News

Interview

Blackout Problems: Schlagzeuger Michael Dreilich im Interview zum neuen Album „Dark“

Über die Entstehung der Platte, der Bedeutung von Musik-Videos und die musikalische Entwicklung der Band.

VON AM 20/01/2021

Blackout Problems haben uns vergangene Woche endlich mit ihrem neuen Album „Dark“ beehrt. Die Scheibe konnte nicht nur in unserer ausführlichen Rezension überzeugen; auch die vorher ausgekoppelten Singles inklusive der aufwendigen Musik-Videos kamen durchweg gut bei den Fans an.

Wir durften uns mit Schlagzeuger Michael Dreilich über die Entstehung des Longplayers, der Bedeutung von Musik-Videos und die Entwicklung der Band unterhalten. Außerdem verrät der Drummer, mit wem er gerne mal auf Tour gehen würde und was seine Mutter von der neuen Scheibe hält.

Blackout Problems-Schlagzeuger Michael Dreilich im Interview

MC | Kevin: Das Jahr hat ja gerade erst begonnen. Wie bist du ins neue Jahr gestartet und bist du jemand, der sich Vorsätze macht?

Ich bin sehr unspektakulär ins neue Jahr gestartet, wie wahrscheinlich alle. Ich habe im engsten, engsten, engsten, Kreis nur mit meiner Freundin den Silvesterabend verbracht. Sie hat es dann geschafft, zehn Minuten vor Mitternacht einzuschlafen. Dann habe ich sie um fünf Minuten nach Mitternacht noch einmal aufgeweckt, habe ihr ein schönes, neues Jahr gewünscht und das war’s. Also, es war ein sehr langweiliges Silvester und mir ging es am nächsten Tag auch wirklich nicht so gut, da ich mal wieder gemerkt habe, dass wir Kack-Corona haben und wir uns aktuell nicht so sehen können, wie wir das sonst gerne tun würden. An Silvester hatten wir sonst immer zumindest eine kleine Gruppe am Start. Das war dann am ersten Tag wirklich hart. Was die Vorsätze angeht, da bin ich eigentlich garnicht der Typ für. Ich finde es irgendwie doof, einen Stichtag dafür zu wählen. Wenn man ein Vorhaben hat, dann sollte man das doch einfach direkt machen.

MC | Kevin: Mit Blick auf das vergangene Jahr stellt sich die Frage, wie ihr das Jahr wahrgenommen habt?

Boah, das ist aber eine krasse Frage! Was mir im vergangenen Jahr auf jeden Fall aufgefallen ist: Mich haben während des ersten Lockdowns ganz viele Leute gefragt, was ich denn jetzt mache. Als ob mein gesamtes Berufsfeld nur aus Live-Spielen bestehen würde. Das war für mich eine super krasse Erkenntnis. Ich sitze ja jetzt nicht die ganze Zeit zu Hause und frage mich, was ich jetzt machen soll. Die Songs, die wir live spielen, die fallen ja nicht vom Himmel und wir haben bei uns das Glück, unser Studio am Start zu haben. Das haben wir definitiv zu schätzen gelernt.

Was das Recording und Produzieren angeht haben wir auch eine ganze Menge gelernt. Klar! Wir waren natürlich auch niedergeschlagen, aber ich denke, dass wir das Beste daraus gemacht haben. Ich denke, dass man als Band ganz häufig Tests serviert bekommt, bei denen getestet wird, ob man das Ganze wirklich machen will und Corona ist ein weiterer Test für Musiker und Künstler und daher ziehe ich insgesamt ein positives Resümee, auch wenn man jetzt nicht in so vielen Ländern war. Wir hatten ja das unglaubliche Glück, dass wir vor dem Lockdown noch so viel gesehen haben. Das ist mir auch aufgefallen, zu der Zeit, als wir in den Ländern waren – z.B. von Paris nach Amsterdam gefahren sind – haben wir das zu der Zeit garnicht so intensiv wahrgenommen, wie es eigentlich war. Daher hatten wir es wirklich super gut, auch was den Verlauf des Jahres anging, dass wir eine so breite Europa-Tour in so vielen Ländern und Städten spielen konnten und von da aus direkt an das Album gegangen sind. Es gibt so viele Menschen, die das stärker betrifft als uns.

MC | Kevin: Ihr wart auch eine der ersten Bands, die Anfang des vergangenen Jahres mit Proberaum-Streams Content kreiert habt. Wie war diese Erfahrung für euch und ist das ein Projekt, das sich auch in Zukunft etablieren könnte?

Diesbezüglich hat sich meine Wahrnehmung und meine Meinung gewandelt, je länger diese Pandemie nun anhält. Anfangs dachte ich, dass das der richtige Weg ist, den man nicht verpassen darf und dass es ganz wichtig ist, digital am Start zu sein. Wir waren davor bereits digital vernetzt und es war auch schon immer ein Ding, mal „live zu gehen“, aber dass das der einzige Kanal ist, um mit Leuten in Kontakt zu treten – das war neu. Darum haben wir auch gesagt, dass wir manche Sachen mitmachen, aber wir machen auch bewusst manches NICHT mit. Wenn es nämlich um bloße Streaming-Konzerte geht, bei denen kein Publikum und niemand vor Ort ist, dann ist da nichts Besonderes dran, wenn da eine Band nur auf der Bühne steht und Songs performt, ohne eine Publikumsreaktion zu haben. Das war uns dann zu weit weg von dem, wie wir das gerne hätten und darum haben wir das auch bewusst abgesagt. Aber wir waren schon anfangs sehr positiv in dieser Richtung.

Ich bin definitiv der Überzeugung, dass dieser Kanal das andere nicht ersetzen kann, aber es ist ein schönes Add-On. Diese schöne digitale und vernetzte Welt birgt aber auch Gefahren. Das meiste läuft ja über soziale Netzwerke und die sind so gebaut, dass sie dich in einem gewissen Maße abhängig machen und das ist meiner Meinung nach ein System, das man kritisieren kann. Das sollte man meiner Meinung nach auch nicht jeden Tag füttern. Man muss sich bewusst werden, dass man selbst dort die Währung ist und zum Objekt wird. Diese ganzen sozialen Netzwerke sind gratis, weil wir die Währung sind. Ich denke nicht, dass man 24/7 am Start sein muss und es ist wichtig, wie es einem selbst dabei geht. Wenn man sich dann lieber einmal rausnehmen möchte, ist das gut und dann sollte man auch den Mut dazu haben, das zu tun. Da muss man auch als Band oder Künstler nicht glauben, die ganze Zeit mitmischen zu müssen.

MC | Kevin: Wie habt ihr es während der Pandemie geschafft, ins Studio zu gehen? Ihr habt ja großes Glück ein Studio zu haben. Wurde die Studiophase trotzdem beeinträchtigt?

Was wir als Band gewohnt sind, ist immer ein gewisser Stress beim Aufnehmen. Aus budgetären Gründen muss das eigentlich immer recht schnell gehen. Das war bei diesem Album eigentlich auch so. Wir haben versucht, alles, was geht, selbst zu machen und wenn wir gemerkt haben, dass das nicht geht, haben wir etwas ausgelagert. Darum sind wir auch für die Gitarren zu Jan Kerscher ins Ghostcity Recordings nach Nürnberg gegangen. Für die Drums sind wir ins Toolhaus, weil wir einen größeren Raum brauchten. Wir haben hier nur einen kleinen Raum und der klingt leider nach nichts und du brauchst eben einen Raum, der nach etwas klingt, damit du geile Drums aufnehmen kannst. Das war eben unsere Philosophie, dass wir eben alles, was wir selbst machen können, auch selbst machen. Auch in dem Bezug, dass wir wussten, wenn wir zu Sony gehen, wird zwar nicht der „Sellout“-Schrei kommen, aber eben das Ding, dass wir eben nicht mehr so DIY sind.

Wir sind generell daran interessiert, selbst aufzunehmen und hinzu kommt, dass wir zeigen wollten, „Hey, es wird nur noch mehr DIY!“. Um dem ganzen Major-Argument etwas entgegen zu setzen. Auch wenn uns das eigentlich egal ist. Bisher musste ich die Frage auch in jedem Interview beantworten, warum wir zu einem Major gegangen sind. Das finde ich auch recht… interessant.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

MC | Kevin: Den DIY-Gedanken habt ihr dann sogar mit in den Merch reingezogen, oder? Das habt ihr auch selbst produziert?

Yes! Alles was geht.

MC | Kevin: Hat sich der Schreibprozess seit „KAOS“ in einer Form verändert? Ihr habt ja bereits kurze Zeit nach dem Release von „KAOS“ die Arbeiten zu „Dark“ aufgenommen.

Ja, hat er auf jeden Fall. Im Endeffekt eine Woche nach dem Technikum-Konzert im Dezember 2018. Das war die größte Show, die wir bisher gespielt hatten. Wir hatten ein natürliches High und haben uns gedacht, dass wir das ausnutzen wollen und neue Musik wollten wir ebenfalls machen. Da dachten wir uns: „Lasst uns doch auf diese Hütte fahren, lasst uns mal schauen, was da raus kommt eine Woche nach diesem geilen Abschluss“. Wir wussten damals noch nicht, dass das dieses Album „Dark“ werden würde, aber das war wohl das erste Zusammenfinden.

Ich finde das ziemlich krass, da es lediglich eine Woche, nachdem wir unsere letzte Tour-Show zu „KAOS“ gespielt haben, war. Und das ist schon krass, weil man gar keine Zeit hatte, das alles zu verarbeiten, was aber vielleicht auch für die Platte „Dark“ ganz gut war. Was beim Prozess gleich geblieben ist, ist dass es immer dieser Querschnitt von vier Typen sein muss, damit es Blackout Problems ist. Bei „Dark“ ist es allerdings so, dass wir einen Begriff für uns definieren wollten. Das Wort „Dark“ oder „Hey, das ist irgendwie total dark!“ „Schau mal, wie dark das ist!“ – Diese Phrasen haben wir schon total viel verwendet und wollten genau das dann zu einem Schlüsselbegriff machen und haben das dann für uns definiert – oder wir haben es zumindest probiert.

Ich glaube wir haben es immer noch nicht geschafft. Aber wir vier wissen auf jeden Fall, wenn wir sagen „das ist dark“, dann sind wir voll auf einer Wellenlänge. Anschließend haben wir beschlossen, ein Album zu machen, das dark klingt. Wie es schlussendlich geworden ist, das kann ich garnicht so genau beschreiben, weil für mich der Begriff „dark“ die Platte viel besser beschreibt. Genau den kann ich gar nicht so genau in Worte fassen. Wir haben auch nicht gesagt, dass wir die unterschiedlichen Einflüsse eines Jeden zu gleichen Teilen einbringen müssen, was ja auch nicht funktioniert, wenn man beispielsweise jemanden hat, der super gerne Techno hört, da eine Techno-Bassline reinbringt, der andere aber grade ganz tief im J Dilla Hip-Hop steckt und da irgendwelche kruden Hip-Hop-Beats drüber spielen will. Das klingt dann einfach scheiße. Darum haben wir gesagt, dass wir lieber etwas gemeinsam definieren, bevor wir da alle Einflüsse zusammen schmeißen. Das ist die Dark-Welt für uns.

MC | Kevin: Vor dem Video von „Murderer“, der ersten Single, plädiert ihr für Liebe und Licht um gegen Dunkelheit und Hass anzukommen. Denkt ihr, dass eine gesellschaftliche Verrohung festzustellen ist, gegen die man angehen sollte?

Ja, wir machen dieses Ding mit dem Spiegel vorhalten. Man hat äußere Einflüsse, die man aufnimmt und bei uns kommen sie eben durch Musik wieder raus. Das machen wir auf alle Fälle. Was wir gut finden ist, wenn ein gewisser Lösungsansatz dabei ist. Das muss keine genaue Beschreibung sein, sondern einfach nur ein bisschen ein Empowerment schaffen. Bildet euch! Lest euch zu Themen ein! Es gibt Sachen, die man nicht vergessen darf! Und es ist eher so, dass wir für etwas stehen und diesen Empowerment-Gedanken haben, der uns am Herzen liegt. Darum ist diese Botschaft „Respect and Love for everybody“ relativ einfach, aber das ist für uns der kleinste gemeinsame Nenner, wie man ganz viele Probleme zusammenfassen kann. Die Tatsache, dass es dann noch zitiert wurde und es quasi wie ein Vocal-Sample ist, hat für uns gut zusammengepasst.

MC | Kevin: Das Video zu „Murderer“ hat einen hohen künstlerischen Anspruch und einen starken Aufwand betreibt. Eine ketzerische Frage: Lohnt sich das Ganze denn in der heutigen Zeit noch? Oder ist es eher euer eigener Anspruch? In Zeiten von Streaming, was auch eine ganze Menge kaputt macht, ist das auch etwas, was auf der Strecke bleiben könnte.

Geile Frage! Dazu gibt es eine super Szene in der kompletten „Dark Days“-Dokumentation. Dort fragen wir unseren Bernhard, einen der Hauptakteure, wenn es bei uns um Videos geht, ob er denkt, dass Bands in der heutigen Zeit noch Musikvideos brauchen. Und er als Musik-Typ sagt sofort: „Nöö, auf gar keinen Fall!“

Aber braucht es das? Man braucht kein Video und ich finde es auch absolut nicht geil, irgendwelche Videos zu sehen, die einfach nur Videos sind und keine Aussage haben oder ein Gefühl verkörpern. Super langweilig. Ja, wir haben einen extremen Anspruch an sowas, wir wollen keine 08/15-Performance machen, sondern Grenzen pushen und ein wenig ausloten und ein wenig damit spielen und uns ausprobieren. Da haben wir ein Team gefunden, das da genauso denkt und unsere Musik in Bilder umsetzen kann und dadurch viel Input mit einbringt. Darum ist das eine super Zusammenarbeit, auch wenn es nicht immer Spaß macht.

Ich weiß noch, dass der „Murderer“-Videodreh extrem anstrengend war. Da waren wir im Februar, es war saukalt und wir lagen nackt auf einem gefrorenen Boden. Da denkt man nicht dran, wenn man zehn Jahren zuvor sagt, dass man in einer Band spielen will. Zehn Jahre später liegst du nackt auf einem gefrorenen Boden, bei -3 Grad und denkst dir so: „Hää?!“ Auch wenn ich es manchmal wirklich gehasst hab, bin ich verdammt stolz auf das, was wir da geschaffen haben und es ist irgendwie alles aus einer Welt. Darauf bin ich sehr stolz , auch wenn ich vergleichsmäßig wenig damit zu tun hatte, was vielleicht auch ganz gut ist. (lacht)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

MC | Kevin: Auf dem gesamten Album liegt eine Art Sound-Filter, der den Klang so stimmig macht. Besonders deutlich wird das im Instrumental-Part von „Darling“ – da zeigt ihr auch, dass ihr euch gerne die Zeit nehmt und wenn dann mal ein Song sechseinhalb Minuten dauert, dann ist das okay. Erzieht man sich damit seine Hörer und Fans ein Stück weit? In Zeiten, in denen viele Songs kaum noch drei Minuten Länge besitzen?

Ja, in Streamingzeiten, in denen Songs nur noch zwei Minuten dauern und direkt mit der Hook losgehen, ist so ein Outro schon wagemutig. Dieses Outro würden wir live so machen und sagen „Lass uns da noch etwas dran hängen und noch zwei, drei, vier Wiederholungen machen. Wir haben uns dann gesagt, dass wir das Ganze einmal so ausbauen, wie wir es live machen würden und dann hauen wir es einfach auf die Platte. Wer sagt uns, dass wir das nicht machen können? Diesen Gedanken mag ich sehr gerne. Uns ist allen klar, dass das für’s Streaming und für die Aufmerksamkeitsspanne eines potentiellen, jungen Hörers natürlich scheiße ist. Es gibt aber vielleicht auch viele Hörer*innen, die genau auf so etwas Unkonventionelles stehen. Solche unkonventionellen Songs. Und ich mag sowas, ich mag es, wenn Bands so etwas einfach machen und ich glaube, dass das auch der Gedankenursprung ist. Und es macht auch einfach brutal Spaß, weil man sich als Band so frei fühlt dabei, als ob uns niemand bändigen könnte. Wir können ja machen, was wir wollen.

MC | Kevin: Und das trotz Major, oder?

(lacht) Nimm das, Major!

MC | Kevin: Insgesamt sind Synthesizer präsenter vertreten und ihr legt einen sehr modernen und dennoch eigenen Sound an den Tag. Was waren eure Einflüsse während des Schreibprozesses?

Ich habe mir das letztens so erklärt: Es gibt bei diesem Album einen inneren und einen äußeren Kreis. Der innere Kern, das sind wir vier und das ist Sebastian, der macht Musik unter dem Namen Geister und er macht elektronische Musik, kommt aber trotzdem aus einer Rockband und kann das somit sehr gut nachvollziehen, was wir da durchmachen, woher unsere Einflüsse kommen und woher auch der Sound von Bands, wie beispielsweise Bring Me The Horizon, stammt. Von daher war er eine super Wahl, da er eine riesige Expertise in Sachen Synthies hat, denn ich finde, dass elektronische Musik sehr stark mit Geschmackssicherheit verbunden ist.

Ich will das auf keinen Fall pauschalisieren, aber ich finde, dass beispielsweise beim Punk die Musik einfach passiert. Die Instrumente, die im Raum stehen, die klingen, wie sie eben klingen. Da kann man gar nicht so viel machen. Aber bei elektronischer Musik, mit den ganzen Möglichkeiten, bei Synthesizern, oder auch bei elektronischen Drums, diese ganzen Stellschrauben – all das macht es extrem schwierig, das zu entscheiden. Wenn du jemanden dabei hast, der dir dabei hilft, diese Geschmackssicherheit zu bekommen, ist das super hilfreich. Da hat Sebastian uns wirklich sehr geholfen. Es ist aber auf keinen Fall so, wie es beispielsweise meine Mum sagt. Sie sagt nämlich, dass ihr diese ganzen Geister-Songs nicht gefallen. Sie hat die neue Platte gehört, hat dann das Geister-Zeug gehört und dachte, dass Sebastian dazukam und den Jungs sagte, dass sie jetzt elektronische Musik machen müssen. So war es überhaupt nicht! Alles, was man da auf dem Album hört, kommt von uns vieren und kommt auch nur durch uns auf eine Platte. Ja, es ist elektronischer, aber in meinem Kopf ist das eine gar nicht so riesige Weiterentwicklung. Einfach ein Schritt weiter in die Richtung, die wir ohnehin schon eingeschlagen haben.

MC | Kevin: Der logische Schritt weiter?

Ob der so logisch ist, weiß ich gar nicht. Für uns ist es der natürliche Schritt. Wir haben ein Album gemacht, das für uns extrem komplex ist. Nicht dass es kompliziert ist, aber es beinhaltet extrem viele Spuren und viele Ebenen. Der natürliche Impuls bei mir und bei einem Großteil der Band wäre jetzt genau das Gegenteil zu machen und zu sagen, dass wir die nächste Platte auf einer Berghütte zu viert machen, mit maximal vier Instrumenten und printen die direkt auf Tape. Keine Ahnung. Das kann natürlich auch gut passieren. Das war für uns einfach der natürliche Weg, weißt du? Das heißt aber nicht, dass wir beim nächsten Album nur noch elektronisch sind. Das würde ich so nicht sagen. Was ich auf YouTube gelesen habe: „Jetzt ist es passiert, eine Elektronifizierung einer einst tollen Alternative Punk-Band.“ Vollkommen legitim so etwas zu schreiben, aber ich würde nicht sagen, dass es das ist, was der Mensch darunter versteht.

MC | Kevin: „Lady Earth“ bringt eine richtige Dramatik mit, die beim Hören überspringt. Das wird man auch live entsprechend inszenieren können. Gibt es schon Pläne bezüglich der Tour, was die Termine angeht und auch was die Fans bei den Shows erwarten können?

Was das Live-Spielen angeht, unsere Album-Streams, die wir morgen und übermorgen aufnehmen werden… das wird schon sehr in diese Richtung gehen, die wir uns alle wünschen und die nämlich auch die visuelle Ecke abdeckt. Wir haben hier auch wieder das Video-Team dabei, das mit Projektoren Teile des Videos auf uns drauf projizieren wird, glaube ich. (lacht) Es wird auf alle Fälle geil!

Und das wäre eine Komponente, die wir so auch in unser Live-Set einfließen lassen wollen. Einfach noch etwas Visuelles. Ansonsten dauert so etwas immer. Wir müssen die Songs immer sehr lange alleine spielen und dann sehr lange vor Publikum, damit sich die Songs zu dem entwickeln, was sie schlussendlich sein sollen. Wenn ich dran denke, was aus Songs geworden ist, die auf „KAOS“ waren, freue ich mich richtig darauf, was aus den „Dark“-Songs wird. Wir haben jetzt schon ein paar Dinge anders gemacht, da wir auch technisch vor einem Scheideweg standen. Man kann in zwei Richtungen gehen. So, wie wir das Album gemacht haben, ist es immer das Motto: „Alles geht!“

In dem Moment, in dem wir etwas kreieren, denken wir nicht an den Moment, an dem wir etwas live spielen sollen. Das birgt dann natürlich auch technische Schwierigkeiten. Wir konnten zwei Wege gehen: Entweder uns auf eine Art Computersystem verlassen und das Ganze ziemlich originalgetreu machen, oder den Weg nehmen, für den wir uns entschieden haben. Es wird alles wieder etwas in Richtung Punk, alles wieder etwas roher. Das heißt, dass die Songs von „Dark“ jetzt schon roh geworden sind und das tut denen auch richtig gut, da sie eine rohe Energie haben und so auch rüber gebracht werden müssen. Das passt am besten zu uns. Ich freue mich richtig krass drauf. Zu den Dates im April: Ich traue mich nicht wirklich, hierzu etwas zu sage. Ich kann sagen, wenn die Termine im April nicht stattfinden, dann finden sie später im Jahr statt. Davon gehe ich eher aus, ich kann aber auf keinen Fall Schwarz auf Weiß etwas dazu sagen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

MC | Kevin: Das Jahr hat zwar gerade erst begonnen, aber 2022 gibt es die Band 10 Jahre – fühlt ihr euch dann schon zu den alten Eisen zugehörig?

Nö. Null! Klar, man merkt, dass das nicht das erste Album ist, aber ab wann ist man ein altes Eisen? Für mich gehören die Foo Fighters auch nicht zum alten Eisen. Es hat glaube ich viel mit der Art zu tun, wie eine Band live spielt. Daran merkt man, wer zum alten Eisen gehört und ich finde jemand wie Dave Grohl hat immer noch eine jugendliche Energie in sich, da fühle ich mich null als altes Eisen. Ich fühle mich auch absolut nicht alt.

MC | Kevin: Wenn du dir drei Bands aussuchen könntest, mit denen du gerne einmal eine Tour spielen würdest, welche wären das?

Rage Against The Machine, Fugazi, Beastie Boys. Ey! Es ist so krass, Fugazi hat niemals Merch gemacht, das weißt du, oder? Ich möchte das Thema Merch auf keinen Fall bewerten, aber ich finde es irgendwie eine geile Art, für etwas zu stehen und einfach keinen Merch zu machen und zu sagen: „Neee, das entspricht nicht unserer Band.“

Foto: Paul Ambrusch / Offizielles Pressebild

Feature

Kid Kapichi

Hastings vorzeige Punkrocker Kid Kapichi haben seit ihrer Gründung im Jahr 2013 eine Mission: auf die Missstände der Welt, aber …

von