Live
Alternative Rock
Live bei: Thirty Seconds To Mars in Hamburg (12.05.2024)
Zwischen Messe, Nostalgie und Muttertag.
VON
Kevin Postir
AM 14/05/2024
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Was für ein wunderschöner Sonntag in der Hansestadt. Neben strahlend-sonnigem Wetter, Muttertag und dem Aufstieg des FC St. Pauli in die erste Fußball Bundesliga gastierten Thirty Seconds To Mars in Deutschlands zweitgrößter Stadt. Doch was erwartet man eigentlich von einem 30STM-Konzert? Bei der Beständigkeit der Band, die seit 1998 aktiv ist, ist es durchaus legitim, von Ären zu sprechen. Ein Begriff, den nicht nur Taylor Swift verwenden kann.
So denken die einen wahrscheinlich an die Anfänge der Band um Sänger Jared Leto, zu Zeiten von Songs wie „The Kill“, oder „Beautiful Life“. Jared mit modischem Emo-Scheitel und schwarz geschminkten Augen. Andere denken an den großen Boom im Mainstream, zu Zeiten von „This Is War“ und wieder andere kennen vielleicht primär die jüngsten musikalischen Erscheinungen und verbinden mit Thirty Seconds To Mars eingängige, elektronische Rhythmen, wie zuletzt 2023 auf „It’s the End of the World but It’s a Beautiful Day“ erschienen. Ähnlich divers stellte sich auch das Publikum in der Hamburger Barclays Arena dar, die sich allerdings nur sehr schleppend füllte und keinesfalls ausverkauft war.
Der Auftakt mit Jagwar Twin
Imposant war eines der Adjektive, die zu diesem Abend passten. Das begann bereits bei der beeindruckenden Bühnenkulisse, die mit einer riesigen, dreieckigen Leinwand und einer beeindruckenden Licht- und Tonanlage auffuhr. Eingeweiht wurde diese Komposition vom US-Künstler Jagwar Twin. Was bei dem Auftritt des Musikers als erstes auffiel, war die immense Lautstärke, die zum einen das Trommelfell an sein Maximum und die Hosenbeine zum Vibrieren brachte. Die Songs des Musikers, die stilistisch zwischen den Twenty One Pilots und Yungblud anzusiedeln waren, tauten das anfangs recht passive Publikum stetig auf. Generell bewies der Künstler ein herausstechendes Gesangstalent, die Stücke wirkten hingegen doch relativ flach, sodass es an diesem Abend schwerfiel, eine Verbindung zwischen Jagwar Twin und den Hamburger:innen herzustellen.
Mit Thirty Seconds To Mars den Abend ausklingen lassen
Bereits vor dem eigentlichen Auftritt von 30 Seconds To Mars trugen sich mehrere Ereignisse zu, die man in dieser Form nicht unbedingt von Festivals gewohnt ist. Zum einen liefen 30STM-Songs bereits in der Umbaupause. Den Headliner so stark in das Zentrum zu stellen, das erlebt man nicht häufig. Auch das Intro des lang ersehnten Auftritts stach hervor. So wurde über die Video-Wände ein Live-Stream in den Backstage-Bereich gestartet, und die Fans konnten Jared Leto und Bruder Shannon Leto live dabei beobachten, wie sie sich den Weg auf die Bühne bahnten. Das Wort „bahnen“ ist in diesem Sinne ernst zu nehmen, denn wie es sich für einen prophetenartigen Act gehört, schritten Thirty Seconds To Mars direkt durch den ersten Wellenbrecher und teilten das metaphorische Fan-Meer entzwei.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Jennifer Ehlers (Jennas Photoworld)
Was grundsätzlich über die Performance der aus Los Angeles stammenden Band zu sagen ist, ist, dass die Interaktion zwischen Künstler und Fans sehr direkt und intim wirkte. Zum einen hing das Publikum förmlich an den Lippen Letos, zum anderen verstand dieser bestens, dies zu nutzen. Die produktionstechnische Seite unterstützte diese Verbindung mit einer beeindruckenden Lichtshow, Konfetti und Feuersäulen und auch der Sound besserte sich mit Start der Band schlagartig. Es war eine Mischung aus Humor, Bewegung und Charisma, die an diesem Abend die Bühne füllte. Wo diese Kombination nicht reichte, wurde mit kleineren Showeinlagen ausgeholfen.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Jennifer Ehlers (Jennas Photoworld)
Diese Showeinlagen bestanden im Schwenken der obligatorischen Deutschlandfahne, die man bereits aus der Vergangenheit von der Band kannte. Zusätzlich holte die Band gleich an zwei Stellen des Sets Fans auf die Bühne, um mit ihnen zu „feiern“. So schön dieser Moment für die Glückliche:n gewesen sein dürfte, so hölzern wirkte diese Szenerie auf die verbliebenen Personen im Saal.
Zu viel des Guten?
Böse Zungen könnten mit Blick auf die Gesamtperformance das Wort „Reizüberflutung“ verwenden. Thirty Seconds To Mars wandelten sich im Laufe der Jahre gleich mehrfach, doch es schien so, als würden alle Elemente der einzelnen Ären mitgeschliffen werden. Besonders die moderneren Stücke und vermeintlich moderne Elemente eines Konzertes, wie die Interaktion mit den Fans auf der Bühne, das Live-Gehen via Instagram und selbst der Videocall mit Mama Leto am Muttertag wirkten ein Stück weit überzogen und besonders Jared Letos Authentizität litt in diesen kurzen Momenten.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Jennifer Ehlers (Jennas Photoworld)
Wem diese Teile der Darbietung zu viel war, der dürfte sich dann vielleicht der kleinen Dinge erfreuen. So ist beispielsweise das Live-Bild, welches über die Seitenleinwände lief zu nennen. An mehreren Stellen im Set unterschied sich das Bild auf der linken Seite der Bühne vom Bild auf der rechten Seite und zeigte Jared in unterschiedlichen Winkeln. Diese Liebe zum Detail beweist, auf was für einem hohen professionellen und detailversessenen Niveau sich eine 30STM-Show befindet.
Thirty Seconds To Mars – Konzert oder Kult?
Zu guter Letzt soll noch die Frage geklärt werden, ob ein Thirty Seconds To Mars-Konzert nun zu einer klassischen Konzert-Erfahrung gehört, oder ob hier unterschwellig vielleicht doch eine Leto-Religion gegründet wird. Hierzu sei lediglich gesagt: Wenn im Song „This Is War“ die Textzeile „To the leader, the pariah; The victor, the messiah“ gesungen wird, verneigt sich Leto schlichtweg mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen. Bedarf es da etwa noch weiterer Beweise?! Spaß bei Seite. Thirty Seconds To Mars bieten eine intensive, euphorische und energetische Live-Show, die ihresgleichen sucht. Zwar wirkt es an der ein oder anderen Stelle etwas überladen, die Band traut sich allerdings etwas und scheut sich nicht davor neue Wege zu gehen. Das macht Eindruck!
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Jennifer Ehlers (Jennas Photoworld)
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