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CrossoverHardcore

Kritik: Deez Nuts - "You Got Me Fucked Up"

Zwei Worte: Deez Nuts. Und sofort hat man Assoziationen. Party, Gute-Laune-Feeling, „Band of Brothers“ und noch vieles mehr. Gerade einmal ...

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Zwei Worte: Deez Nuts. Und sofort hat man Assoziationen. Party, Gute-Laune-Feeling, „Band of Brothers“ und noch vieles mehr. Gerade einmal zwei Jahre ist es her, seitdem die Band um Sänger JJ Peters ihr letztes Album „Binge & Purgatory“ veröffentlicht haben. Seitdem ist es vor allem um Frontmann Peters alles andere als ruhig geworden.

Familie, die eigene Modemarke „¥€$“ und das erste Solo-Hip-Hop Album, das ebenfalls 2019 erschienen ist und „Lazy Je2us“ heißt. Genügend Material um eine ganze Hand voll Künstler zu beschäftigen, aber der kreative Brunnen scheint weiter zu sprudeln. Und so haben sich Deez Nuts mit Co-Producer Andrew Neufeld (Comeback Kid, Sights and Sounds) zusammengesetzt und präsentieren am Freitag ihr neues Album „You Got Me Fucked Up“.

Der Titel spielt darauf an, dass New York, der Wohnort von Peters, ein hartes Pflaster ist, auf dem man sich häufig missverstanden vorkommt. Bei den Aufnahmen wurde so einiges anders gemacht, als bei den letzten Alben. Statt das Songwriting in New York zu betreiben und die Aufnahmen in Boston durchzuführen zog man sich dieses Mal in Toronto zurück und recordete in Los Angeles. Herausgekommen sind, nach eigenen Angaben der Band, zehn krachende Songs voller Lebensgefühl und Energie.

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JJ Peters erzählte uns in einem kürzlichen Interview, dass die musikalischen Einflüsse der Band, sich stark voneinander unterscheiden. So hört er selbst hauptsächlich Hip Hop, während Gitarrist Robert deutlich mehr „klassischen“ Hardcore konsumiert. Das Ganze wird während des Schreibprozesses kombiniert.

Für die Band stellt das Album „das wichtigste Album seit „Stay True“ dar“. Wir konnten uns schon einmal einen Eindruck verschaffen und wollen euch unsere Eindrücke selbstverständlich nicht vorenthalten. Der von Peters versprochene Party-Vibe kommt bereits im ersten Song „Singalong“ perfekt durch.

Das Stück startet in klassischer Deez Nuts Manier. Der Groove in der Strophe, sowohl hervorgerufen durch Peters Rap-Parts, als auch durch den Beat, ziehen den Hörer gleich in den Bann. Der Refrain ist dann mit deutlich mehr Melodie gefüllt und macht während des Hörens unglaublich viel Spaß. Es wird gute Laune versprüht, die sich live noch besser entladen wird. Von musikalischer Seite fällt besonders die treibende Bassdrum von Schlagzeuger Alex Salinger und der knackige Breakdown, der definitiv zeigt, dass wir uns immer noch im Hardcore befinden.

Der Titeltrack „You Got Me Fucked Up“ trifft einen anderen Nerv und stellt einen gelungenen Kontrast zum ersten Song dar. Deutlich wütender, tiefer und schwerer kommt der Song daher, mindert aber keineswegs die Lust zu tanzen. Der nahezu hypnotisierende Gesang, während des Breakdowns, wirkt anfangs zwar etwas befremdlich, ergibt nach mehrmaligem Hören allerdings ebenfalls Sinn.

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Der Song „Crooked Smile“ wurde, ebenso wie „Singalong“ und „Bitterest End“, bereits mit einem Video versehen und noch vor Veröffentlichung des Albums an die Fans verfüttert. Alle drei Songs zeigen ein ganz besonderes Merkmal des Albums: JJ Peters wagt sich über den gescreamten Rap hinaus und und bringt deutlich mehr Melodie in die einzelnen Songs, als man es bisher gewohnt war. Das bringt eine ganz neue Farbe in die Songs der Band und bereichert den Sound der Jungs.

Für Peters erfüllt sich damit ein schön länger gehegter Wunsch. Für ihn war es an der Zeit die Dinge zu tun, auf die er Lust hat. Dadurch, dass er schon so lange im Geschäft sei, wolle er sich durch seine Einflüssen auf ein neues Level weiterentwickeln. Damit öffnet sich die Band musikalisch, wodurch der kreative Schaffensprozess noch vielfältiger ausgefallen ist. Ähnlich, wie die drei Singles, überzeugt auch „You Gotta Feel Me“ mit einem deutlich melodiereicheren Refrain und Strophen, die eine gelungene Mischung aus Hardcore und Metalcore darstellt.

Die Songteile stellen somit eine Mischung dar, der rund und gelungen wirkt. Dass Kontraste innerhalb der Songs eine besondere Rolle spielen, zeigen Deez Nuts auf eine ganz andere Art im Song „Axe To Grind“. Während die Strophen besonders durch die Gitarren sehr schwer und langsamer daher kommen und ebenfalls durch ein eher minimalisiertes Schlagzeug unterstützt werden, folgt im nächsten Moment gleich ein unglaublich schneller Doubletime-Part. Das kommt so überraschend, dass es einfach nur Spaß macht dabei zuzuhören.

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„Get a Grip“ ist dann ein Song, der an vergangene Songs der Band erinnert. Besonders im Refrain bleibt die ausgewogene Mischung aus Rap und Gesang im Kopf, wobei die Strophe an den klassischen Deez Nuts-Hardcore erinnert und Fans der Band definitiv bekannt vorkommen wird. Abschließend noch einmal ein Bezug zu der Aussage Peters’, dass „You Got Me Fucked Up“ das bedeutendste Album seit „Stay True“ sei.

Das begründet er damit, dass „Stay True“ sein erstes Album im Namen der Band war und es eine besondere Herausforderung war es aufzunehmen. Für ihn ist das Album nach wie vor eines der Kernalben, mit dem die Band identifiziert wird und das Deez Nuts ein gewisses Image gegeben hat. Mit der neuen Platte soll ein etwas anderer Weg begangen werden, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen.

Die Jungs hoffen damit auch neuem Publikum ihre Musik präsentieren zu können und frischen Wind in die Deez Nuts-Stube zu bringen. Wir finden, dass dies tatsächlich mehr als gelungen ist.

Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

ALBUM
You Got Me Fucked Up
Künstler: Deez Nuts

Erscheinungsdatum: 18.10.2019
Genre: ,
Label: Century Media Records
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. Singalong
  2. You Got Me Fucked Up
  3. Crooked Smile
  4. You Gotta Feel Me
  5. On Some Shit
  6. DTDFL4EVA
  7. Fools Gold
  8. Axe to Grind
  9. Get a Grip
  10. Bitterest End
Deez Nuts You Got Me Fucked Up
Deez Nuts You Got Me Fucked Up
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FAZIT
Ist „You Got Me Fucked Up“ denn nun das angepriesene Meisterwerk, dass Deez Nuts den Fans versprochen hat? In gewissen Aspekten auf jeden Fall. Hörer werden das bekommen, was versprochen wurde. Weiterentwickelte, frische Songs mit mehr Gesangsparts in den Refrains und trotzdem der nicht zu verkennende Deez Nuts-Sound.

Die Stimmung, die die Songs mitbringen wirkt positiv, einladend und authentisch. Die unterschiedlichen Projekte, denen Peters sich widmet, scheinen also keineswegs die Entwicklung der Band zu behindern, sondern lassen die Jungs in 2019 zu Höchstleistungen auflaufen. Wer also Lust auf mitreißenden und vielseitigen Hardcore hat, der sollte in das Album definitiv einmal hereinhören.