
Live
Alternative Post-Hardcore Rock
Live bei: Heisskalt in Stuttgart (09.09.2025)
Heiß, aber so gar nicht kalt.
VON
Leonie Zöller
AM 16/09/2025
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Zwischen Hitze und Kälte, Schreien und Schweigen: Heisskalt machen Musik über das, was einen innerlich zerreißt. Ende Januar hat die Band nach sieben Jahren endlich ihr viertes Album veröffentlicht. “Vom Tun und Lassen” stieg direkt auf Platz 4 der deutschen Charts ein. Während sie ihr neues Album auf Tour feiern, ist auch ihr Debüt “Vom Stehen und Fallen” als Vinyl zurück. Für diese Wiederveröffentlichung hat sich die Band etwas Besonderes überlegt: Die befreundete Band NIKRA ist auf einer neuen Version von “Nicht anders gewollt” als Feature zu hören. Und dass sie Heisskalt auf Tour als Support begleiten, passt da natürlich perfekt.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Lisa Bressmer (lisa_brss)
NIKRA
Die Tour mit Heisskalt ist nur ein Teil von dem, was NIKRA gerade aufbaut. Die junge Punk-Band aus Mannheim veröffentlicht bald ihr Debütalbum und geht ab März auf ihre erste Headlinertour. Die Verbindung zwischen den Bands geht über die Bühne hinaus. Frontmann Mathias Bloech hat an der ersten Platte von NIKRA mitgewirkt. “Ich saß aufm Klo und es ploppte eine Insta-DM von Heisskalt auf”, erzählt Sängerin Annabelle dem Publikum im LKA-Longhorn. Bloech hatte gefragt, ob sie mal zusammen was schreiben wollen. Aus ein paar Treffen wurde schnell ein ganzes Album, an dem der Heisskalt-Sänger auch mitproduziert hat. Mit “Orbit”, dem ersten Song, den sie zusammen geschrieben haben, zog die Vorgruppe das Publikum sofort auf ihre Seite. Spätestens bei “Alles gelogen” haben auch die Letzten in der Menge mit dem Kopf genickt oder sind direkt in den Moshpit gesprungen, in dem auch die Sängerin während des Songs gelandet ist.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Lisa Bressmer (lisa_brss)
Heisskalt
Als das Intro von „Alle Zeit“ aus den Boxen dröhnte und die Band die Bühne betrat, explodierte der Applaus. Jetzt gibt es kein Zurück mehr – der Moment ist da: Das Publikum rastet aus, Moshpits tun sich auf, die Halle bebt. Schon bei “Wasser, Luft und Licht” fliegen die ersten Becher durch die Luft, die Menge wird zu einem Meer aus springenden Köpfen. Auch Klassiker aus alten Alben wie “Identitätsstiftend” und „Euphoria“ werden performt. Das Publikum ist textsicher, aber besonders bei “Nacht ein” liefern die Fans komplett ab. “Wenn ich von morgen spreche meine ich dich”, wurde durch die Halle geschrien, als Mathias Bloech das Mikro in die Menge gehoben hat. Grünblaues Licht taucht die Bühne in eine melancholisch-wütende Atmosphäre, während die vierköpfige Band springt, zuckt und alles gibt. Zwischendurch lobt der Frontmann den Moshpit, der wohl letztes Jahr in Stuttgart auch der „asozialste“ gewesen sei.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Lisa Bressmer (lisa_brss)
Doch die aus Böblingen stammende Band kann auch leise Töne anschlagen. Bei “Dezemberluft” wird es still in der Halle, nur die Handytaschenlampen leuchten wie ein Meer aus Sternen. Bloech erzählt ins Mikrofon, dass er den Song 2008 in seinem Abiturientenzimmer geschrieben hat. Seine damalige große Liebe habe lieber nach Südamerika gewollt, statt mit ihm zu chillen. Aus dem ersten deutschen Songtext entstand schließlich der erste Song der Band, kurz nach ihrer Gründung im Jahr 2010. Zwischen den Erzählungen in den Verschnaufpausen, liefern Heisskalt eine Energie ab, die über die gesamten zwei Stunden hinweg nicht abreißt. Zur goldenen Mitte wurde mit “Nicht anders gewollt” nicht alleine abgerissen. NIKRA kam mit auf die Bühne, performte ihren schroffen Part ins Mikro und wirft sich bei “Alles gut” noch die tonnenschwere Gitarre über die Schulter. Die Dynamik zwischen den Künstlern macht die entstandene Freundschaft spürbar.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Lisa Bressmer (lisa_brss)
Ironischerweise endet der Abend mit “Hallo” als Abschied, bevor der letzte Rest Energie in die Songs “Absorber” und “Mit Worten und Granaten” fließt. Die inszenierte Verabschiedung gehört mittlerweile bei fast jedem Konzert dazu, wobei das Publikum das Spiel schon längst durchschaut hat. Trotzdem ruft fraglicherweise immer jemand “Zugabe”, obwohl diese bereits eingeplant ist. Das Ende des aktuellen Albums bildet auch den Abschluss des heutigen Konzerts, das als siebtes im LKA-Longhorn einen besonderen Höhepunkt darstellt. Zum Ende gab es mit “Heim” und “Teilchen” noch zwei Ohrwürmer für den Heimweg. “Auf ein achtes Mal würde ich sagen!”, sind die letzten Worte, bevor Heisskalt von der Bühne gehen. Und bis dahin wird es bestimmt nicht wieder sechs Jahre dauern.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Lisa Bressmer (lisa_brss)
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