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Interview

L.S. Dunes: Ein Traum für alle 00er Emo- und Post-Hardcore-Fans

Die Supergroup im aufschlussreichen Interview.

VON AM 01/02/2023

Obwohl es sich beinahe wie eine Ewigkeit anfühlt und wir wieder ein einigermaßen normales Leben führen, ist die Corona-Pandemie noch gar nicht so lange her. Spricht man von deren Einflüsse auf die Kultur-, und im speziellen, auf die Musikbranche, so fallen einem meist eher negative Attribute ein. Doch, so bizarr dies auch klingen mag, sorgte die allgemeine Auszeit auch für einige spannende Projekte, die es so möglicherweise nicht gegeben hätte. Eins davon ist L.S. Dunes – die vielleicht bodenständigste Supergroup aller Zeiten.

L.S. Dunes: Eine Band aus Freunden

“Jeder in dieser Band ist jemand, mit dem ich persönlich in der Vergangenheit gerne zusammenarbeiten wollte, und wir alle haben seit Jahren so viel Respekt und Bewunderung füreinander. Ich glaube, COVID hat uns wirklich die Zeit und den Raum gegeben, das zu verwirklichen. Die Zeit und die Ressourcen, gepaart mit dem Verzicht auf musikalische Einschränkungen oder Erwartungen, gaben uns wirklich die Freiheit, unsere eigene Kreativität zu erforschen und eine neue musikalische Dynamik zu finden, nach der wir alle gesucht hatten”, erklärt Tim Payne.

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Bedenkt man, wen der Thursday-Bassist neben Drummer Tucker Rule noch neuerdings zu seinen Bandkollegen zählt, gerät man als Fan von 2000er Post-Hardcore und Emo sofort ins Schwärmen. Immerhin wird das Gespann mit Travis Stever (Coheed and Cambria), Anthony Green (Circa Survive, Saosin) und Frank Iero (My Chemical Romance) von drei weiteren Genre-Schwergewichten komplettiert. “Ich glaube, es war einfach einer dieser glücklichen Zufälle, dass keine unserer anderen Bands zu diesem Zeitpunkt wirklich im kreativen Bereich aktiv war. Ich kann nicht für alle anderen sprechen, aber es gab andere Projekte, die während der Pandemie aufkamen. Einige wurden verwirklicht, andere nicht, aber es war wirklich nur eine Übung, etwas, um das Gehirn aktiv und die Muskeln in Bewegung zu halten”, fügt Iero hinzu.

Ganz untätig waren die einzelnen Mitglieder und ihre Hauptbands nicht. My Chemical Romance veröffentlichten nach Jahren Pause wieder einen neuen Song und spielten sogar einige Shows. Auch Coheed and Cambria brachten 2022 eine neue Platte heraus, wie auch Anthony Green selbst, und doch war die Gelegenheit auf eine Kollaboration zu reizvoll, als dass man die Chance verstreichen lassen wollte – immerhin waren die “Super Buds”, wie sich die Band selbst nennt, schon vorher gut befreundet. “Es ist noch kein Thema aufgetaucht, bei dem wir nicht einer Meinung waren. Es ist unglaublich seltsam, haha”, beschreibt Payne das Verhältnis der Mitglieder zueinander, wo ihm Iero nur zustimmen kann.

Keine Eintagsfliege

L.S. Dunes feierten ihre Live-Premiere Mitte September 2022 auf dem Riot Fest in Chicago, nur wenige Wochen nach dem Release ihrer Debüt-Single “Permanent Rebellion”, die ein erster Vorgeschmack auf “Past Lives”, dem zugehörigen Album war: eine Symbiose aus großen, aber auch wilden Melodien und der einmaligen Stimme von Anthony Green. Doch L.S. Dunes schaffen es auf “Past Lives” mehr als nur ihre Kompetenzen in einen Topf zu werfen und daraus ein Tribut an ihr eigenes Schaffen in der Vergangenheit zu zaubern.

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Das deckt sich auch mit dem Anspruch der Mitglieder nicht zu einem dieser Projekte zu verkommen, die sich für eine Platte zusammenfinden, um dann wieder zu ihren Hauptbands zurückzukehren – ganz im Gegenteil. “Wir schreiben schon wieder neue Songs und haben eigentlich nicht aufgehört zu schreiben, seit wir im Jahr 2020 angefangen haben. Das ist eine Band, auf die wir alle sehr gespannt sind, und wir planen, noch viele weitere Alben zu veröffentlichen! Wir glauben, dass wir gerade erst an der Oberfläche dessen kratzen, wozu wir als Band fähig sind”, bekräftigt Payne den Gedanken und macht damit Hoffnung auf weiteres Material.

Für „Past Lives“ arbeiteten L.S. Dunes mit niemand geringeren als Will Yip zusammen, der wiederum für einige der wichtigsten Emo- und Punk-Releases der letzten Jahre verantwortlich war und dabei Bands wie Citizen, La Dispute, The Menzingers, Turnstile, Title Fight oder auch Quicksand betreut hatte. Für Tim Payne die einzig richtige Entscheidung: “Will ist echt der Beste. Anthony hatte ein paar Mal mit ihm gearbeitet und er ist jemand, mit dem wir alle über die Jahre hinweg zusammenarbeiten wollten. Er hat bei so vielen großartigen Alben mitgewirkt. Letztendlich wollten wir mit Leuten zusammenarbeiten, die eine gemeinsame Begeisterung für die Musik haben und bereit sind, sich auf einen unglaublich unorthodoxen Schreib- und Aufnahmeprozess einzulassen. Nachdem wir einmal mit Will gesprochen hatten, wussten wir alle, dass er derjenige ist, der uns dabei helfen kann, das Album zu machen, das wir uns vorstellen.”

Keinen Bock auf Nostalgie

Während, allen voran, mit dem “When We Were Young Fest” und ähnlichen Formaten das Emo- und 2000er-Revival weiter angefeuert wird, wovon durchaus auch L.S. Dunes und seine Mitglieder profitieren, ist Frank Iero hiervon weniger beeindruckt: “Ich habe keine Ahnung von all dem. Ich beschäftige mich nicht mit Nostalgie oder der Vermarktung von Subgenres. Das kommt mir alles ein bisschen kitschig vor und hat mich noch nie interessiert. Ich schreibe Musik, die mich bewegt, und es macht mir Spaß, sie für alle möglichen Leute zu spielen, das ist alles”, analysiert er die Situation sehr nüchtern, obwohl er mit My Chemical Romance zu den ganz großen Namen der Szene gehört.

Nachdem das Quintett im November seine erste USA-Tour gespielt hatte, stehen nun die ersten Europa-Dates an, die allesamt in kleinen Clubs stattfinden. Zwei davon auch in Deutschland:

03.02.2023 – Köln, Luxor
04.02.2023 – Berlin, Hole 44

Foto: Luke Dickey / Offizielles Pressebild

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