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Architects: Eine Reise durch die Vergangenheit – der ultimative Rückblick
Von Mathcore bis Orchester & alles dazwischen.
VON
Erin
AM 09/02/2025
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Architects veröffentlichen am 28. Februar 2025 mit The Sky, The Earth & All Between bereits ihr elftes Studioalbum. In den aktuellen Singles hat die Band sowohl musikalisch, als auch lyrisch einen deutlichen Weg ein. Das gibt uns Anlass, auf die zehn zuvor veröffentlichten Alben zu schauen. Bereit?
Der Beginn der Erfolgsgeschichte der Architects
Architects haben im Jahr 2006 mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Nightmares“ ihre Wurzeln im Mathcore gesetzt. Damals waren Sänger Matt Johnson und Bassist Tim Lucas noch im Line-up der Band.
Mit ihrem neuen Frontmann Sam Carter und dem neuen Bassisten Alex Dean wurde dann im Oktober 2007 das Album „Ruin“ auf dem Markt gebracht. Die Wurzeln des Mathcore fingen in Songs wie dem Opener „Buried At Sea“ oder „Always“, an, mit dem Einfluss vom Metalcore zu verwachsen. Einfluss hatten die Architects auf die Szene schon damals. So benannten sich beispielsweise Northlane nach dem gleichnamigen Song auf dem Album.
„Sail This Ship Alone“ ist einer der wenigen Songs, in der keine Stimme erklingt. Der durch die Drums von Dan Searle getragen und durch Synths geleitet wird.
Die Atmosphäre dieses Songs wird im letzten Song „Hollow Crown“ im darauffolgenden gleichnamigen Album mit dem Gesang von Sam Carter erweitert. Auch wenn das Stück zu der Zeit der ruhigste Architects-Song war, glitzern die Melodien eines Tom Searle hindurch.
Mit dem Album „Hollow Crown“ kreieren Architects einen ersten wiedererkennbaren Sound, der besonders in „Early Grave“ oder „Left With A Last Minute“ zum Vorschein kommt. Nicht nur musikalisch, sondern auch lyrisch scheint die Band ihren Weg gefunden zu haben. In Songs wie „Numbers Count For Nothing“, „Follow The Water“ und „In Elegance“ werden Themen, wie Abhängigkeit und Religion subtil angesprochen. Besonders letzteres wird kritisiert.
Architects: Bis heute Relevant
Generationskonflikte, Sucht und Liebeskummer sind nur einige der Themen, die in dem vierten Album „The Here And Now“ angesprochen werden. Sechs Jahre nach dem Debütalbum haben Architects den zuvor gefundenen Sound durch eine immer stärker werdende Stimme von Sam Carter unterstrichen.
Vor allem „Learn To Live“, „Delete, Rewind“ und „BTN“ stechen heraus. „Heartburn“ hingegen schlägt die ruhige Seite der Band an und ist der erste Song, der auch als Akustikversion veröffentlich wurde.
„Daybreaker“, das im Jahr 2013 veröffentlichte Album, ist richtungsweisend und ein thematischer Rundumschlag.
In den Songs „Alpha Omega“ und „Daybreak“ fokussieren sich Architects auf Kritik an der Religion. Insbesondere in „Alpha Omega“ wird das Konzept von Himmel und Hölle beleuchtet und hinterfragt. Auch Sozialkritik („Truth, Be Told“, „Devils Island“) und Kritik an der Umweltpolitik („Black Blood“) finden in „Daybreaker“ einen Platz.
Bereits mehr als zehn Jahre liegen zwischen der Veröffentlichung von „Daybreaker“ und der aktuellen Weltlage. Dennoch ist das Album noch immer relevant – vielleicht relevanter als je zuvor.
So handelt einer der bekanntesten Songs „These Colours Don’t Run“ von der Verblendung und Zerstörung der Vereinigten Staaten von Amerika. Well…
Zwischen Bleghs & Riffs
Wenn man an den Sound von „Lost Forever // Lost Together“ denkt, kommen einem zuallererst die brutalen Riffs sowie die Vielfalt der Vocals und Bleghs von Sam Carter in den Sinn. Insgesamt klingt das Album stimmiger als zuvor und die Band ist nun endgültig im Metalcore angekommen.
Wie in den vorherigen Alben auch, geben Architects verschiedenen relevanten Themen Aufmerksamkeit. Die fast standardmäßige Kritik an Religion wird in „Broken Cross“ härter als je zuvor ausgeübt. In einem Statement zu dem Song schreibt Tom Searle, dass „Broken Cross“ den Fundamentalisten gilt. Und denen, die Religion als eine Entschuldigung für ihr grausames Handeln nutzen. Das Schicksal von Whistleblowern, wie dem des US-Amerikaners Edward Snowden, wird in „Dead Man Talking“ aufgegriffen. In „Colony Collapse“ wird sich wiederum der Nuklearkatastrophe in Fukushima und deren Auswirkungen gewidmet.
„The Devil Is Near“ befasst sich mit legalem und illegalem Walfang, sowie dem Stress, dem verbleibenden Mitgliedern der Familie ausgesetzt sind. Auch ist ein Einspieler des nicht unumstrittenen Sea Shepherd-Gründers Paul Watson zu hören.
Zwischen Kritik an der Gesellschaft & dem Umgang mit Tod
Drei Monate nach der Veröffentlichung des siebten Album „All Our Gods Have Abandoned Us“ im Mai 2016 erlag Gitarrist und Songwriter Tom Searle einer Krebserkrankung. In „Lost Forever // Lost Together“ wurde mit „C.A.N.C.E.R.“ schon ein erster Umgang mit der Krankheit und den Folgen für die eigene Person und das Umfeld gefunden. Dies wird in „Gone With The Wind und „The Empty Hourglass“ weitergeführt. „A Match Made In Heaven“ und der Opener „Nihilist“ setzen sich hingegen wieder mit dem altbewährten Thema Religion auseinander. Wobei „Nihilist“, wie der Titel bereits vermuten lässt, sich vermehrt dem Nihilismus widmet.
Zwei Jahre später erfolgte die Veröffentlichung des Albums „Holy Hell“. Josh Middleton, der bereits zuvor in den Schreibprozess des Albums involviert war, übernahm nicht nur die Rolle des Leadgitarristen. Bis zu seinem Ausstieg im Mai 2023 gab er seiner Stimme bei Auftritten der Band ebenfalls eine Bühne. Architects widmen sich in Teilen des Albums dem Umgang mit dem Tod und den (positiven) Auswirkungen auf das eigene menschliche Leben.
Während das Instrumentale in Songs wie „Damnation“ und „Dying To Heal“ wieder einen technischeren Sound seitens Gitarre und Drums haben, sticht Sam Carter mit seinem klaren Gesang und den Varietäten seiner verzerrten Stimme hervor. Besonders deutlich hörbar ist das in den Songs „Hereafter“ und „Royal Beggars“. Auch dass „Doomsday“ und dessen Pianoversion emotional, kraftvoll und wunderschön sind, ist seit der Veröffentlichung kein Geheimnis mehr.
Für diejenigen, die zu existieren wünschen
Im Jahr 2021 haben Architects für diejenigen, die zu existieren wünschen, 15 Songs geschenkt. „For Those That Wish To Exist“ ist in Atmosphäre von Hoffnung und Härte gehüllt. Die Breakdowns in „Black Lungs“ und „Discourse Is Dead“ unterstreichen die behandelten Themen mit nötiger Härte. Mit „Flight Without Feather“ und „Dead Butterflies“ haben Architects zwei ruhigere Songs kreiert, die besonders in der Abbey Road-Version ihre volle Kraft entfalten können.
Architects haben uns mit the classic symptom of a broken spirit ein Jahr später aus der Atmosphäre rausgerissen und in ein Album voller Gesellschaftskritik reingeschmissen. Der Opener „deep fake“ bespricht die Relevanz von Kontrolle, Macht und Manipulation in unserer Gesellschaft. Passend dazu wird in „a new moral low ground“ fehlende Empathie in einer immer radikaler werdenden Welt kritisiert. Raum zum Denken und Fühlen gibt uns ein perfekt passendes Gitarrensolo.
In den vergangenen zehn Alben haben wir Architects beim Wachsen und Erwachsen werden zusehen können. Zusammen mit einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint. Mit Schicksalsschlägen, die die Band persönlich getroffen haben. Aber genauso gut jeden anderen treffen können und mit denen fast jeder schon einmal Berührungspunkte hatte.
Es bleibt also spannend, wie „The Sky, The Earth & All Between“ abseits der vorab veröffentlichten Songs klingt.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Jana Boese (synapsengift)
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