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PunkrockRock

Kritik: Casino Blackout - "Hinterhof Poesie"

„Hinterhof Poesie“ ist bereits Album Nr. 3 der Punkrocker von Casino Blackout. Das Quartett aus dem bayerischen Füssen ist zwar ...

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„Hinterhof Poesie“ ist bereits Album Nr. 3 der Punkrocker von Casino Blackout. Das Quartett aus dem bayerischen Füssen ist zwar schon seit 2010 aktiv, legt sich aber seit dem Debütalbum Punkrocktape aus dem Jahr 2017 richtig ins Zeug.

Casino Blackout legen mit „Hinterhof Poesie“ nach

Das gilt auch direkt für den Opener „Im Dreck“, in dem die Band auf großes Intro-Geplänkel verzichtet und stattdessen Wert auf einen eingängigen Refrain legt. Und im Gegensatz zur thematischen Ausrichtung des Songs ist dieser gerade nicht „alles andere als perfekt“.

Auch in „Anti Ich“ – einem Feature mit Ghøstkid – geht es trotz des weiterhin und typischen Pop-Punk-Sounds etwas heftiger zur Sache. Gerade die Kombination aus den wütend geschrienen Strophen und den ohrwurm-tauglichen Refrain kann überzeugen – und aus viel mehr besteht der nur gut zwei Minuten lange Song schließlich auch nicht.

Ganz so aggressiv bleiben die Songs auf „Hinterhof Poesie“ allerdings nicht – im Folgenden geht es deutlich mehr in Richtung Pop-Punk. Songs wie „Für mich nicht“ oder „Wo es wehtut“ haben jede Menge gefällige Ansätze, doch gerade lyrisch sind sie unnötig austauschbar. Sowohl in den Strophen als auch in den Refrains werden Phrasen hin und her gedroschen ohne dass sie einmal wirklich Tiefgang erreichen.

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Es mag sein, dass hier bei deutschen Texten die Messlatte höher angesetzt wird als bei englischen, doch ein bisschen mehr textliche Kreativität hätte es aus dem Hause Casino Blackout schon sein können. Vielleicht wäre ein wenig Nachhilfe bei ihren bayerischen Kollegen von Marathonmann sinnvoll gewesen – wenn man sich schon für „Wir gegen uns“ zu einer äußerst fruchtbaren Kollaboration zusammengefunden hat.

Auch hier zeigt sich, dass gerade die Feature-Songs ein wenig mehr Härte aufweisen. Eine Härte, die „Hinterhof Poesie“ guttut, denn auch in der zweiten Hälfte des Albums plätschern einige Songs mehr daher als dass sie wirklich Ohrwurmpotential entwickeln.

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Dabei sticht ein Song wie „Nichts wird gut“ aber vor allem wegen der guten und kreativen Gitarrenarbeit positiv aus der Masse hervor, der melancholisch daherkommende Titelsong zeigt besonders in den Strophen ebenfalls viele gute Ansätze, doch auch hier fehlt gerade im Refrain und auch in der Bridge der Druck, um die gesamte im Song steckende Energie zu entfalten.

Zum Ende des Albums zeigen auch „Zwischenzeit“ und „Durch den Tisch“ noch einmal viele nette Melodien und auch lyrisch nicht mehr ganz so platte Texte wie zu Beginn oder in der Mitte des Albums. Die Songs klingen gefällig und doch bleibt das Gefühl, dass hier mehr Potential abrufbar gewesen wäre. Das gilt dann auch insgesamt für die gut 30 Minuten „Hinterhof Poesie“, die keineswegs langweilig sind, aber eben auch nicht beim ersten Hören im Ohr bleiben.

Foto: Casino Blackout / Offizielles Pressebild

ALBUM
Hinterhof Poesie
Künstler: Casino Blackout

Erscheinungsdatum: 22.04.2022
Genre:
Label:
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Im Dreck
  2. Anti Ich
  3. Für mich nicht
  4. Wo es wehtut
  5. Wir gegen uns
  6. Neonfarben
  7. Nichts wird gut
  8. Hinterhof Poesie
  9. Mitte
  10. Zwischenzeit
  11. Durch den Tisch
Casino Blackout Hinterhof Poesie
Casino Blackout Hinterhof Poesie
7
FAZIT
Casino Blackout zeigen mit "Hinterhof Poesie", dass sie auch auf Album Nr. 3 in der Lage sind, gefällige Pop-Punk-Songs zu schreiben. Doch es bleibt das Gefühl, dass die Band insgesamt zu sehr mit der Schablone an die Arbeit gegangen sind und dabei Kreativität und Überraschungen auf der Strecke geblieben sind. Die Songs auf "Hinterhof Poesie" sind gut, doch der ganz große Aha-Effekt stellt sich nicht ein.