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Kritik: Shields – „Life in Exile“

Endlich ist der Frühling da und selbst einem Stubenhocker wie mich stimmt das warme und sonnige Wetter glücklich. Und als ...

VON AM 02/05/2018

Endlich ist der Frühling da und selbst einem Stubenhocker wie mich stimmt das warme und sonnige Wetter glücklich. Und als wäre das schöne Wetter nicht genug, zeigt sich das junge Jahr 2018 mit den veröffentlichten Alben der letzten Monate von seiner besten Seite. Neben unglaublich starken Alben von Bands wie Rivers of Nihil, Cane Hill oder auch Don Broco wollen die Jungs von Shields mit ihrem Debut „Life In Exile“ Teil des Clubs „Album Of The Year“ werden.


Shields hatten es nicht leicht

Seit 2012 sind die vier Jungs fester Bestandteil der Londoner Metalszene und machten vor allem mit ihrem häufigen Touren auf der britischen Insel auf sich aufmerksam. Dabei veröffentlichten sie 2013 ihre Self-Titled EP und 2015 die EP„Guilt“. Seit ein paar Jahren sind sie auch auf deutschen Bühnen gern gesehener Gast und waren neben ihren eigenen Touren auch als Support für Bands wie Ice Nine Kills, Oceans Ate Alaska und Escape The Fate unterwegs. 2017 durften wir Shields ebenfalls als Teil des MoreCore Festivals begrüßen.

2018 begann für die Briten mit einem Schicksalsschlag: Am 30. Januar 2018 nahm sich Gitarrist George Christie das Leben und ließ Familie sowie Freunde geschockt zurück. Trotz dieser schweren Tragödie kündigten Shields am 20.02. ihr Debut-Album „Life In Exile“ an, welches über Long Branch Records am 20. April erschien. Ob das Debüt sein Potential nutzt, erfahrt ihr hier.

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Shields Life in Exile

Die erste Runde durch den 12-Track Longplayer überrascht mit einer passenden Mischung aus Eingängigkeit und gelungenen Experimenten. So sind die Interludes teilweise elektronisch und nähern sich einem Retrostil. Die eigentlichen Songs jedoch bleiben gewohnt hämmernd und zielen auf ordentliche Mosh-Pits hin. Dabei wirkt die Lead-Gitarren wahre Wunder und hält mit ihren sphärischen Sounds alles abseits des Breakdowns interessant.

Das heißt jedoch nicht, dass das Schlagzeug, Bass und Rhythmus-Gitarre irgendeiner Form gerettet werden müssen. Sie geben ein ordentliches Tempo vor und sind zu keiner Zeit langatmig oder austauschbar. An dieser Stelle muss gesagt sein, dass Shields beim Gitarrensound den Nagel auf dem Kopf getroffen haben. Sänger Joe schneidet gerade mit seinem hohen Kreischen durch das Instrumental, während Gitarrist Sam mit seinem Clean-Gesang gerade in den “ruhigeren” Momenten einen schönen Kontrast bildet. Kleine „Ah“-Momente entfalten sich bei der tiefen und gutturalen Stimme, die ebenfalls von Gitarrist Sam kommt.

Eine Achterbahnfahrt sondergleichen

Mit „Intimacy“ startet „Life In Exile“ mit einem ordentlichen Nackenbrecher. Das Schlagzeug startet mit Unterstützung einiger elektronischer Sounds und Bassdrops mit einem Aufbau auf den Toms, welcher in einem Breakdown gipfelt. Im Hintergrund hört man Sänger Joe mit einer tieferen Stimme brüllen. Der Breakdown klatscht mit ordentlicher Wucht auf uns ein und nimmt im späteren Verlauf ordentlich Tempo raus, um noch eine Schippe obendrauf zu legen.

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Danach geht es fließend in die zweite Auskopplung „Black Dog“ der sich zu beginn stark am Breakdown des Intros orientiert. Die Gitarren dröhnen einem mit ordentlicher Kraft um die Ohren. Bis zum Chorus schreit uns Sänger Joe so sehr über die stampfenden Beats des Schlagzeugs, dass man dabei nicht wirklich realisiert, was hier eigentlich gerade passiert. Spätestens im Chorus ist aber dann Zeit zum Durchatmen und Gitarrist Sam holt einen mit seiner Clean-Stimme wieder zurück auf den Boden. Nach einem weiteren Wechsel von Strophe zu Chorus wartet der Breakdown auf uns. Auch wenn das eine eher wenig überraschende Songstruktur ist, ist das spätestens bei dem, was noch kommen mag, vergessen. Die Gitarren fallen noch einmal ordentlich tiefer und wechseln zwischen bösen Palm Mutes und kreischenden Pinch Harmonics.



Mit „In The Grey“ wird das Tempo ein wenig zurückgenommen und wesentlich mehr mit weitreichenden Lead-Gitarren gearbeitet. Die Rhythmus-Sektion bleibt groovy und ist gerade zu Beginn des Songs die primäre Rolle. Das Schlagzeug folgt einem roten Faden und hält das Grundgerüst über die Länge des gesamten Songs zusammen. Beim Gesang bekommt Gitarrist Sam wesentlich mehr Platz mit seinen Cleans-Vocals zu glänzen und nutzt das komplett zu seinen Gunsten aus.

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„It’s Killing Me“, welcher als erster Song ausgekoppelt wurde, folgt ebenfalls diesem Schema. Auch wenn der Song seinen bebenden Breakdown und einen groovigen Rhythmus hat, liegt der Fokus wesentlich mehr auf den Harmonien der Lead-Gitarre und dem Clean-Gesang.

Ein weiteres Highlight von „Life In Exile“ ist „Mother“, bei dem Joel Heywood von Silent Screams mitwirkt. Hier wird gänzlich auf Clean-Gesang verzichtet und mit dem Baseballschläger angesetzt. Ein ordentliches Breakdown-Feuerwerk, welches nur durch galoppierende Strophen unterbrochen wird. Gastsänger Joel bringt mit seiner tief-gutturalen Stimme im zweiten Teil des Songs den Boden ordentlich zum Beben. Gerade beim letzten Breakdown bleibt einem die Spucke weg.



Bei der Produktion setzen Shields mit ihrem Debut bereits einen hohen Standard. Die bereits erwähnten Gitarren sind trotz der tiefen Stimmung absolut klar und differenziert. Sie liegen mehr als Präsent im Mix und kommen gerade in den Breakdowns zur Geltung. Dies gilt aber nur für die Rhythmus-Gitarre. Melodien und breitere Lead-Spuren verlieren hier und da gegen ihre Brüder im groovigen Grundgerüst. Ein weiterer Leidtragender ist auch der Bass, der vor allem bei tieferen Akkorden überwältigt wird. Wo sich das Schlagzeug mit seiner “klatschenden” Bassdrum durchsetzt, vermisst man beim Bass eben dieses Durchsetzungsvermögen.

Die Snare wirkt, trotz dem spendierten Hall, ein wenig platt und hätte hier und da ein paar Obertöne vertragen können. Die Toms geraten bei ihrem Sound ebenfalls zu kurz und hätten mehr Raum zum Entfalten verdient. Entgegen dem Rest, wissen die Vocals sich durchzusetzen und gerade die kreischenden Shouts von Sänger Joe schneiden durch den Rest des Mixes. Auch die Clean-Vocals von Gitarrist Sam haben trotz der hohen Stimmfarbe ordentlich Kraft. Beim Songwriting bleibt es in den ersten Momenten mit „Life In Exile“ interessant: Ein ausgewogener Mix aus stimmungsvollen und eher brachialen Parts. Vieles hat unglaubliches Potential, vor allem für die kommenden Live-Shows der Engländer. Und trotzdem kann das Album schnell berechenbar werden, was gerade nach mehr als zehn Durchläufen klar wird.

Fazit:

Shields glänzen mit „Life In Exile“ auf vielen Ebenen und festigen ihren Platz auf den Bühnen dieser Welt. Brachialer Sound und noch heftigere Breakdowns in Kombination mit atmosphärischen Pausen und besonnenen Melodien treffen den Nerv des aktuellen Trends im Metalcore. Hier und da gibt es Spielereien und Experimente, die zumindest auch das Interesse von anspruchsvollen Musikfans wecken. Gerade Gitarren-Nerds kommen bei diesem Sound voll auf ihre Kosten. Auch wenn „Life In Exile“ schnell durchhängt, spielt dieses Album den vier Engländer gerade im Hinblick auf ihre Live-Shows voll in die Karten und wird dort auch den letzten Skeptiker überzeugen. Shields erfinden sich nicht unbedingt neu, sondern nutzen ihre Stärken, um sich der Welt als das zu präsentieren, was sie sind. Ein solider Grundstein für das, was in Zukunft noch kommen soll.

Wertung: 7/10

Band: Shields
Album: Life in Exile
Veröffentlichung: 20.04.2018

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