News
Feature
Indie und Post-Punk: Das waren die besten Alben 2024
Vertraute und unbetretene Pfade kreuzen sich.
VON
Malin Jerome Weber
AM 05/01/2025
Geschätzte Lesezeit:
- Minuten
Artikel teilen:
Wenn man sich unsere heutige Best Of-Liste in dieser Sparte anguckt, merkt man einmal mehr, wie schwierig es ist, Platten in Schubladen einzusortieren. Das Schöne am Indie ist allerdings, dass das Genre bereits vor Dekaden so weit aufgebrochen wurde, dass sich Alternative-, Britpop– und Post-Punk-Bands auch ohne Probleme diesen Stempel aufsetzen können. Wo wir gerade bei Post-Punk sind: Es ist wirklich unglaublich, was für ein Revival gerade dieser ur-britische Sound in den vergangenen 6-7 Jahren durchlebt hat! Dementsprechend ist es fast schon unmöglich euch die folgenden zehn Platten vorzustellen, ohne zwischendurch auf genau diese Nische zu sprechen zu kommen:
Kings of Leon – Can We Please Have Fun
Es ist wirklich eine Seltenheit, dass eine Band 25 Jahre im Geschäft ist und dann noch eins der stärksten Alben ihrer gesamten Laufbahn veröffentlicht. Kings of Leon haben mit “Can We Please Have Fun” ihren Wechsel zu Capitol Records besiegelt und sich dabei vor ihrer gesamten Diskografie verneigt. So klingt Album Nummer neun fast wie eine Greatest Hits-Platte, auf der es das Quartett schafft, kantige, verträumte und verspielte Momente in der Waage zu halten. Mit dem Doppelpack aus “Ballerina Radio” und “Rainbow Ball” bekommen wir zudem einen der stärksten Albumeinstiege des Jahres serviert.
Cloud Nothings – Final Summer
Es ist wirklich ein unglaublich starkes Jahr für Pure Noise Records – egal ob es um den kommerziellen Erfolg oder die musikalische Qualität geht, die ihre Artists an den Tag legen. Cloud Nothings mögen zwar nicht die großen Hallen füllen, zeigen auf ihrem achten Album “Final Summer” aber auf beeindruckende Weise, wie man eine geradlinige Indiepunk-Platte abliefert, die trotzdem nicht zu simpel gestrickt ist. Auf lyrischer Ebene präsentieren sie uns zudem ihre sarkastisch angehauchte Perspektive aufs Leben, die zwischen Hustle Culture und Mental Health Issues ihre ganz eigene Magie entfaltet. “This is your life, it’s a common mistake. You’ll be alright, just give more than you take.”
October Drift – Blame the Young
October Drift aus dem Südwesten Englands sind seit einigen Jahren mächtig fleißig. Bereits 2018 durften sie sich mit ihrem emotionalen und druckvollen Sound auf einer kleinen Bühne des Reading/Leeds-Festivals präsentieren. Seit jeher hat die Band vor allem im Vereinigten Königreich ihre Fanbase stetig erweitert, war aber vor Kurzem auch hierzulande auf ihrer ersten Headline-Tour. Dabei hatten sie ihr drittes Album “Blame The Young” im Gepäck, das mit elf packenden Indie/Alternative-Hymnen vollgepackt ist, die man einfach nicht mehr aus dem Kopf kriegt.
The Cure – Songs of a Lost World
Auch in dieser Liste findet sich ein unverhofftes Comeback wieder. Natürlich waren The Cure nie wirklich weg und haben sich auch immer wieder für Konzerte hier blicken lassen. Die Fertigstellung ihres sage und schreibe vierzehnten Albums “Songs of a Lost World” war aber über die Jahre schon fast zum Mythos geworden. So sprach Sänger Robert Smith schon 2018 erstmals über den Entstehungsprozess und gab den Titel der Platte bereits 2022 bekannt. Nun durften wir uns endlich nach 16 Jahren Releasepause über das Prachtstück freuen, das sphärische und post-punkige Momente vereint und die Band von all ihren besten Seiten zeigt.
Jack White – No Name
Jack White ist einfach eine coole Socke. Es ist noch gar nicht so lange her, dass er uns mit seinen beiden Alben “Fear Of The Dawn” (2022) und “Entering Heaven Alive” (2022) beglückte. Dementsprechend hatte wahrscheinlich noch niemand so früh mit Nachschub gerechnet. Am wenigsten wahrscheinlich die Angestellten der Third Man Records-Filialen, die am 19. Juli diesen Jahres seine neue Platte “No Name” kostenlos an alle Kund:innen rausgeben sollten. Auch sie erfuhren erst im Nachhinein, dass sich darauf die neuesten ungeschliffenen Garage Punk-Brecher der Rocklegende befunden haben.
Beatsteaks – Please
Die Beatsteaks steuern mit großen Schritten auf ihren 30. Geburtstag zu. Dass die Berliner aber noch lange nicht ihr kreatives Pulver verschossen haben, zeigt ihr neuestes Album “Please”. Vielleicht ist es genau die siebenjährige Pause nach “Yours” (2017), die die Berliner gebraucht haben, um wieder Gassenhauer wie “Dead Man” oder “Detractors” abzuliefern. Hinter ihrer achten Platte steckt zudem eine Liebeserklärung an ihre Heimatstadt: So haben sie alle Songs bei einer groß angelegten Recording Session im legendären Columbia Theater eingespielt.
Frank Carter & The Rattlesnakes – Dark Rainbow
Dass Frank Carter und seine Rattlesnakes absolut im Stande sind auch Songs zu schreiben, die nicht in alter Gallows-Manier zum Kiefer Brechen geeignet sind, war schon vor “Dark Rainbow” bekannt. Doch mit ihrem neuesten Werk geben sich die Briten voll und ganz dem New Wave und Alternative hin und schaffen es dabei, auf ganzer Linie zu überzeugen. Songs wie “Man Of The Hour”, “Can I Take You Home” oder “Brambles” zeigen Carter in Bestform. Dass die Band gerade jetzt erstmal pausieren wird, schmerzt dabei gleich doppelt.
High Vis – Guided Tour
Dass man nicht so recht weiß, wo man High Vis und “Guided Tour” genretechnisch verankern soll, spricht für und gegen die Band. Pro: Das Werk ist so abwechslungsreich und spannend, wie die ganze Band, die irgendwo zwischen Post-Punk, Indie, Britpop und Trip Hop so ziemlich alles einfließen lässt, wofür die Insel musikalisch bekannt ist. Contra: Traditionalist:innen platzt der Kopf bei alledem, aber vielleicht ist auch das gar nicht so schlimm.
Fontaines D.C. – Romance
Mit “Romance” wagen Fontaines D.C. den Schritt weg vom rauen Post-Punk hin zu sanfteren, atmosphärischen Klängen. Die Band experimentiert mit Elementen aus Indie und Dream Pop und erschafft Stücke wie “Starbuster”, “In The Modern World” und “Bug”, die von einer tiefen Melancholie und poetischer Intensität geprägt sind. Dabei bleibt die Dringlichkeit ihrer Musik spürbar, auch wenn sie sich in neuen Klangwelten entfaltet. Ein mutiges Album, das genauso viele überraschen wie begeistern dürfte.
Idles – Tangk
Idles beweisen mit “Tangk” erneut, dass sie keine Angst vor Veränderung haben. Die Band bleibt ihrem kraftvollen Post-Punk zwar treu, erweitert diesen jedoch um düstere Elektronik und hypnotische Rhythmen. Tracks wie “Dancer”, “Gift Horse” und “POP POP POP” zeigen eine experimentelle Seite, die dennoch die rohe Intensität der Band trägt. Wie so oft könnten sich Fans der ersten Stunde an den neuen Klängen reiben, doch Idles beweisen, dass Weiterentwicklung kein Verrat, sondern ein Statement ist. Sicherlich auch einer der großen Tipps der kommenden Festivalsaison.
Von Maik Krause und Malin Jerome Weber
Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Jana Boese (synapsengift)
Latest News
Live-Dates
Feature
Latest