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We Came As Romans: „Wir wollen nicht durch unsere Trauer definiert werden“

Andy & Josh im emotionalen Interview.

VON AM 08/11/2025

Mit „All Is Beautiful…Because We’re Doomed“ schließen We Came As Romans einen Kreis – und öffnen einen neuen: zwischen Verlust, Rebirth und der Frage, wie man weiterlebt, wenn alles zerbrochen ist.

Ein Album als Endlosschleife – und als Zumutung

Am Anfang ist da nur dieser Ton. Ein leicht verstörendes Summen, das irgendwo zwischen Fiepen, Brummen und kosmischem Rauschen liegt. Dazu die Worte: „Do you want a taste of the bitter truth? All is beautiful because we’re doomed.“ Kein sanftes Reinkommen, keine Intro-Playlist, sondern ein direktes „Buckle up, wir müssen reden.“

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Das neue Album von We Came As Romans ist als Loop konzipiert: Der Anfangs-Noise kehrt am Ende zurück, der Schluss schließt sich nahtlos an den Anfang, und wer will, kann die Platte theoretisch unendlich laufen lassen. Für Gitarrist Andy ist dieser Sound mehr als nur ein stilistischer Gag:

„Für mich fühlt sich das Geräusch am Anfang fast an wie eine Geburt. Es wird laut, überwältigend, du wirst in diese neue Welt geworfen. Am Ende der Platte baut sich alles wieder episch auf – und fällt dann zurück in genau diesen Sound. Anfang, Ende, der Zyklus – und dazwischen dieser kurze Moment von Leere.“

Andy bezieht sich dabei auf das tibetische Konzept der Bardos – Zwischenräume zwischen Anfang und Ende, in denen man Erkenntnis oder Frieden finden kann. Genau diese Zwischenräume interessieren We Came As Romans 2025 mehr denn je: die Sekunden, in denen ein Leben kippt, ein Verlust nachhallt, ein neues Kapitel beginnt.

Vom Verlust zur Identität: „Wir wollten nicht die Band sein, die ihren Sänger verloren hat“

2018 stirbt Sänger Kyle Pavone plötzlich und unerwartet. Die Band stürzt in einen Strudel aus Trauer, Schock und der Frage, ob und wie es überhaupt weitergehen kann. Das folgende Album „Darkbloom“ ist ein schwerer, düsterer Brocken – ein musikalischer Trauerprozess mit offenen Wunden.

Mit „All Is Beautiful…Because We’re Doomed“ gehen We Came As Romans einen Schritt weiter. Das neue Album fühlt sich an wie ein Befreiungsschlag, ohne die Vergangenheit zu verleugnen. Josh bringt auf den Punkt:

„Wir haben uns zusammengesetzt und entschieden: Wir wollen nicht durch unsere Trauer definiert werden. Wir wollten nicht die Band sein, die ihren Sänger verloren hat. Ja, das ist Teil unserer Geschichte, aber es muss nicht unsere komplette Identität bestimmen.“

Die eigentliche Herausforderung beginnt erst, als die ersten Darkbloom-Touren vorbei sind. Kein unmittelbarer Schock mehr, sondern dieses diffuse „Und jetzt?“. Andy beschreibt die Phase so:

„Bei Darkbloom wussten wir, worüber wir schreiben: über unseren Freund. So hart das war, es hatte eine klare Richtung. Dieses neue Album war schwieriger, weil wir über uns selbst schreiben wollten, über das Danach. Wenn du jahrelang im Kreislauf der Trauer bist, vergisst du irgendwann, wer du selbst bist. Als Band haben wir uns ein Stück weit selbst verloren.“

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Also reden sie. Ehrlich, unangenehm, tief. Über Selbstbilder, über die Art, wie sie inzwischen auf die Welt schauen, über das, was von We Came As Romans übrig ist, und was neu entstehen soll. Aus genau dieser Bestandsaufnahme wächst „All Is Beautiful…Because We’re Doomed“: eine Platte, die Existenzfragen nicht nur stellt, sondern sie in gewaltige Hooks und schwere Riffs gießt.

Zwischen Bardos und „culture wound“: Wer heilt hier eigentlich wen?

Das Album dreht sich immer wieder um Zyklen – Tour, Studio, Leben unterwegs, Leben zuhause. Früher war es simpel: Platte schreiben, aufnehmen, touren, repeat. Heute sieht das anders aus. Andy hat Meditation für sich entdeckt, spricht von täglichen Routinen, von dem Versuch, aus dem Chaos der Tour zurück in die Stille zu kommen. Diese Spannungen hört man in vielen Songs: das Pendeln zwischen Überforderung und Klarheit, zwischen „alles brennt“ und „ich bin bei mir“.

Ein zentraler Song dieser Reise ist „culture wound“ – und der hatte selbst eine halbe Reinkarnation hinter sich, bevor er auf dem Album landete.

„Der Song stand so oft auf der Kippe, raus aus der Tracklist, dann wieder drin, komplett umgebaut, wieder verworfen. Am Ende sind wir fast zur Ursprungsidee zurück und haben sie neu aufgebaut.“

Inhaltlich war „culture wound“ zunächst als Kommentar zur Pharmaindustrie gedacht. Zu Medikamenten, die Menschen abhängig machen und verändern. Am Ende wurde er größer, grundlegender:

„Wir wollten breiter darüber sprechen, ob wir Menschen gerade wirklich unser Bestes geben, einander und dem Planeten zu helfen, oder ob wir mehr zerstören als retten. ‚A diseaser, a savior…‘, es ist eine Reflexion über die Entscheidungen, die wir im Leben treffen, große wie kleine.“

Es passt ins Gesamtbild: Dieses Album will keine einfachen Antworten liefern, sondern den Finger genau in die Wunde legen, wie unsere Kultur sich selbst schlägt. Ohne zu vergessen, dass es trotzdem schön sein kann, noch da zu sein.

Live: Wenn Europa lauter ist als die Monitore

Wer We Came As Romans live sieht, merkt schnell: Diese Songs sind nicht nur für Kopfhörer gemacht, sondern für Räume, die vibrieren. Josh klingt selbst noch leicht ungläubig, wenn er von der vergangenen Europa- und UK-Tour erzählt:

„Die Reaktionen auf die neuen Songs waren besser, als wir uns je erhofft hätten – lauter als alles, was ich mit dieser Band in Europa erlebt habe.“

Die Setlist startete mit „Bad Luck“, bevor später mit „Red Smoke“ und „B2TM“ die härtesten Tracks des Albums zündeten. „One By One“ oder „Where Did You Go“ verwandelten die Hallen dann in einen einzigen, riesigen Chor.

„Wenn ich in die Menge schaue und sehe, wie Leute mir ins Gesicht schreien, Wort für Wort – mit Lyrics, die ich geschrieben habe – und das passiert auf der anderen Seite der Welt…das ist ein verrücktes Gefühl“, sagt Josh. „Es gibt eine Energie bei Shows, die du nicht beschreiben kannst. Du musst sie fühlen.“

Für Andy geht dieser Vibe weit über ein „gutes Konzert“ hinaus:

„Ohne die Fans würden wir im Keller unserer Eltern spielen. Wir versuchen, so persönlich wie möglich zu sein – draußen am Bus, bei Meet & Greets, überall. Ich hab früher Artists getroffen, die unfreundlich waren. Das hat mich echt verletzt. So wollten wir nie sein.“

 

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Mit den Jahren ist aus einer Fanbase eine Community geworden, mit Menschen, die seit frühesten Tagen dabei sind, inzwischen ihre Kinder mitbringen und das Erbe der Band weitertragen. Familie, gewissermaßen, nur mit mehr Breakdowns.

Alles passiert aus einem Grund“ – und warum We Came As Romans nicht aufhören können

Trotz all der Schwere im Konzept steckt in „All Is Beautiful…Because We’re Doomed“ ein überraschend hoffnungsvoller Kern. Andy erzählt eine alte Bauern-Parabel, um zu erklären, wie er den Albumtitel versteht – die Idee, dass Ereignisse erst im Rückblick eine Bedeutung bekommen und vermeintlich „schlechte“ Dinge sich oft als Wendepunkte entpuppen.

Am Ende geht es We Came As Romans darum, wie man auf das reagiert, was passiert, nicht nur darum, was passiert.

„Verantwortung heißt: Wie antwortest du auf das Leben? Wenn du lernst, in dir selbst Frieden zu finden, werfen dich äußere Dinge weniger aus der Bahn“, sagt Andy.

Und was treibt sie nach all den Jahren immer noch auf die Straße?

„Wir sind alle Künstler im Herzen“, sagt Josh. „Wenn wir diese Band nicht hätten, würden wir auf einem anderen Weg Kunst machen. Aber wir haben einen Weg gefunden, das zusammen zu tun, und das macht uns am glücklichsten. Solange wir Songs schreiben, werden wir versuchen, sie mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen.“

Andy ergänzt – halb im Spaß, halb im Ernst:

„Bourbon hilft auch. Aber eigentlich sind es die Menschen. Die Shows. Die Momente, in denen jemand den härtesten Tag seines Lebens hatte und diesen einen Abend braucht, um alles rauszulassen. Wenn wir diesen Release liefern können, füllt das eine Leere, die man schwer beschreiben kann. Und natürlich: Kyles Vermächtnis weitertragen.“

„All Is Beautiful…Because We’re Doomed“ ist damit nicht nur eine weitere Platte im Katalog von We Came As Romans. Es ist eine ehrliche Momentaufnahme einer Band, die beschlossen hat, dass ihre Geschichte nicht mit einem Grabstein enden soll, sondern mit einem Loop, der immer wieder neu beginnt.

Foto im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

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We Came As Romans

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