker-Frontmann Rory Rodriguez 2021 innerhalb weniger Wochen erst Vater wurde und kurz darauf seinen eigenen Vater verlor, erlebte er eine emotionale Extremsituation. Ursprünglich plante er, nur einen einzelnen Song über diesen Schicksalsschlag zu schreiben – doch der Verlust durchdrang den gesamten kreativen Prozess. Aus dieser Zeit entstand das 2022 veröffentlichte Album „Dark Sun“, ein Werk, das Trauer, Hoffnung und innere Zerrissenheit gleichermaßen einfängt.
Songs wie „Afterglow (Hazel’s Song)“ dokumentieren das Spannungsfeld zwischen Abschied und Neubeginn: das eine Leben, das endet, und das andere, das gerade erst beginnt.
Dayseeker haben sich noch nie vor unangenehmen Themen gescheut
Doch diese schonungslose Offenheit hatte ihre Wurzeln schon in früheren Werken. Bereits auf dem 2013er-Debüt „What It Means To Be Defeated“ verarbeitete die Band existentielle Kämpfe, während „Origin“ von 2015 noch deutlich autobiografischere Züge trug – mit unangenehmen Themen wie der Parkinson-Erkrankung von Rorys Vater („A Cancer Uncontained“) und der Drogensucht seiner Mutter („The Earth Will Turn“).
Das anno 2017 erschienene „Dreaming Is Sinking // Waking Is Rising“ präsentierte derweil eine konzeptuelle Erzählung, die Trauma und Selbstfindung metaphorisch verarbeitete, bevor „Sleeptalk“ (2019) wiederum mit einer offeneren Mischung aus Post-Hardcore, Pop- und R&B-Einflüssen neue Klangfarben einbrachte. „Dark Sun“ wurde damit zum Kulminationspunkt eines bereits lange geführten, persönlichen Dialogs zwischen Leben und Kunst.
Die Arbeit an „Dark Sun“ markierte einen Wendepunkt: Emotionale Echtheit wurde wichtiger als jede Genre-Erwartung. Rory erklärte rückblickend, dass er in dieser Phase kaum Energie für rein energiegeladene Songs hatte – die Musik musste zu hundert Prozent wahrhaftig sein, unabhängig davon, ob sie leise oder laut, sanft oder hart ausfiel.
Diese durchaus kompromisslose Haltung prägte nicht nur den Sound, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung der Band: Dayseeker gelten als eine der Bands in der modernen Post-Hardcore-Szene, die Emotionalität nicht als Stilmittel, sondern als Kern ihrer Identität begreifen – komme, was wolle.
Neues Album dient als düstere Wiedergeburt
Einen besonderen Übergang hin zur kommenden Ära markierte im April diesen Jahres der Song „Pale Moonlight“. Er erschien als erste Single nach „Dark Sun“ und verknüpfte die Atmosphäre der Trauerarbeit mit einer deutlich dunkleren, aggressiveren Note.
„Pale Moonlight“ fungierte wie eine Art Vorbote – die lyrische Auseinandersetzung mit inneren Dämonen traf hier bereits auf eine härtere musikalische Gestaltung, die direkt in die Welt von „Creature In The Black Night“ hineinführt.
Mit der Ankündigung ihres sechsten Studioalbums „Creature In The Black Night“, das am 24. Oktober 2025 erscheinen wird, führen Dayseeker diesen Weg konsequent weiter. Produziert von Daniel Braunstein und gemixt von Zakk Cervini, greift das Album erneut innere Konflikte auf – diesmal in noch roherer Form.
Der Titelsong thematisiert „die dunklere Seite deines Gewissens, die dich überfordert“ – eine Metapher für Abhängigkeiten und zerstörerische Muster, die man nicht ignorieren kann. Visuell orientiert sich das Ganze an einer bedrohlichen, fast filmischen Ästhetik mit Grim-Reaper-Symbolik und düsteren Farbpaletten.
Rory selbst betont, dass sich die Musik bewusst härter und ungeschliffener präsentiert: „Wir riffen mehr, ich schreie mehr. Und es fühlt sich gut an. Es fühlt sich ehrlich an.“
Die Verbindung zwischen „Dark Sun“ und „Creature In The Black Night“ ist bereits zum jetzigen Zeitpunkt klar: Beide Alben sind Produkte einer Haltung, die Authentizität über Kommerz stellt. Doch dieser Weg begann lange vor „Dark Sun“: Von den introspektiven Anfängen auf „What It Means To Be Defeated“ über die konzeptionelle Tiefe von „Dreaming Is Sinking // Waking Is Rising“ bis zur melodischen Öffnung auf „Sleeptalk“ führte jede Station näher zu der kompromisslosen Ehrlichkeit, die Dayseeker letztlich ja irgendwie schon immer in unterschiedlichen Ausmaßen auszeichnete.
Während „Dark Sun“ eine kathartische Auseinandersetzung mit Verlust war, wurde „Pale Moonlight“ zu einem Bindeglied, das diesen Schmerz in neue, dunklere Energie verwandelte. Das kommende Werk soll die konsequente Fortführung dieser Entwicklung darstellen: eine bewusste Entscheidung, Emotionalität nicht zu glätten, sondern sie stattdessen sogar zu intensivieren. Und wir sind mehr als nur bereit, diese mit offenen Armen zu empfangen.
Live auf Tour 2026
Mit allerlei neuen Songs im Ärmel kommen Dayseeker übrigens im nächsten Jahr wieder zu uns; im Februar 2026 sind sie dann neben Make Them Suffer im Vorprogramm der Tour von Motionless in White zu sehen:
Tourdaten
Motionless In WhiteTour 2026
Special Guests: Dayseeker & Make Them Suffer
- 20.02.2026 – DE – Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall
- 21.02.2026 – DE – Hannover, Swiss Life Hall
- 24.02.2026 – DE – München, Zenith
- 25.02.2026 – AT – Wien, Stadthalle
- 27.02.2026 – DE – Frankfurt, Myticket Jahrhunderthalle
Foto: Alexander Bemis / Offizielles Pressebild
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