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Interview

Comeback Kid-Sänger Andrew Neufeld: „Ich werde häufig gefragt, wie wir proben – wir proben nicht“

Im Interview zum neuen Album, Videodrehs und der Zukunft der Band.

VON AM 15/12/2021

Vor einer Weile veröffentlichten sie einen ersten neuen Song. Nun sind die Herren von Comeback Kid in den finalen Zügen ihres neuen Albums „Heavy Steps“, welches uns am 21. Januar 2022 erwarten wird. Einige Bands haben unter den herausfordernden Bedingungen der vergangenen zwei Jahre Musik geschrieben, so auch Comeback Kid. Frontmann Andrew Neufeld berichtet von den Kreativprozessen, den unterschiedlichen Features und den Aufgaben vor dem Release. Alles, was ihr wissen wollt, erfahrt ihr im folgenden Interview.

Comeback Kid-Frontmann Andrew Neufeld im Interview

MC | Kevin: Wann haben die Arbeiten zum neuen Album begonnen und war von Beginn an klar, dass es ein neues Album wird?

Andrew: Das Album ist komplett während der Pandemie geschrieben worden und es war von Beginn an klar, dass es ein vollständiges Album wird. Vor der Pandemie sind wir ziemlich viel getourt, und als die Pandemie eingeschlagen ist, hatten wir plötzlich Zeit. Wenn wir touren, habe ich wirklich nicht die Zeit dafür, nach der Show im Hotel noch Songs zu schreiben. Wir hatten also alle die notwendige Zeit. Wir leben in unterschiedlichen Städten, ich lebe in Toronto, unsere Heimatstadt ist Winnipeg, wo Jeremy lebt, und drei von uns leben in Vancouver.

Wir haben also alle zuhause Songs geschrieben und sie uns gegenseitig hin und her geschickt. Die Jungs haben mir also Riffs geschickt und ich hab mich an den Text gesetzt und in meinem Schlafzimmer ins Mikro geschrien. Das Ganze ging über ein Jahr lang so. Darüber hinaus hatten wir dann drei Writing-Sessions, die jeweils mehrere Wochen dauerten und dann haben wir das Album in zwei Monaten aufgenommen. Und hier sind wir! Das Album ist immer noch nicht draußen. Es dauerte nun zwei Jahre – wir versuchen das bestmöglich zu planen, so wie all die anderen Bands eben auch.

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MC | Kevin: Gab es Unterschiede zu anderen Alben beim Kreativprozess?

Andrew: Um ehrlich zu sein, ist das unser normales Vorgehen. Ich werde häufig gefragt, wie wir proben – wir proben nicht. Wir machen auf den Shows nur den Soundcheck. Wir treffen uns nur und jammen, zum Glück sind die Jungs alle gut genug, dass wir nicht proben müssen. Jeder spielt die Songs für sich, ich singe zu den Songs alleine vor mich hin und jeder tut das, was er tun muss um fit zu sein.

MC | Kevin: Was waren textlich und musikalisch die Einflüsse, die euch zu eurem Sound gebracht haben?

Andrew: Ich habe schon immer unseren Bass-Sound gemocht, den wir auf den vergangenen Platten hatten. Kyle Black war der Produzent und hat uns den Sound damals gebaut. Ich habe also versucht diesen Sound nachzustellen. Es ist ein sehr röhrender Sound. Die Gitarren wollten wir hingegen etwas metallischer haben. Man kann hören, dass wir einige Amps ausprobiert haben. Ich versuche es nicht zu nerdy werden zu lassen. Wenn wir im Studio sind, versuchen wir tausende unterschiedliche Dinge, das kostet uns Stunden und wir sind selbst danach nicht sicher, ob es das ist, was wir wollen.

Als wir im Mixing waren, haben wir vier unterschiedliche Amp-Kombinationen getestet und wir sind bei dieser Firma Revv gelandet. Das ist eine Amp-Firma aus Winnipeg, wo die Band herkommt. Wir haben also einen dieser Amps genutzt und ein Friedmann Topteil, das einen sehr schweren Sound hat. Die Drums wurden von Will Putney gemixt, die knallen also ordentlich! Bei den Vocals mag ich moderne Produktionen, wie sie auch im Pop zu finden sind. Ich habe den Produzenten also ein wenig herausgefordert und wollte, dass die Vocals überall auf den Boxen verteilt sind und wir ein wenig Ohr-Kirmes haben. Insgesamt haben wir immer einen sehr straighten Hardcore-Sound, dieses Mal etwas mehr Metal, aber immer noch sehr abgefuckt und verzweifelt. Mit der Produktion haben wir dann rumgespielt, Delays ausprobiert, und Gesangseffekte ausprobiert. Wir hatten definitiv eine gute Zeit dabei es interessant zu halten!

MC | Kevin: Die Songs klingen insgesamt stark differenziert und jeder Track geht in eine eigene Richtung, war das ein Anspruch beim Songwriting?

Andrew: Definitiv und das kann man auch hören! Weißt du, wir sind drei Kerle, die Songs schreiben. Wenn Jeremy einen Track schreibt, dann ist er der Boss des Songs. Wenn ich einen Song schreibe, dann habe ich den Hut auf. Ich glaube, dass ich das auch in anderen Bands hören kann. Manchmal frage ich Leute, dass sie herausfinden sollen, wer den Song geschrieben hat. Ich glaube, dass ich die Unterschiede kenne. Stue ist eher der Metalcore-Typ mit Doublepicking, Jeremy ist definitiv der melodische Propagandhi-Metal-Typ und ich würde sagen, dass ich eher der Straight-Beat Hardcore-Typ bin.

MC | Kevin: Auf „Heavy Steps“ sind zwei Gäste dabei. Die Songs schaffen es nicht nur einen Gastpart zu besitzen, sondern der gesamte Song besitzt eine andere Farbe, wie haben die Schreibprozesse dazu ausgesehen und waren JJ und Joe stark involviert?

Andrew: Absolut nicht! Mit Joe von Gojira hatten wir einen Kontakt über einen unserer Gitarrentechniker. So sind wir in Kontakt getreten und er war glücklicherweise am Start. Ich glaube, dass er seinen Part auch in seinem Haus aufgenommen hat. Er hat uns also ein paar Spuren geschickt, die wir dann eingebaut haben. Ich habe ihm aber einen Leitfaden gegeben, was wir brauchten, und er hat einfach abgeliefert.

JJ singt auf einem Song, der „Everything Relates“ heißt. Der Song behandelt einige Emotionen, die ich verarbeiten musste, ich bin mir gerade nicht sicher, wann das Video veröffentlicht wird. Mental Health ist hier definitiv ein Thema.

Als der alte Bassist von Deez Nuts verstarb, er heißt Sean Kennedy, passierte das, während wir im Studio waren. Er war ein wirklich guter Freund von mir und ich begann über ihn zu schreiben. Er schrieb einmal eine sehr coole Bass-Line für einen DN-Song, der „Binge & Purgatory“ heißt. Ich habe es geschafft den letzten Refrain daraus in unseren Song „Everything Relates“ zu transponieren und in dem Moment war es so, als würde er zu mir sprechen. Ich möchte das nicht romantisieren, aber es fühlte sich so an in diesem Moment. Der Song spricht darüber, dass du diese Verbindungen bauen kannst, wenn jemand von uns geht. Ich dachte mir, dass der Song ohne JJ nicht komplett wäre, wenn er den letzten Refrain nicht mit mir singen würde. Es ist kein klassisches Feature, ich wollte ihn aber mit dabei haben, weil er uns so wichtig ist und es ohne ihn nicht richtig gewesen wäre.

MC | Kevin: Hast du aktuell einen Favoriten auf der Platte und warum?

Andrew: Ich denke, dass „Heavy Steps“ einer der Songs ist, die Comeback Kid mit in ihr Set aufnehmen werden. Ich hoffe, dass das eine Hymne für uns werden kann. Das ist mein Ziel (lacht). Schauen wir einmal, ob das funktioniert.

“Wir haben da ein richtiges Event für die Kids gemacht.”

MC | Kevin: Das Video zu „Heavy Steps“ ist euch echt gelungen und ich kann mir gut vorstellen, dass der Dreh Spaß gemacht hat. Kannst du uns etwas zu den Arbeiten erzählen?

Andrew: In unserem ersten Video zu „No Easy Way Out“ werden wir von diesem verrückten Kidnapper gefangen genommen. Im zweiten Video stellt sich dann heraus, dass wir nur gekidnappt wurden, um auf dem Geburtstag des Kindes des Kidnappers zu spielen. Es ist sein zehnter Geburtstag. Er stellt uns also auf diese Bühne und zu Beginn mögen die Kinder unsere Musik nicht, aber gegen Ende gewinnen wir sie für uns und sie beginnen zu moshen. Wir haben da ein richtiges Event für die Kids gemacht. Es war die Idee des Directors, wir haben Freunde, die Kinder haben und auch der Director hat Kinder von Freunden eingeladen, die vorbei gekommen sind. Ich war überrascht, wie lange sie am Start waren.

Es war ein wirklich heißer Tag am Set und es ist eine Menge passiert. Viele Sachen haben wir aufgenommen, bevor sie gekommen sind. Die ganzen „You Motherfuckers, get your fucking ass up“ waren aufgenommen, bevor die Kinder kamen. Am Ende haben wir dann alles zusammengebracht. Es hat echt Spaß gemacht und auch die Kinder haben einen super Job gemacht! Wir waren am Ende richtig fertig und haben den Kindern noch zugesehen, wie sie die Piñata zerstört und die Rutsche benutzt haben. Persönlich bin ich aber nicht so gerne von so vielen Kindern umgeben (lacht).

MC | Kevin: Und mal ganz ehrlich. Wer war länger auf der Hüpfburg – die Kinder, oder ihr?

Andrew: Ich war kein einziges Mal drauf. Ich habe davon gesprochen, ich habe es aber nicht getan. Ich war seit fünf Uhr morgens auf den Beinen, ich war nur noch platt.

MC | Kevin: Kann man vor dem Release des Albums noch weitere Videos erwarten?

Andrew: Ja, da wird noch mehr kommen. Der Song mit Joe, den wir niemals getroffen haben, was komisch ist, wird am 3.12. kommen (hier entlang!). Ich arbeite gerade mit dem Editor daran. Wir haben es in Kanada gefilmt, in Quebec, in Vancouver, es war so ein Frankenstein-Video. Den Greenscreen haben wir in Quebec gemacht, unser Drummer war aber nicht da, also hat er seinen Part in Vancouver gefilmt. Das hat er nach Deutschland geschickt, wo wir einen Special Effects-Typen sitzen haben. Aber es wird sehr cool werden, da da eine Menge Animationen drinstecken. Wir werden fliegen und all so einen Kram. Dämonen sind auch dabei, die werden Joes Parts übernehmen. Es wird verrückt!

MC | Kevin: Aktuell habt ihr ja schon erste Shows in Nordamerika gespielt, wie hat es sich nach so einer langen Zeit angefühlt?

Andrew: In UK haben wir auch schon gespielt. Das erste Festival haben wir in Quebec gespielt und wir waren wirklich aufgeregt, hatten Tränen in den Augen. Es fühlte sich aber wie eine normale Show an. Jetzt haben wir unsere erste Club-Tour gespielt, wieder indoor. Wir versuchen Sachen zu buchen, die nicht sofort wieder gecancelt werden.

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MC | Kevin:Ist es für euch momentan möglich Shows außerhalb Amerikas zu planen?

Andrew: Wir haben im Januar und Februar eine Tour in Europa gebucht. Das wird auf jeden Fall gut werden!

MC | Kevin:Wie sehen eure To-Do’s vor dem Release nun noch aus?

Andrew: Alter! Es ist noch so viel zu tun! Es ist viel zu organisieren, ich sitze die ganze Zeit am Computer. Das Video muss organisiert werden, das ist echt verrückt, denn als Band hast du nicht mehr nur noch die musikalische Seite, sondern auch die visuelle. Social Media möchte bedient werden, ein paar Interviews, jetzt kommen die Shows hinzu. Der Merch muss auch organisiert werden. Wir werden sehr bald in das NFT-Game einsteigen, es werden ein paar Kollaborationen mit unterschiedlichen Bekleidungsfirmen kommen, du siehst, es gibt ne Menge zu tun.

MC | Kevin: Es wird also wirklich nicht langweilig!

Andrew: Letztens wurde bei einem Ice Hockey-Spiel Comeback Kid gespielt, jetzt versuchen wir da Kohle für zu bekommen (lacht).

Foto: Avrinder Dhillon / Offizielles Pressebild

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