
Review
Melodic Death Metal
Kritik: Vinegar Hill - "Darkness Echoes"
Jede Menge Lärm!
VON
Markus Seibel
AM 23/03/2025
Artikel teilen:
Ganz klar – sogenannte Melodic Death-Bands gibt es heute wie Sand am Meer, und die meisten davon klingen ähnlich bis gleich. Zwar sind auch Vinegar Hill die musikalischen Vorbilder anzumerken, jedoch schafft es die Österreicher Kombo mit „Darkness Echoes“ irgendwie ihren ganz eigenen Schuh daraus zu machen. 2007 gegründet, kommt nun das fünfte Studioalbum, welches mit typischer Aggresivität durchaus zu überzeugen weiß. Mit „Darkness Echoes“ ist ein derart kraftvoller Einstieg gelungen, dass das Ganze vermutlich nur nachlassen kann.
Nicht so bei dem vorliegenden neuen Material: Die Folgetitel „I Am The Villain“ und „Traitors Call“ können locker mithalten und „Mouth Of Rust“ trifft auch dank eines wunderbar verträumten Gitarrensolos mitten ins Herz – ebenso wie „On Fire“. Auch Sänger Thomas „Tom“ Kaluza hat einen gewissen Funken in der Stimme, der das Zeug dazu hat, ein ordentliches Feuer zu werden.
VINEGAR HILL FEUERN NEUN GUTE BIS SEHR GUTE DEATH METAL GRANATEN AB
Was auffällt: Seit ihrer Bandgründung hauen Vinegar Hill alle paar Jahre ein neues Album raus; ein passender Rhythmus scheint gefunden. Und glücklicherweise ist „Darkness Echoes“ auch qualitativ weit von einem kompositorischen Schnellschuss entfernt. Kein Kunststück, könnte man meinen – immerhin ist Gitarrist und Frontmann Michael Dreschnig federführend, der ehedem bei Ars Moriendi aktiv war und mit Thomas „Tom“ Kaluza (unter anderem Senntus) ist ein ebenso erfahrener Sänger am Start.
Doch die Band beschritt im Lauf der vergangenen Jahre häufiger neue Wege – personell wie musikalisch; und der frische Wind scheint dem Quintett wirklich gutzutun. „Darkness Echoes“ vereint alles in sich, was Vinegar Hill seit 18 Jahren ausmacht: Von melodischen Nummern wie dem einleitenden „Shadows Closing In“ bis hin zu eher typischen Death Metal-Riffs in „Renegades And Outlaws“ ist alles dabei.
Dies liegt auch daran, dass sich die Herren noch gezielter auf einzelne Passagen ihres anspruchsvollen Sounds fokussieren. Sprich: Wenn Granaten abgefeuert werden, treffen sie zielsicher, und wenn Zeit für harsch-aggressive Gelassenheit gefordert ist („The Scapegoat“), nehmen sich die Musiker die dafür notwendige Ruhe und punkten mit laszivem Klangbild. So ist ein Werk entstanden, das seinem Zuhörer zwar volle Konzentration abverlangt, dafür aber mit einem faszinierenden Hörerlebnis belohnt.
Über dem unheilvollen Wut-Wucht-Gebräu thronen Andreas „Foali“ Fahrleitners und Michael Dreschings markantes Grummeln sowie teils raue, teils melodische und teils verdammt verquere Sechssaiterhexereien.
tradition und moderne
Insbesondere mit Modern Metal-inspirierten Soli heben sich Vinegar Hill von Gleichgesinnten ab, übertreiben es manchmal in Sachen Griffbrettakrobatik aber auch ein wenig und begraben andere Song-Fragmente unter sich.
Und doch beeindruckend, welche Klangfarben dabei abgerufen werden. Von kraftvollem, schroffem Growl bis hin zu Thomas-typischem Klargesang wird auf „Darkness Echoes“ einiges geboten. Doch ohne die passenden Songs nutzt natürlich auch die eindrucksvollste Stimme nichts. Denn die Band konnte sich über die Jahre, wie eingangs erwähnt, bereits eine gewisse Routine erarbeiten und das hört man dieser Scheibe durchaus an.
Mehrstimmige Gitarrenläufe, prägnante Melodien, treibende Riffs. Zwar kulminiert dies nicht immer in memorablen Hits, aber wer mit aggressivem, melodischem Death Metal etwas anfangen kann, wird definitiv seine Freude an „Darkness Echoes“ haben.
Und abwechslungsreich ist diese Scheibe noch dazu – mal klingen Dark Tranquility an, dann (sehr) alte My Dying Bride, ein Schuss In Flames. Die meiste Zeit jedoch klingen Vinegar Hill frisch und unverbraucht.
Foto: Vinegar Hill / Offizielles Pressebild
Vinegar Hill News
Darkness Echoes
Künstler: Vinegar Hill
Erscheinungsdatum: 28.03.2025
Genre: Death Metal
Label: FFS Labelservices/Warner Music
Medium: CD, Vinyl, etc
Vinegar Hill News
More Reviews