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AlternativeRock

Live bei: The Rasmus in Köln (02.10.2019)

So ganz lassen einen alte Lieblingsbands wohl nie los.

VON AM 22/10/2019

Über 15 Jahre ist es her, dass The Rasmus einen ihrer ersten, größeren Auftritte in der Domstadt hatten. Damals im Palladium waren sie auf der Höhe ihrer Karriere und haben mit „In The Shadows“ eine ganze Generation zum Singen, Weinen und lauten „Oh Oh“-rufen gebracht. Emotionsgeladene Texte, rockige Riffs und dazu ein drolliger Sänger mit Krähenfeder in den schwarz gefärbten Haaren. Am Ende einer der populärsten Exporte der finnischen Popkultur.

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

The Rasmus sind erwachsen geworden. Ihre Fans sind mit ihnen gewachsen, haben sie jedoch nie allein gelassen. Und das ist vor allem zwei Stunden vor dem heutigen Konzert im Carlswerk Victoria an der extrem langen Warteschlage zu sehen. Es ist Herbst. Es regnet leicht und verwirrte Konzertbesucher können den Eingang des erst kürzlich eröffneten Carlswerk Victoria nicht finden und stehen stattdessen verdattert am Club Volta an, wo eine andere Band gerade ihre Trompetenkünste durch die geöffnete Backstagetüre zum Besten gibt. In der Pole-Position für den Einlass der richtigen Konzerthalle befinden sich derweil allerhand weibliche Mitdreißiger mit der allseits beliebten Thermodecke aus dem Verbandskasten. Manche Dinge ändern sich wohl nie.

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Dann gehen für all diejenigen, die das VIP-Package erworben haben, die Türen zur Halle auf. Es wird zum Soundcheck und Meet & Greet gebeten. Im Anschluss füllt sich die Halle nur recht schleppend, was sich im Verlaufe des Abends aber ändern wird. Rund 1200 der 1500 Tickets wurden für heute Abend verkauft. Durchaus ordentliche Besucherzahlen, wenn man die Tatsache betrachtet, dass es in der Vergangenheit merklich stiller um The Rasmus aus dem hohen Finnland geworden ist. Als die Vorband beginnt, hat irgendwie niemand mitbekommen, wie sie heißen. Ein Raunen geht durch die Menge „Wer sind die?“ Nur durch Befragung der Social Media-Accounts von The Rasmus lässt sich herausfinden, dass es sich um Eddie Stoilow aus Prag handelt. Am Applaus der Menge gemessen, kommen sie relativ gut an. Ein angenehmer Pop-Rock Mix mit ein wenig Synths und einer leider recht untrainiert wirkenden Sängerstimme. Umbaupause.

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Und dann sind wir plötzlich alle wieder 16 Jahre alt. Die Hallenlichter gehen aus! Auf der überdimensionalen Digitalwand erscheinen Fotos und Videoschnipsel der Band, von Raben, vom Wald und dem Meer. Die Stimme von Sänger Lauri Ylönen ertönt „A dead letter, is a letter that has never been delivered, because the person to whom it was written, can not be found. But it also can not be returned to the person who wrote it…” – Gänsehaut!  Und dann betreten The Rasmus unter tosendem Applaus die Bühne. Und auch der Teenager in mir bekommt leichtes Herzklopfen, als die ersten Riffs von „First Day Of My Life“ angespielt werden, gefolgt von DEM The Rasmus-Hit überhaupt: „In The Shadows“.

The Rasmus

The Rasmus

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Die Tour in diesem Herbst steht unter dem Banner „15 Jahre Dead Letters“, obgleich es derweil wohl eher 16 Jahre sein dürften. Die wohl erfolgreichste Platte der vier sympathischen Finnen wird dabei in voller Länge performt. Hinzu kommen Songs, die die Fans der Band im Vorfeld selbst aussuchen durften. Um genau zu sein weitere zehn Tracks, die nicht nur Songwünsche aus den Anfangszeiten der Band befriedigen, sondern auch jene Fans der jüngeren Releases der Band zufrieden stellen. Ich selbst erwische mich beim lautstarken Mitsingen der Songs „Guilty“ und weiteren aus der „Dead Letters“-Platte und muss dann doch etwas schmunzeln. So ganz lassen einen alte Lieblingsbands wohl nie los. Scham verspüre ich nicht, eher Freude darüber, meine Jugendhelden wieder zu sehen, ja gar ihr Konzert fotografisch begleiten zu dürfen.

The Rasmus

The Rasmus

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

„Sail Away“, „No Fear“ und „Liquid“ werden als Akkustiknummern performt und stimmungsvoll umgesetzt. Überhaupt trägt das digitale Bühnenbild maßgeblich dazu bei, eine wohlige, wenn auch düstere Stimmung zu übermitteln. Die gezeigten Videosequenzen untermalen die Musik auf den Punkt genau und lassen Sänger Lauri mitunter gigantische Flügel wachsen. Nach den etwas ruhigeren Nummern wird es nochmal nostalgisch und „Bullet“ sowie „Falling“ werden textsicher vom Publikum mitgesungen. Der Auftritt schließt mit „The Last Waltz“ und einer Bandvorstellung, durch den grinsenden und sichtlich durch den Applaus geschmeichelten Sänger Lauri, ab. Zu guter Letzt verbeugen sich die Bandmitglieder vor der Menge mit einer gigantischen Deutschlandflagge im Hintergrund. Ein Bild, dass ich nicht mehr festhalten konnte, mir aber wohl noch eine Weile in Erinnerung bleiben wird.

Bleibt zu hoffen, dass The Rasmus sich nach dieser erfolgreichen Tour nicht komplett zur Ruhe setzen und man sie in den nächsten Jahren, vielleicht das ein oder andere Mal auf einem Festival, zu Gesicht bekommt.

The Rasmus

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Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

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