Live
Metalcore
Live bei: Ice Nine Kills in Köln (27.11.2025)
Was für ein Spektakel!
VON
Dana Chojetzki
AM 02/12/2025
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Ice Nine Kills machten am 27.11.2025 auf ihrer „A Work of Art“-Tour Halt im Kölner Palladium und lieferten ein Spektakel ab, das weniger Konzert als vielmehr eine dramaturgische Horror-Performance war. Mit einem starken Line-up aus TX2, Creeper und The Devil Wears Prada wurde der nasskalte Novemberabend zum schweißtreibenden Ausflug ins Gruselkabinett.
Der Einlass: Regen, Kostüme und die Ruhe vor dem Sturm
Pünktlich um 17:30 Uhr öffneten die Pforten zum Palladium. Das düstere Regenwetter konnte die Stimmung nicht trüben, denn vor der Halle war es bereits sehr voll. Die erste Auffälligkeit: Viele Fans hatten sich in Anlehnung an das Horror-Metal-Thema von Ice Nine Kills verkleidet – ein Vorgeschmack auf den Grusel-Effekt des Abends, der das Palladium schnell in eine Halloween-würdige Location verwandelte.
TX2
Den Auftakt machten TX2 um 18:30 Uhr mit einer regelrechten Energie-Offensive. Der Funke sprang sofort über: Die Menge wurde zum Headbangen animiert, und schon beim zweiten Song „Vendetta“, entfachte sich der erste Moshpit. Diesen führte Frontmann Timothy Evan Thomas kurzerhand selbst an, indem er ins Publikum sprang, um mittendrin dabei zu sein – ein starkes Zeichen, das die Nähe zu den Fans unterstrich. Der moderne Sound von Stücken wie „Mad“ und „I Would Hate Me Too“ wurde begeistert aufgenommen. Akrobatische Einlagen, wie das beherzte Klettern an einer der charakteristischen Säulen des Palladiums, unterstrichen die sichtliche Freude der Band am Auftritt. Mit interaktiven Gesangsübungen wärmte TX2 das Publikum erfolgreich auf und dürfte sich an diesem Abend einige neue Fans erspielt haben.
Creeper
Anschließend übernahmen Creeper um 19:20 Uhr das Zepter. Mit einem stimmungsvollen Intro zogen sie die Zuschauer sofort in ihre düstere Welt. Der Kultstatus der Band manifestierte sich in den zahlreichen, lautstark mitsingenden Anhängern im Publikum. Sänger Will Gould bestach durch seine markante, unverkennbare Stimme, die perfekt zur Gothic Ästhetik passte. Mit Songs wie „Lovers Led Astray“ und „Headstones“ nahm die Intensität spürbar zu, und die Moshpits wurden zahlreicher. Spätestens jetzt ließen sich auch die ersten Crowdsurfer des Abends über die Köpfe tragen. Mit ihrer mitreißenden Mischung aus Horrorpunk, Punk und Gothic Rock zogen die Briten das Publikum in ihren Bann und bewiesen, dass sie musikalisch eine ideale Ergänzung für den Abend waren.
The Devil Wears Prada
Um 20:10 Uhr betraten The Devil Wears Prada, die letzte Vorband des Tages, die Bühne und es war sofort klar, dass das Palladium an diesem Abend eine Generalüberholung brauchte. Die Band zelebrierte Metalcore der Spitzenklasse. Schon beim Opener „Ritual“ entfesselte sich unmittelbar ein wilder Pit, der in den nachfolgenden Stücken durch eine gnadenlose Abfolge massiver Breakdowns, Moshpits und Crowdsurfer am Laufen gehalten wurde. Die Menge feierte und sang Klassiker wie „Danger: Wildman“ und „Outnumbered“ lauthals mit.
Die aus Ohio stammende Band präsentierte selbstverständlich auch neue Kostproben ihres aktuellen Albums Flowers (veröffentlicht am 14.11.2025), darunter packende Tracks wie „So Low“ und „For You“. Die makellose und energiegeladene Performance kam phänomenal an und bestätigte eindrucksvoll den Ruf der Gruppe als eine unaufhaltsame Kraft, die selbst nach zwei Jahrzehnten im Business noch mühelos Hallen zum Beben bringt. Als die Band eine baldige Rückkehr für eine eigene Tour 2026 in Deutschland in Aussicht stellte, brach lauter Jubel aus – ein Pflichttermin für alle Liebhaber des emotionalen Metalcore.
Ice Nine Kills
Als es um 21:20 Uhr dunkel wurde, wusste jeder: Jetzt beginnt das große Kino. Ice Nine Kills ließen keine Sekunde Zweifel an ihrer theatralischen Klasse. Die Show begann, noch bevor die Band richtig loslegte: Ein Darsteller im Hannibal-Kostüm und Zwangsjacke wurde auf die Bühne gefahren, um die Bühne für das Intro von „Meat & Greet“ vorzubereiten. Das Publikum war sofort auf Betriebstemperatur; die Texte saßen von der ersten Sekunde an.
Was folgte, war keine reine Konzert-Show, sondern ein Metalcore-Musical des Makabren. Die Band untermalte ihre Songs mit extrem detailreichen Inszenierungen. Bei „Stabbing In The Dark“ betrat neben Frontmann Spencer Charnas ein unheimlicher Clown die Bühne und die Performance mündete in eine fast schon Broadway-artigen Show. Nur kurz darauf folgten fette Breakdowns, etwa bei „Funeral Derangements“, die das Palladium in einen brodelnden Kessel verwandelten.
Ice Nine Kills spielten die volle Bandbreite des Horrors. Selbst die Cover-Songs wurden in die Horror-Logik integriert: Das „Walking On Sunshine“- Cover (Katrina and the Waves) wurde von einer tanzenden Sonne begleitet, die natürlich eine Axt trug – ein herrlich absurdes Highlight.
Auch visuell wird einiges geboten
Zwischen den Songs wurden kurze Video-Einspieler als perfekte theatralische Pausen genutzt, die die Spannung hochhielten. Auch neue Stücke wurden eindrucksvoll umgesetzt: Der brandneue Song „The Great Unknown“ wurde von einer Schießerei auf der Bühne begleitet, während „Ex-Mørtis“ mit verkleideten Tänzerinnen und einer bedrohlich kreischenden Kettensäge performt wurde. Mit Songs wie „A Grave Mistake“ zeigen Ice Nine Kills sich vergleichsweise von einer etwas ruhigeren Seite, wobei sich diese spätestens mit „The Laugh Track“ wieder schlagartig änderte, als sich Frontmann Charnas in den Joker verwandelte und manisch über die Stage hüpfte.
Beim zeitlosen Klassiker „The Shower Scene“ war das Publikum ohrenbetäubend laut, während ein Duschvorhang die Bühne zierte, hinter dem eine weitere Mordszene inszeniert wurde. Selbst der Cover-Song „The Impression That I Get“ von The Mighty Mighty Bosstones, sorgte für einen massiven Schwung an Crowdsurfern. Das Finale markierte den ultimativen Höhepunkt der Inszenierung. Bei „IT Is The End“ betrat Pennywise die Bühne, begleitet von der ikonischen Figur in gelber Jacke, die einen Bund roter Ballons hielt – ein Bild, das direkt dem Horrorfilm „Es“ entsprang.
Den krönenden Abschluss lieferte der Song „A Work of Art“: Die Bühne füllte sich mit weiteren Bühnendarsteller:innen, wie beispielsweise einem Weihnachtsmann, dessen Freude jedoch abrupt endete, als „Art der Clown“ (aus dem Film Terrifier) in Lederhose erschien und ihn vor den Augen der Fans „tötete“. Die detailgetreue Nachstellung dieser Filmszene bewies einmal mehr die Liebe der Band zum theatralischen Schockeffekt. „Art“ selbst legte dann ein beeindruckendes Schlagzeugsolo hin, welches das Signal für den größten Moshpit des gesamten Abends gab.
Das Fazit
Ice Nine Kills haben nicht nur ein Konzert gespielt, sondern eine immersiv-blutige Kunst-Performance abgeliefert. Wer dachte, Metalcore sei nur Musik, wurde hier eines Besseren belehrt. Es war ein Pflichttermin für alle, die harten Sound und die große Kinoleinwand gleichermaßen lieben.
Ice Nine Kills haben das Palladium nicht nur gerockt – sie haben es in Horrorwood verwandelt und mit Blut, Sägen und Breakdowns ein unvergessliches Meisterwerk aufgeführt. Die „A Work of Art“- Tour geht in den kommenden Wochen in den deutschen Städten Frankfurt, Leipzig, Berlin und Hamburg weiter. Ein Spektakel, dass man nicht verpassen sollte.
Foto: Ice Nine Kills / Offizielles Pressebild
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