Review

AlternativePop-Punk

Kritik: Fall Out Boy - "So Much (For) Stardust"

Als Fall Out Boy im Januar 2023 mit „Love From The Other Side“ die erste Single des neuen Albums So ...

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Als Fall Out Boy im Januar 2023 mit „Love From The Other Side“ die erste Single des neuen Albums So Much (For) Stardust veröffentlichten, ging durchaus so etwas wie ein Aufschrei durch die Szene. Fall Out Boy haben zwar hierzulande vielleicht nicht ganz den Stellenwert wie in den USA. Aber dass ihr letztes Album Mania 2018 immerhin auf Platz 5 der deutschen Albumcharts einstieg und die Tour zum Album einige große Hallen gefüllt hat, zeigt, dass FOB auch in Deutschland eine nicht zu unterschätzende Fanbase haben. Allerdings hat sich gerade diese Fanbase im Laufe der Jahre ein wenig gewandelt. Waren Fall Out Boy zu Beginn ihrer Karriere die Shootingstars der Emoszene, so entwickelte sich die Band nach dem Hiatus zwischen 2010 und 2013 immer mehr in eine Alternative Rock-Richtung, mit der sich nicht jeder Fan der ersten Stunde anfreunden konnte.

Fall Out Boy:Die Rückkehr zum Sound der Anfangszeit?

Umso spannender ist die Frage, wie sich der Sound der Band fünf Jahre nach dem letzten Album weiterentwickelt hat. Und da sind wir bei dem eingangs erwähnten Aufschrei. „Love From The Other Side“ ist der Opener des neuen Albums. Und auf dem Song klingen die Gitarren so dynamisch, dass man beinahe an eine Rückkehr zum Sound der Anfangszeit denken könnte. Ganz so ist es dann doch nicht, aber Fall Out Boy schaffen es sehr geschickt, den wieder mehr von Gitarren und Drums dominierten Sound mit den Errungenschaften der späteren Schaffensphase zu verknüpfen – Ohrwurmpotential inklusive.

Von allem das Beste – so kann es gerne weitergehen. Und – das zeigt der ebenfalls vorab veröffentlichte Track „Heartbeat Feels So Good“ – es geht auch so weiter. Vielleicht überwiegen die Pop-Anteile hier ein wenig, aber Fall Out Boy haben ganz offensichtlich nicht vergessen, dass sie eine Rockband sind. Dass die Stimme von Sänger Patrick Stump die Lyrics von Mastermind Pete Wentz perfekt umsetzt, bedarf wahrscheinlich keiner Erwähnung. Das war bei Fall Out Boy schon immer so und so ist es auch auf So Much (For) Stardust.

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Hier und da fehlt die Dynamik

Besonders spannend ist aber, ob auch die bisher nicht veröffentlichten Songs den guten ersten Eindruck bestätigen können. Für all diejenigen, die wenig Zeit haben, hier die kurze Antwort: Ja. Aber wir machen es natürlich auch gerne etwas ausführlicher. Nehmen wir zum Beispiel einen Song wie „Fake Out“. Auch hier ist es vor allem die Stimme von Patrick Stump, die herausragt. Musikalisch ist der Songs dann aber doch ein wenig zu brav. Ein wenig mehr Dynamik hier und da hätte dem Song sicher einen größeren Wiedererkennungswert beschert.

Auch „Heaven, Iowa“ hat viele gute Elemente. Der Songs startet sphärisch, bricht zum Ende aber noch einmal richtig aus. Und doch zeigt sich auch hier wie bei einigen anderen Songs – zum Beispiel „So Good Right Now“ – das beherrschende Phänomen dieser Platte. In Sachen Songwriting kann man Fall Out Boy keinen Vorwurf machen. Ganz im Gegenteil: Das Duo Stump/Wentz kann sich zurecht der Liga der ganz großen Songwriter-Duos zugehörig fühlen. Und doch wirken die Songs stellenweise so, als habe man bewusst einen Spagat zwischen Rock und Pop gewagt. Auch das ist sicher nichts Neues bei Fall Out Boy und gewissermaßen Teil der DNA der Band. Allerdings tut dieser Spagat nicht allen Songs gut. Da wäre es besser gewesen, sich für das eine oder das andere zu entscheiden.

Es soll aber nicht vergessen werden, dass Fall Out Boy auch auf So Much (For) Stardust wieder einige ganz besondere Momente haben, die typisch für FOB sind. „I Am My Own Muse“ beeindruckt neben den vielen, schon weiter oben genannten Elemente auch durch seien orchestrale musikalische Ausgestaltung. Absolut beeindruckend. Dass es mit „Flu Game“ direkt mit einem deutlich schlichteren Song weitergeht, ist eben auch typisch FOB. Und schlicht heißt dabei nicht, dass der Songs nicht schon allein durch den einprägsamen Chor seine besonderen Momente hat.

So Much (For) Stardust: Ein furioses Finale

Fall Out Boy haben immer schon gerne Grenzen überschritten und Neues auszubreiten. Ob der Disco-Sound in „What A Time To Be Alive“ unbedingt notwendig gewesen ist, sei einfach einmal dahingestellt. Wenn man es wohlwollend mit der Band meint, dann ist aber auch dieser Song letztlich ein weiterer Beweis der musikalischen Vielseitigkeit der Band – zu der auch die hier wieder einmal herausragende Stimme von Patrick Stump gehört. Und das Ende ist mit dem Titeltrack „So Much (For) Stardust“ auch bemerkenswert. Der Song benötigt etwas Anlaufzeit, mündet dann aber in einem furiosen Finale. Und dass die Band auf dem letzten Song des Albums lyrisch den ersten Song zitiert, erlebt man auch nicht immer. Aber bei Fall Out Boy ist man vor Überraschungen niemals sicher – eine der vielen Erkenntnisse beim Hören von So Much (For) Stardust.

Foto: Pamela Littky / Offizielles Pressebild

ALBUM
So Much (For) Stardust
Künstler: Fall Out Boy

Erscheinungsdatum: 24.03.2023
Genre: , ,
Label: Fueled By Ramen
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Love From the Other Side
  2. Heartbreak Feels So Good
  3. Hold Me Like a Grudge
  4. Fake Out
  5. Heaven, Iowa
  6. So Good Right Now
  7. The Pink Seashell feat. Ethan Hawke
  8. I Am My Own Muse
  9. Flu Game
  10. Baby Annihilation
  11. The Kintsugi Kid (Ten Years)
  12. What A Time To Be Alive
  13. So Much (For) Stardust
Fall Out Boy So Much (For) Stardust
Fall Out Boy So Much (For) Stardust
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FAZIT
Die ersten beiden Singles ließen vor allem die Fans aus der Anfangszeit von Fall Out Boy aufhorchen. Würde "So Much (For) Stardust" womöglich das Comeback des Sound der ersten Jahre bedeuten? Die Antwort lautet hier wohl Jein. Ja, weil Gitarren und Drums wieder mehr im Vordergrund stehen als in der jüngeren Vergangenheit. Nein, weil Fall Out Boy auch auf "So Much (For) Stardust" viele Pop-Elemente einfließen lassen. Ob es einem gefällt, ist bekanntlich Geschmacksache. Fall Out Boy bieten aber ohne Frage viele Gelegenheiten, Fan zu bleiben oder zu werden.