Press Club im Interview: „Es ist hart, ehrlich zu sich selbst zu sein.“

Es muss ein unbeschreibliches Gefühl für die australische Punk/Emo-Band Press Club sein, aus der Corona-Pandemie zurückzukehren und in prall gefüllten bis restlos ausverkauften Clubs zu spielen. Im Kölner MTC spaßte die Vorband Between Bodies darüber, dass ihr Bassist Benedikt Ricken als Gatekeeper versagt habe: Denn er hatte Press Club im April 2019 noch im Helios 37 vor gerade einmal einer Handvoll an Leuten gesehen. “Endless Motion” heißt das dritte Werk der Australier:innen und hat wie viele Alben der letzten Jahre einige Umwege auf dem Weg zum Plattenteller machen müssen.

Sich selbst infrage stellen

Drummer Frank berichtet darüber, wie eigentlich geplant war, ihr drittes Album 2020 sogar in Berlin aufzunehmen. Was noch als relativ gewöhnliche Absage begann, führte letztendlich zu einem bewussten Schritt zurück für Press Club. So konnten sich die vier Bandmitglieder in 2020 nicht mehr sehen, um gemeinsam an der Platte zu arbeiten. “Wir waren dazu gezwungen, das Album nochmal in Frage zu stellen.” Am Ende war es nicht nur die Pandemie, die die Zeitspanne zum Vorgänger “Wasted Years” (2019) verlängerte, sondern auch die Unzufriedenheit der Band selbst. “Die Songs waren nicht gut genug. Es ist hart, ehrlich zu sich selbst zu sein.”

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Es mussten neue Songs her, um das bestmögliche Album zusammenstellen zu können. Frank bezeichnet ihr Debüt “Late Teens” (2018) als Findungsphase der Band und “Wasted Years” als eine Erweiterung davon – die allerdings noch mehr die Soundästhetik einer Liveband tragen sollte. Für “Endless Motion” stand von vornherein fest, dass die Band neue Wege gehen möchte. “Wir haben uns viel von anderen Bands und vom aktuellen Geschehen in der Welt inspirieren lassen.” Ein Beispiel dafür bildet “Untitled Wildfires”, das von den Folgen des Klimawandels in Australien handelt. “Es mag ein wenig harsch klingen, aber gerade die älteren Generationen stehen hierzulande dem Fortschritt im Weg.”

Press Club back on track

Auf musikalischer Ebene kommen Press Club ihrem Streben einen komplexeren Sound als andere Genrevertreter:innen zu haben voll und ganz nach. Besonders die Vorabsingle “Cancelled” besticht durch elegant eingesetzte Stimmungswechsel. “Manchmal fällt dir beim Musikmachen gar nicht auf, wie weird du klingst.” Weird hin oder her: Dass Songs wie dieser letztendlich aus der Band herausgekommen sind, spricht vielleicht einmal mehr für das bewusste Überdenken der Platte. Frank fasst “Endless Motion” folgendermaßen zusammen: “Es repräsentiert uns, wie wir uns verändern, experimentieren, neue Dinge ausprobieren und die Welt in diesem Moment wahrnehmen.”

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Nach ihrer erfolgreichen Europa-Tour im vergangenen Herbst stehen für Press Club nun im April und Mai ihre nächsten Shows in ihrer Heimat Australien an. Eine Sache, die Frank auf ihren Reisen besonders schätzt, ist das Kennenlernen von neuen Bands – wie die Supports auf ihren Headliner-Touren. “Auch wenn sie von der anderen Seite der Welt kommen, sind sie wie unsere Brüder und Schwestern.” Man darf definitiv gespannt sein, wie es für Press Club weitergeht und wann wir mit der nächsten Platte oder dem nächsten Deutschlandbesuch rechnen können!

Foto: Nick Manuell / Offizielles Pressebild