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Interview

Nothing More: Frontmann Jonny Hawkins über Verlust, Neuanfänge und das Album „CARNAL“

Der Musiker im Interview.

VON AM 23/08/2024

Mit rund 20 Jahren auf dem Buckel kann man Nothing More vorsichtig zu den „alten Hasen“ der Rock- und Metal-Szene zählen. Die Band um Frontmann Jonny Hawkins hat vor kurzem ihr siebtes Studioalbum „CARNAL“ veröffentlicht und etwas härtere Töne angeschlagen – sehr zur Freude der Fans. „Ich glaube, wir haben uns selbst dazu gedrängt“, gesteht Hawkins im MoreCore-Interview.

„Wir haben immer auf der Grenze zwischen Rock und Metal gelebt, und wir wollten uns jetzt noch mehr der Metal-Seite zuwenden. Metalcore, Nu Metal… Eine Mischung aus all diesen Dingen. Ich denke, dass viele unserer Fans [die Vorgänger-Platte] ‚SPIRITS‘ mochten, aber das Album hat uns nicht so sehr wachsen lassen, wie wir gehofft hatten.“ Bei „CARNAL“ sei das anders. Das Album hat laut Hawkins auch neue Zuhörer:innen in die Nothing More-Familie gebracht.

Nothing More: „CARNAL“ gehört zu einem großen Gesamtkonzept

„CARNAL“ ist Teil zwei einer dreiteiligen Album-Reihe, die sich mit dem übergeordneten Thema „Menschsein“ befasst. „Wir haben uns für unser neues Album auf die animalische Natur des Menschen konzentriert, während ‚SPIRITS‘ sich mehr auf unsere Psyche und die spirituelle, geistige Welt bezieht“, erklärt Hawkins. „Und irgendwo in der Mitte sind die speziell menschlichen Qualitäten, die wir auf der dritten Platte erforschen werden.“ Inspiration holten sich Nothing More von Bands wie Thrice, die in der Vergangenheit unter dem Titel „The Alchemy Index“ thematisch aufeinander aufbauende Konzeptalben veröffentlichten.

Für Hawkins ist „CARNAL“ eine sehr persönliche Platte. „Es geht viel um den Neuanfang und den Wiederaufbau meines Lebens. Ich hatte mich auf eine Langzeitbeziehung mit der falschen Person eingelassen und Entscheidungen getroffen, wie z.B. in einen anderen Staat zu ziehen, die rückblickend nicht gut für mich waren. Das alles hat mich von meinem Weg abgebracht.“

Ein Beispiel ist der Song „FREEFALL“, auf den der Musiker besonders stolz ist. „Ich hatte das Gefühl, dass ich mich im freien Fall befand und mich an Dinge klammerte, um irgendwie Halt zu bekommen. Das war sehr unangenehm. Aber das ist Teil des Transformations-Prozesses und der Entwicklung zu einer besseren Version von sich selbst – wenn man es in seinem Leben zulässt.“ Rückblickend ist Hawkins glücklicher als je zuvor, auch wenn es viel Überwindung gekostet hat. „Manchmal wird es erst schlimmer, bevor es besser wird.“

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Arbeit mit einem Produzenten versus Eigenregie

Dass zwischen dem neuen Album und der Vorgänger-Platte gerade einmal ein Zeitraum von zwei Jahren liegt, ist dem Produzenten Drew Fulk zu verdanken. Früher produzierten Nothing More ihre Alben selbst und so lagen zwischen den Platten gerne mal drei bis fünf Jahre. Die Arbeit mit einem Produzenten war also eine neue Erfahrung für die Band. Das größte Hindernis bestand dann nur noch darin, alle Mitglieder an einem Ort zusammenzutrommeln:

„Wir haben den größten Teil unseres Albums in Los Angeles aufgenommen. Ich lebe in Nashville. [Bassist] Daniel lebt in Asheville, [Gitarrist] Marc in San Antonio, [Drummer] Ben in Phoenix. Wir sind also über das ganze Land verstreut. Aber abgesehen davon denke ich, dass dieser Longplayer einer der einfacheren war. Wir konnten nach ein oder zwei Wochen harter Arbeit am Album nach Hause gehen und wussten, dass es bei Drew in guten Händen war.“

Features mit Miley Cyrus, Eminem und Co.

Für „CARNAL“ haben sich Nothing More noch weitere Unterstützung geholt. Neben Features mit Trap- und Modern Metal-Musiker Sinizster und Eric Vanlerberghe von I Prevail war auch David Draiman von Disturbed am Start. In Zukunft würde Hawkins aber gerne mit Artists aus anderen Genres zusammenarbeiten.

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„Ich denke, wirklich interessant wäre jemand wie Miley Cyrus. Jemand, der ein bisschen mehr in der Popwelt ist und uns dazu bringt, ein bisschen ausgefallener zu sein. Oder auch Country-Sängerin Carrie Underwood. Ich habe sie vor kurzem mit meiner Familie live gesehen und sie war einfach fantastisch.“ Auch Rapper wie NF oder Eminem stehen ganz oben auf seiner Liste. Einfach jemand, „der sich in einer ganz anderen Welt befindet, um etwas anderes zu machen und meine Kreativität noch weiter anzuregen.“

Bevor wir jedoch mit neuer Musik rechnen können, geht es erstmal auf Tour. Ende August sind Nothing More mit den Kollegen von Set It Off, From Ashes To New und Post Profit in den USA unterwegs und werden jede Menge neue Songs auf die Bühne bringen. Auf „STUCK“ freut Hawkins sich am meisten, „weil er sehr heavy und aufregend ist“. Und bei ‚DOWN THE RIVER‘ ist es einfach so heilsam und befreiend, den Refrain zu singen.“ Und eine Headliner-Tour durch Europa wird mit Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen.

Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schaefer (Cat Eye Photography)

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