Song
01/08/2025
Review
Alternative
Kritik: Marathonmann - "Poltergeist"
Wenig Ausbruch aus der Komfortzone.
VON
Mauritz Hagemann
AM 25/10/2025
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Als Marathonmann vor zwei Jahren ihr Album „Maniac“ veröffentlichten, mussten einige Fans der ersten Stunde ziemlich schlucken. Schon das Artwork der Platte legte eine gewaltige Veränderung nahe. Und tatsächlich, auch im Inneren zeigte sich eine ziemlich neue Seite der Münchener. Zwar war die markante Stimme von Sänger Michi Lettner weiterhin klar erkennbar. Doch der stark Synthie-lastige Sound sorgte doch für reichlich Kopfschütteln. Jetzt ist die Band mit ihrem neuen Album „Poltergeist“ zurück.
Der Opener „Memento“ dürfte vielen langjährigen Fans der Band gut gefallen. Denn der Track stellt eine deutliche Abkehr vom Sound des Vorgänger-Albums dar und hat wieder deutlich mehr Ähnlichkeit mit dem Sound der frühen Jahre. Außerdem geht der Song angenehm nach vorne, hat eine klare Handschrift und Ohrwurm-Potential. Ein Bilderbuch-Opener sozusagen. Und es geht dann auch ziemlich stark weiter. Vielleicht wirkt ein Song wie „Frequenzen“ sogar etwas zu glattgeschliffen und auch in der Stimme von Michi Lettner wäre sicher noch etwas Raum für Herzschmerz und Dramatik. Aber alles in allem scheint es schon zu Beginn des Albums so, als hätten sich Marathonmann auf die musikalischen und lyrischen Elemente besonnen, die den Aufstieg der Band vor über zehn Jahren verursacht hatten.
Marathonmann mit glatt poliertem Sound
Es ist dann ausgerechnet der Titelsong, der nach dem starken Start für eine erste kleine Delle sorgt. „Poltergeist“ hat zwar durchaus starke Ansätze, insgesamt plätschert der Song aber doch zu sehr daher und zeigt zu wenig Differenzen. Der auch hier glatt polierte Sound steht im Widerspruch zu dem, was Marathonmann zumindest in ihren Anfangsjahren ausgemacht hat. Auch die folgenden Songs leiden zum Teil darunter, dass viele gute Ansätze und Ideen in einer gewissen Beliebigkeit untergehen. Das gilt auch für einen Song wie „Deflektorschild“. Nicht gerade langweilig, aber eben doch austauschbar.
Zu selten wird es außergewöhnlich
Marathonmann schaffen es auf „Poltergeist“ zu selten, den Songs etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches zu verleihen. Die Texte sind nach wie vor nicht schlecht. Nicht gezwungen intellektuell, aber auch nicht peinlich oder billig. Aber auch hier waren Marathonmann in der Vergangenheit schon einmal stärker. Denn auch den Texten fehlt das Außergewöhnliche. Im Ohr bleiben nur wenige – und die etwas zu oft genutzten Einspieler gesprochener Texte macht die Sache auch nicht unbedingt besser. Gleichwohl gibt es immer wieder Lichtblicke. So zum Beispiel das Finale von „Stendhal Syndrom“, in dem es Michi Lettner gemeinsam mit der Musik schafft, wieder jede Menge Gefühle in den Song zu transportieren. Dies gilt auch für die nette The Cure-Referenz in „The Darkness“.
Nett zu hören, aber zu wenig gewagt
Mit elf Songs und gerade einmal 32 Minuten Spielzeit ist „Poltergeist“ ein sehr kompaktes Album, das wenig Ausreißer hat. Und zwar weder nach oben noch nach unten. Es scheint fast so, als hätten Marathonmann nach dem wenig geglückten „Maniac“-Experiment nun versucht, möglichst wenig anzuecken. Etwas mehr Wagnis wäre aber doch notwendig und sinnvoll gewesen. Weder lyrisch noch musikalisch und auch in Sachen Produktion gelingt es Marathonmann, einen wenig nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Fans werden wohl zufrieden sein, einen Meilenstein hat die Band aus München hier aber nicht hingelegt. Nach fast 15 Jahren als Band hätte man sich ruhig mehr trauen können.
Foto: Janis Hinz / Offizielles Pressebild
Poltergeist
Künstler: Marathonmann
Erscheinungsdatum: 15.10.2025
Genre: Post-Hardcore, Punkrock
Label: Redfield Records
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc
- Sie
- Memento
- Frequenzen
- Poltergeist
- … es kann ja nicht immer regnen
- Deflektorschild
- Phenomena
- Stendhal Syndrom
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- The Darkness
- Nie wieder Licht
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