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„Wir haben Musik geschrieben, die uns inspiriert hat“ – Kill The Lights-Frontmann James Clark im Interview

Der Sänger über das neue Album, die Bedeutung hinter den Lyrics und die Zukunftspläne der Band.

VON AM 23/08/2020

Am Freitag haben Kill The Lights ihr Debütalbum „The Sinner“ auf den Markt gebracht. Die Supergroup, die von Ex-Bullet For My Valentine-Drummer Michael „Moose“ Thomas ins Leben gerufen wurde, könnte unsere Kathrin in der Rezension von ihrem Sound überzeugen.

Kathrin nutzte die Gunst der Stunde und unterhielt sich für uns mit Sänger James Clark, ehemaliges Mitglied der Band Throw The Fight, über die Entstehung des Albums, die inhaltliche Auseinandersetzung mit psychischer Gesundheit und ihren Plänen für die Zukunft unterhalten.

Kill The Lights-Frontmann James Clark im Interview

Kathrin | MC: Hallo James, Glückwunsch zum ersten Album. Wie gehts denn so?

James: Uns geht es großartig. Wir sind einfach aufgeregt, dass die Fans das Album endlich in der Hand halten können. Für uns war es ein langer Weg bis zu diesem Punkt, aber wir sind mehr als bereit, wieder Shows zu spielen und die Hände unserer Fans zu schütteln, die uns vom ersten Tag an begleitet haben.

Kathrin | MC: Das kann ich mir gut vorstellen. Die ersten Songs, die ihr schon 2019 veröffentlicht habt, gingen direkt durch die Decke. Habt ihr das erwartet oder was glaubst du, könnte der Grund dafür gewesen sein?

James: Um ehrlich zu sein, war ich persönlich sehr nervös darüber, wie die ersten Tracks bei den Fans auf der ganzen Welt ankommen würden. Wir wussten, dass die Band aufgrund der Geschichte der einzelnen Mitglieder Aufmerksamkeit erregen würde, aber das erzeugte auch mehr Druck und Erwartungen, die eine neue Band normalerweise nicht erhalten würde.

Wir hatten wirklich das Gefühl, etwas geschafft zu haben, mit dem sich die Fans identifizieren würden und etwas, das in letzter Zeit in der Metal-Szene gefehlt hat, aber unsere Musik war ungetestet. Nach der Veröffentlichung der ersten Single „The Faceless“ war es herzerwärmend, eine so positive Resonanz zu erhalten und die Fans dazu zu bringen, sich auf eine so tiefe Weise mit den rohen Emotionen der Texte und der Musik zu beschäftigen.

Kathrin | MC: Ihr seid ja nun wirklich keine „Newcomer“ mehr und jeder von euch hat seine eigene musikalische Geschichte zu erzählen, aber wie fühlt es sich an, nach so vielen Jahren noch mal komplett neu anzufangen?

James: Als Band haben wir in letzter Zeit einige Male über dieses Thema gesprochen. Es war so erfrischend und motivierend, an diesem Projekt von Grund auf zusammenarbeiten zu können. Wir hatten keine Agenda und niemanden, der uns sagte, was wir tun oder musikalisch schreiben sollten, was befreiend war.

Wir haben Musik geschrieben, die uns inspiriert hat – besonders aus den Metal-Einflüssen, mit denen wir aufgewachsen sind. Unser Ziel war es, Songs mit roher Energie und transparenten Texten zu kreieren. Ich habe versucht, so offen wir möglich über meine persönlichen Kämpfe zu sprechen – etwas, mit dem sich so viele von uns täglich befassen, aber vielleicht nicht das Gefühl haben, dass es einen Ort gibt, an den sie sich wenden oder Hilfe bekommen können.

Kathrin | MC: Du hast grade schon erzählt, dass euer Hintergrund einen gewissen Druck mit sich brachte. Jeder von euch bringt vermutlich auch eigene Fans mit in die neue Band. War das schwierig für euch, allen Fans gerecht zu werden und alle irgendwie unter ein Dach zu bekommen?

James: Unsere Mentalität beim Schreiben war „Fuck it“ – schreiben wir Musik für uns selbst und Musik, die wir hören würden, schlicht und einfach. Wir wollten keine Grenzen setzen und sagen: „Nun, wir können einen Song nicht auf eine bestimmte Weise schreiben“, denn dann endet man damit, sich selbst stilistisch in eine Ecke zu stellen. Wir wollten zumindest alles ausprobieren. Wir wollten eine Balance von Songs schaffen, die einen auf eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen entführt – genau wie die Themen, die lyrisch diskutiert werden. Metal-Fans und Musik-Fans im Allgemeinen sind super intelligent und können leicht Musik durchschauen, die nicht von Herzen kommt. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass wir unseren Wurzeln auf dieser Platte treu geblieben sind und Songs geschrieben haben, die uns persönlich berührt haben. Hoffentlich geht es den Fans genauso, wenn sie sich die Platte anhören.

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Kathrin | MC: Man merkt, wie viel Persönlichkeit in eurem Album steckt und auch wenn es vielen Menschen heutzutage immer noch schwerfällt, darüber zu sprechen, viele können sich sicherlich mit euren Texten identifizieren. Wie waren der Schreibprozess und die Aufnahmen für euch?

James: Ich habe gerade gestern ein Video aufgenommen, in dem meine Frau mich interviewt hat und das durch die einzelnen Songs und die Gedanken und Gefühle hinter jedem Song führt. Es war so schwer, über die Songs zu sprechen, ich habe gar nicht realisiert, wie viel ich in dieses Album gesteckt habe, bis ich mit meiner Frau von Angesicht zu Angesicht darüber sprechen musste. Wir haben eine sehr enge Beziehung, aber ich habe mich immer vor meinen Gefühlen versteckt.

Gestern war es so, als würde ich mich zum ersten Mal meiner Frau gegenüber über meine Kämpfe öffnen und ich fühlte mich sehr verletzlich, während es gleichzeitig irgendwie heilsam war. Was das Schreiben der Songs angeht – die Jungs waren alle sehr entspannt und sehr offen für Veränderungen und neue Ideen. Wir haben uns früh entschieden, dass es immer darum geht, was für den gesamten Song am besten ist. Es war wirklich sehr einfach und es gab nur begrenzten Stress beim Zusammenstellen der Songs für die Platte. Wir haben es geschafft, die gleichen lockeren Vibes und positiven Energien aufrechtzuerhalten, als wir auch mit Colin Richardson und Chris Clancy ins Studio gingen. Sowohl Chris als auch Colin brachten unsere Songs auf die nächste Stufe und pushten uns alle als Musiker, um sicherzustellen, dass die Songs so gut wie möglich sein können.

Kathrin | MC: Hatte diese emotionale Auseinandersetzungen mit diesen Themen einen Einfluss auf euch als Band?

James: Ich denke, wenn überhaupt, haben uns die Themen lyrisch als Band näher gebracht. Wir alle haben uns mit einer Form von Depression, Angst oder irgendeiner Art von psychischer Gesundheit befasst und jeder von uns hat Verluste und schwierige Zeiten in seinem Leben erlebt. Dieses Album ermöglichte es uns, unsere Geschichten miteinander zu teilen und uns gegenseitig zu unterstützen.

Anmerkung der Redaktion: Solltest du selbst das Gefühl haben, dass du dich in einer belastenden Situation befindest, dann kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst du anonym Hilfe von Beratern, die mit dir Auswege aus schwierigen Situationen finden und eine tolle Stütze sein können. Danke, dass du es versuchst!

Kathrin | MC: Ihr seid euch also auch gegenseitig eine Hilfe. Hast du denn auch irgendwelche Strategien wie du persönlich mit schlechten Zeiten, Depressionen oder Ängsten in deinem täglichen Leben umgehst?

James: Ich versuche wirklich mein Bestes, um mich nicht über Dinge aufzuregen, die außerhalb meiner Kontrolle liegen (was im Umgang mit Angst leichter gesagt ist als getan) und tue mein Bestesm um Stresssituationen mit unterschiedlichen Atemtechniken zu bewältigen, wenn dies überhaupt möglich ist. Ich muss dringend wieder mehr trainieren, was mir immer geholfen hat, mich gut zu fühlen und mein Energieniveau zu steigern. Ich arbeite immer noch an mir, wenn es darum geht, die richtigen Dinge in Bezug auf meine geistige Gesundheit zu tun. Das Leben ist so busy und es ist schwierig Arbeit, Familie, Kinder und die Band in Einklang zu bringen. Es ist leicht, sich im Lärm zu verlieren. Ich muss mich häufig daran erinnern, mir Zeit zu nehmen und Dinge zu tun, die mir helfen, mich zu entspannen – wie Lesen, Kunst schaffen und Musik hören.

Kathrin | MC: Am Freitag erschien nun endlich euer neues Album „The Sinner“. Wie aufgeregt bist du und wie hast du das Release gefeiert?

James: Ehrlich gesagt verbrachte ich den Tag morgens mit meiner Familie und für den Nachmittag war eine achtstündige Tattoo-Session geplant. Es war gar nicht so einfach, einen Termin zu finden bei all den COVID-Beschränkungen – deshalb habe ich mich umso mehr darauf gefreut. Das Beste ist aber, dass all die harte Arbeit erledigt ist und wir uns nun erst mal für ein paar Wochen etwas zurücklehnen können und einfach die Fahrt genießen können.

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Kathrin | MC: Das habt ihr euch definitiv verdient. Habt ihr denn schon Pläne, wie ihr das Album auch mit euren Fans feiern wollt?

James: Wir planen zurzeit ein „Live-Set“ welches wir streamen wollen, damit die Fans uns auch persönlich sehen und hören können und worauf wir uns schon sehr freuen. Wir können es kaum erwarten, wieder auf Tour zu gehen und unsere Fans zu treffen. Kürzlich haben wir eine Headliner-Tour in Großbritannien für März angekündigt. Außerdem werden wir nächstes Jahr auf dem Download Festival spielen. Davon träume ich schon seit ich 14 bin.

Kathrin | MC: Gibt es noch etwas, was du für die Band loswerden willst?

James: Wir sind einfach Dankbar für die Liebe und Unterstützung die uns bisher entgegen gebracht wurde und können es nicht abwarten unsere Fans zu treffen und Liveshows zu spielen.

Foto: Kill The Lights / Offizelles Pressebild

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