Live

HardcoreMetalcore

Live bei: The Ghost Inside in Wiesbaden (11.04.2023)

Wiedervereint mit den Fans.

VON AM 13/04/2023

Fans von The Ghost Inside fanden sich in den letzten Jahren wirklich in einem Wechselbad der Gefühle wieder. Nach einer langen Pause in Folge des schlimmen Busunfalls 2015 folgte 2019 die Live-Reunion – zunächst allerdings nur in den Staaten (gegrüßt sei unsere Fotografin Karo, die dato den weiten Weg auf sich nahm, nur um live dabei sein zu können). 2020 sollte es dann für einen exklusiven Auftritt beim Full Force Festival auch nach Deutschland gehen – doch dann kam dieses böse Wort mit C um die Ecke und es sollte noch geschlagene zwei weitere Jahre dauern, bis die Kombo um Frontmann Jonathan Vigil endlich die Bühne in Ferropolis bespielte.

The Ghost Inside laden zum Familientreffen in Wiesbaden

Ein Jahr später haben TGI-Fans nun zu Genüge Chancen, die fünfköpfige Kombo auch in hiesigen Gefilden live zu erleben. Neben ihrer Teilnahme an den Impericon Festivals und weiteren Festivalauftritten im Sommer stehen auch ein paar wenige Headliner-Shows auf dem Plan.

Eines davon fand mit freundlicher Unterstützung von Landmvrks und Dragged Under am Dienstag nach Ostern im ausverkauften Wiesbadener Schlachthof statt. Und wurde zur bislang größten Headliner-Show der Band in Deutschland.

Dragged Under

Den Anfang machten Dragged Under in der hessischen Landeshauptstadt. Wenngleich die Parkplatzsituation vor der Venue Sodom und Gomorra glich, schafften es viele Besucher bereits pünktlich zum Opener ins Kulturzentrum. Eine knappe halbe Stunde rockte die Truppe um Sänger Anthony Cappocchi die Bühne und präsentierte Songs aus ihren bisherigen beiden Studioalben. Fun fact: Dragged Under debütieren 2020 mit ihrer ersten Single, also dem Jahr, in dem TGI überhaupt erst mal ihr Comeback in Deutschland feiern wollten.

Dragged Under

Dragged Under

Dragged Under

Dragged Under
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Dass sie nun als Support mit auf der Bühne bei einer von wenigen Headliner-Shows von TGI stehen dürfen, spricht definitiv für sie. Mit ihrer Mischung aus Metalcore, Hardcore und Punkrock gehören Dragged Under definitiv zu den abwechslungsreichen Genrevertretern, deren Songs sowohl für hartgesottene Headbanger als auch für Einsteiger in die Welt der guten Gitarrenmusik etwas bieten. Nach sieben Tracks der beiden Longplayer „Upright Animals“ (2022) und „The World Is In Your Way“ (2020) war dann Schluss und das Publikum stürmte Richtung Toilette, Bar oder nach draußen, um das Auto-Tetris auf der Straße zu beobachten.

Dragged Under

Dragged Under

Dragged Under

Dragged Under

Dragged Under
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Landmvrks

Dass die zweite Band des Abends nicht wenig Fans mitgebracht hatte, wurde schnell klar, als um kurz vor 20 Uhr wieder das Licht ausging. Landmvrks aus der französischen Stadt Marseille haben sich in den vergangenen Jahren in der Szene einen Namen gemacht. Mit Release des aktuellen Albums „Lost In The Waves“ (2021) wurde die Fanbase auch international breiter; dennoch hat die Band um Frontmann Florent Salfati ihr Dankbarkeit nicht verloren, wie man auch am Dienstagabend in Wiesbaden einmal mehr merkte.

Landmvrks

Landmvrks

Landmvrks

Landmvrks

Landmvrks
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Insbesondere letztgenannter konnte als Duracell-Häschen überzeugen und verausgabte sich auf der Bühne so sehr, dass einem sogar als Zuschauer die Luft wegblieb. Hin und wieder sorgte das Gehopse dafür, dass die Töne insbesondere in den Cleans ein klein wenig daneben waren, doch mit seinen charakteristischen Shouts machte der Sänger die paar Schräglagen locker wieder wett.

Da man als durchschnittlicher TGI-Fan ja auch eher zum Hörer der härteren musikalischen Gangart gehört, waren es insbesondere die brachialeren Stücke, die für Stimmung sorgten. Gut so, denn für den Haupt-Act ist man spätestens jetzt bestens vorbereitet gewesen.

Landmvrks

Landmvrks

Landmvrks

Landmvrks

Landmvrks
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

The Ghost Inside

Pünktlich wie es das Alman-Publikum liebt, ging es dann um 21 Uhr mit dann mit The Ghost Inside und einer der großen Hymnen los: „Avalanche“, dem Opener des 2014er Werks „Dear Youth“, eröffnete das Set und sorgte somit schon zum Start für einen ersten großen Singalong. Dass die Fans, die für ein „SOLD OUT“ auf dem Plakat gesorgt haben, von der 1. Sekunde an dabei waren, braucht man sicherlich nicht gesondert erwähnen.

Zwei Songs später begrüße Jonathan Vigil den Schlachthof. Er klingt verschnupft und erklärt kurz später, dass die Bandmitglieder allesamt mit kleinen Erkältungen zu kämpfen haben. Oh no – schon wieder? Kurze Flashbacks zum Limp Bizkit-Konzert in Frankfurt in der Vorwoche hat man schon, doch glücklicherweise machten weder Vigil noch seine Kollegen Anstalten, sich von irgendwas oder irgendwem unterstützen zu lassen. Und so rockten sie knapp eineinhalb Stunden ganz allein die Bühne.

The Ghost Inside

The Ghost Inside

The Ghost Inside

The Ghost Inside
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Während das Publikum bei vielen bei Konzerten ja immer auf die großen Hits wartet und diese auch mit Abstand am besten funktionieren, ist bei The Ghost Inside das Gegenteil der Fall. Ausnahmslos jeder Song der 18 Songs starken Setlist funktionierte auch am Dienstag einwandfrei. Das lag insbesondere aber auch daran, dass das Publikum wirklich ausschließlich aus Fans bestand, die mit jeder Faser ihres Körpers die Musik der Band feiert. Als wäre hier eine große Familie am Start.

Emotional wurde es zwischendrin auch: Als die Band Fan Gero auf die Bühne holte, der mithilfe der Musik der Band seine Krebserkrankung besiegt hat. Als Jonathan Vigil „White Light“ seinem verstorbenen Bruder widmete und das Publikum die Halle mit ihren Handylichtern erleuchtete. Als „Aftermath“ anklang oder aber natürlich als sich TGI mit „Engine 45“ von der Bühne verabschiedeten und ihre Fans in den Abend entließen. Und das zeigte, dass zwischen den brachialen Breakdowns (und davon hat die Band viele. Sehr viele.) auch Platz für ganz viel Emotionen ist. Einfach schön.

The Ghost Inside

The Ghost Inside

The Ghost Inside

The Ghost Inside

The Ghost Inside

The Ghost Inside
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Kann man TGI schon als Metalcore-Veteranen bezeichnen? Bei so einem Wort kommen einem ja in aller Regel Acts wie Killswitch Engage, As I Lay Dying, Atreyu und Co. in den Kopf, doch wenngleich das Quintett erst wenige Jahre nach den genannten Bands ihren Mainstream-Erfolg für sich verzeichnen konnten, gelten sie bis heute als großer (wenn nicht sogar einer der größten?) Einfluss auf die heutigen Bands des Genres.

The Ghost Inside

The Ghost Inside
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Grund genug, die Daseins-Berechtigung nicht in Frage zu stellen, ist das allerdings nicht. Die lange Pause, das laute Comeback, das durch die Pandemie deutlich an Klang verloren hat, der übereilte Rausschmiss von Bassist Jim Riley und die reuevolle Entschuldigung… ob unverschuldet (die ersten Punkte) oder doch irgendwie selbst verschuldet (letzteres) – all diese Punkte haben das große Comeback von TGI ein bisschen entzaubert. Und dennoch stehen im Jahr 2023 fünf Männer auf der Bühne, die sich zurückgekämpft haben und zu 100% hinter dem stehen, was sie da machen.

Dass sie mit ihrer Musik vielleicht nicht mehr DIE breite Masse an neuen Fans dazugewinnen werden, kann die Truppe sicher verkraften. Dass sie allerdings keinen Fan verlieren werden, ist auch klar. Und so freuen wir uns auf das nächste Familientreffen und die mehr als souveräne Leistung einer gestandenen und „auferstandenen“ Band.

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