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Interview
Casey über ihr neues Album: „Wir wollten unseren Sound auf ein neues Level bringen!“
Liam Torrance und Max Nicolai im Talk.
VON
Mauritz Hagemann
AM 14/01/2024
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- Minuten
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Dass Casey im Jahr 2024 mit „How To Disappear“ ein neues Album veröffentlichen würden, war lange Zeit nahezu unvorstellbar. Und zwar für Fans und die Band zugleich. Schließlich hatte sich die Band 2019 aufgelöst und seinerzeit keine Anzeichen für ein etwaiges Comeback verlauten lassen. Doch Ende 2022 meldete sich das Quintett aus der walisischen Hauptstadt Cardiff zurück – mit einigen Shows und zwei Singles. Einen Masterplan für die Rückkehr gab es zu diesem Zeitpunkt übrigens noch nicht, wie uns Gitarrist Liam Torrance im Interview berichtet. „Wir haben ja schon mehrfach betont, dass wir gar nicht abschätzen konnten, ob sich noch jemand für uns interessiert. Es gab zunächst diese beiden Songs, die wir unbedingt veröffentlichen wollten. Alles andere hat sich dann ergeben.“ Alles andere – das ist unter anderem das neuen Album, eine USA-Tour, die in diesen Tagen startet und Shows bei den Impericon Festivals im Frühjahr.
Die Kunst, richtig zu kommunizieren
Casey sind also ganz offensichtlich wieder voll und ganz bei der Sache. Da stellt sich die Frage, weshalb es vor knapp fünf Jahren überhaupt zur Trennung kommen müsste. Drummer Max Nicolai schaut heute sehr reflektiert auf diese Zeit zurück und benennt vor allem die fehlende Kommunikation als den entscheidenden Faktor. „Wir haben zu wenig miteinander gesprochen und generell nicht gut kommuniziert.“ Gerade für Sänger Tom Weaver sei es eine belastende Zeit gewesen. „Tom hat damals alles gemacht. Er hat ganz normal Nine To Five gearbeitet und sich dann bis spätabends um die Angelegenheiten der Band gekümmert.“
Die anderen Bandmitglieder hätten erst später gemerkt, wie ermüdend es für Tom gewesen sein muss, sich um alles zu kümmern. „Er hat das ja auch sehr gut gemacht. Wenn wir damals einen Interviewtermin hatten, wäre das selbstverständlich von Tom übernommen worden. Generell war es so, dass er die Dinge geregelt hat und wir sie dann nur abgenickt haben.“ Für einige Zeit geht eine solche Arbeitsweise sicher gut. Aber auch bei Casey wurden die Spannungen immer größer und mündeten schließlich darin, dass man kaum noch miteinander sprach. Die Trennung war dann nur die logische Konsequenz.
Was man hatte, weiß man erst, wenn es vorbei ist
Liam Torrance hatte schon früh eine Ahnung davon, wie sehr er Casey vermissen würde. „Mir ist zum Ende hin sehr klar geworden, wie schlimm es ist, keine neue Tour, keine neuen Songs, einfach nichts mehr zu haben, worauf man sich freuen kann.“, blickt er auf das vermeintliche Ende der Band zurück. Den anderen Bandmitgliedern wird es ähnlich gegangen sein. Und doch dauerte es viele Monate, bis man überhaupt wieder miteinander sprechen konnte. „Bevor wir wieder zusammen Musik machen konnten, musste ich mich mit Tom aussprechen. Wir haben ein paar Stunden gesprochen, uns dann umarmt und dann ging es wieder.“, gesteht Max Nicolai. Für die „zweite Karriere“ hat sich die Band in jedem Fall vorgenommen, dass einige Dinge grundlegend anders ablaufen. Die Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und es wird mehr und besser miteinander kommuniziert. Das gilt auch für das Songwriting – alle bringen sich so gut ein, wie sie können.
Den Casey-Sound auf ein neues Level bringen
Was dabei herauskommt, können wir auf „How To Disappear“ hören. Mit dem Ergebnis sind Liam Torrance und Max Nicolai mehr als zufrieden. „Wir wollten den Casey-Sound auf ein neues Level bringen und wir denken, das haben wir auch geschafft.“ So höre man immer noch sehr deutlich, dass es sich um ein Album von Casey handele. Doch es sei der Band zum einen gelungen, den Sound atmosphärischer und erwachsener zu gestalten. Zum anderen habe man auch die Stimme von Tom Weaver viel differenzierter einsetzen können. „Tom hat eine unglaublich vielseitige Stimme. Auf „How To Disappear“ zeigt er seine ganze Range.“, ist Liam Torrance auch mit diesem Aspekt des Albums rundum glücklich.
Über die Lyrics, für die weiterhin allein Tom Weaver verantwortlich ist, können beide nur aus einer beobachtende Perspektive sprechen. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie Tom auf diese Idee gekommen ist. Aber das allgemeine Motiv des Albums ist die Frage, was wir hinterlassen, wenn wir diese Welt verlassen.“, erläutert Max Nicolai. Der Band sei klar, dass für viele Fans die Texte sehr wichtig sind. Es sei dieses Mal etwas anders als auf den ersten beiden Alben, doch auch in lyrischer Hinsicht sei „How To Disappear“ erwachsener und vielseitiger als seine Vorgänger.
Casey: Ein Blick in die Zukunft
Es spricht vieles dafür, dass dem erfolgreichen Comeback noch viele gute Jahre folgen werden. In diesem Jahr wird die Band in jedem Fall wieder viel unterwegs sein. Doch wie stehen die Chancen, dass Casey nach den Impericon Festivals für eine Headline-Tour zu uns kommt? „Wir können noch nichts verraten, aber wir planen definitiv etwas in diese Richtung.“, müssen sich Liam und Max noch geheimnisvoll geben. Dass Casey zu Deutschland und den deutschen Fans eine ganz besondere Beziehung haben, ist hingegen kein Geheimnis. „Seit unserer ersten Tour in Deutschland sind wir immer wieder gerne zu euch gekommen. Der Kulttempel in Oberhausen ist meine Lieblingslocation.“, so Liam Torrance. Max Nicolai kann sich noch gut an das Gefühl erinnern, schon bei den ersten Shows viele Fans gesehen zu haben, die alle Texte mitsingen können. „Ich glaube, so eine Fanbase haben wir nirgendwo.“ Ein besseres Schlusswort gibt es wohl kaum.
Foto: Casey / Offizielles Pressebild
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