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Review

Alternative Rock

Kritik: Hotline TNT - "Raspberry Moon"

Zusammen klingt's besser.

VON

Bei wem die Juni-Sonne bisher noch nicht heiß genug gebrannt hat, dem dürfte „Raspberry Moon“ Abhilfe schaffen – der jüngste Longplayer des New Yorker Quartetts Hotline TNT heizt dabei nicht zuletzt mit seinem kuschelig-warmen Shoegaze-Sound ein. Zwei Jahre nach ihrem Breakthrough-Album „Cartwheel“ serviert die Band einen ausgefeilten Nachfolger, der sich thematisch rund um Romantik und Wehmut dreht.

Hotline TNT setzen auf Teamwork

Die elf Tracks wurden dabei erstmals nicht im Alleingang von Gründer des ursprünglichen Soloprojekts Will Anderson geschrieben, sondern gemeinsam mit seiner (Live-)Band ausgearbeitet. Während Anderson in der Vergangenheit alle Tracks gemeinsam mit Produzent Amos Pitsch ausgeklügelt hat, wurde ihm das Engagement seiner bis dato Live-Band mehr oder weniger aufgezwungen. Gitarrist Lucky Hunter, Bassist Haylen Trammel und Drummer Mike Ralston schlichen sich nach ihrer zehn-monatigen Tour nämlich einfach mit ins Studio. Dass diese Veränderung und die damit einhergehenden Wandlung vom Soloprojekt zur Band genau das war, was Hotline TNT gefehlt hat, konnte nicht nur Anderson einsehen, sondern ist auch auf „Raspberry Moon“ spürbar.

So wurden beispielsweise erstmals Live-Drums statt einem Drumcomputer verwendet. Dadurch wirkt der Sound insgesamt wärmer und lässt gleichzeitig Drum-Grooves wie in der Single „Candle“ noch mehr strahlen. Für den Chorus der ersten Single-Auskopplung „Julia’s War“ leihen die Jungs sogar ihre Stimmen. Bei dem Track kommt durch den „Nah Nah Nah“-Chant nicht nur Lagerfeuerstimmung auf, gleichzeitig ist der Titel auch eine Anlehnung an die Shoegaze-Revival-Kollegen They Are Gutting A Body Of Water. Außerdem beweisen die Jungs spätestens durch das zugehörige Musikvideo Humor. Hier wird die Band nämlich durch ein knallhartes Shoegaze-Bootcamp gejagt.

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Feintuning statt Neuanstrich

Die neuen unterschiedlichen Einflüsse sind auch auf dem Rest des Albums zu hören. Eröffnet wird das Album von „Was I Wrong?“, einem zunächst ungewöhnlich ruhigen Einstieg in den LP. Erst ab dem zweiten Verse setzt die komplette Band ein und begrüßt uns mit catchy Gitarrenriffs und einem Gefühl der Vertrautheit.

Besonders spannend wird es ab der zweiten Hälfte des Albums. Dies liegt überwiegend am Mut zur Abwechslung. Eingeleitet durch die melancholisch-nostalgisch klingende Single „Break Right“ wird anschließend mit „If Time Flies“ und „Candle“ weiter Tempo aufgenommen.

Der Jangle-Rock-Track „Dance The Night Away“ bricht schließlich mit dem bisherigen Sound und kommt softer daher. Hier wird sich statt an noisy Gitarren eher an kreisenden Gitarrenriffs bedient, welche Andersons schwebende Vocals unterstützen. „Lawnmower“ überrascht schließlich mit akustischen Gitarren und Texten wie „Things get slower / Get back to town /Start the lawnmower /Set me down“, die klanglich passend eingefangen werden.

Dennoch bleibt deutlich, dass die Platte aus einem Guss stammt. Der von Anderson geschaffene Hotline TNT-Sound bleibt unverkennbar. Dies zeigt sich einerseits durch die Vocals, die trotz des dichten Klangteppichs aus fuzzy Gitarren und Synths niemals drohen unterzugehen. Andererseits aber auch durch die nuancierte Soundauswahl und dem sorgfältig durchdachten Einsatz von Stilmitteln wie Gitarrenfeedback, die letztlich im detailverliebten Arrangement zusammenkommen.

Polierte Produktion und reduzierte Worte

„Raspberry Moon“ klingt einen Ticken optimistischer als sein Vorgänger, was sich sowohl klanglich in Form einer polierteren Produktion als auch lyrisch durch Zeilen wie: „I wanna try/Get butterflies“ zeigt. Wie man diese Veränderung findet, bleibt wohl Geschmackssache. Fans von ungeschliffenen Produktionen wie „If We Keep Hanging Out“ dürften hier wohl eher enttäuscht werden.

Lyrisch bleibt Anderson eher wortkarg. So besteht „The Scene“ beispielsweise lediglich aus fünf Zeilen. Dennoch bekommt man nicht das Gefühl, als würde nicht genug gesagt werden. Anderson schafft es Hoffnung, Wehmut und Sehnsucht auch in wenigen Worten bildlich zusammenzufassen ohne dabei zu kitschig zu werden.

Insgesamt bringen Hotline TNT mit „Raspberry Moon“ ihren Sound auf den Punkt ohne zu sehr von Altbewährten abzuschweifen. Es findet keine komplette Neuerfindung statt – die bedarf es auch gar nicht. Es handelt sich vielmehr um einen Feinschliff mit erfrischend neuen Einflüssen.

Foto: Graham Tolbert / Offizielles Pressebild

Hotline TNT News

ALBUM
Raspberry Moon
Künstler: Hotline TNT

Erscheinungsdatum: 20.06.2025
Genre:
Label: Third Man Records
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Was I Wrong?
  2. Transition Lens
  3. The Scene
  4. Julia's War
  5. Letter To Heaven
  6. Break Right
  7. If Time Flies
  8. Candle
  9. Dance The Night Away
  10. Lawnmower
  11. Where U Been?
8
FAZIT
Mit „Raspberry Moon“ machen Hotline TNT einen stimmigen Schritt nach vorne. Anstatt das bewährte Fundament zu verlassen, tastet sich die Band vorsichtig an neue Soundnuancen heran, was unheimlich gut funktioniert. Zwar hätte der Produktion der Platte an manchen Stellen etwas mehr Rauheit im Stil früherer Releases gutgetan, dennoch überzeugt „Raspberry Moon“ mit Feingefühl, sowohl eingängigen als auch interessanten Tracks und sehr gutem Songwriting.