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Interview

Citizen über den Grundstein ihres Erfolgs: „Das ist ein Haus, das Tumblr gebaut hat“

Über das neue Album "Calling The Dogs" und ein Rückblick auf "Youth".

VON AM 03/10/2023

Es ist das klassische Dilemma einer jeden Band mit einer treuen Fanschaft: Meist schlägt das Debüt-Album so dermaßen ein, das man bis in alle Ewigkeit an diesem gemessen wird. Auch Citizen haben dieses eine Album in ihrer Diskografie, das nicht nur von den Fans geliebt wird, sondern auch zu einem der wichtigsten Platten der Neo-Grunge-Ära zählt, die Anfang der 2010er durch Bands wie Title Fight, Daylight (bzw. SUPERHEAVEN), Basement und Balance & Composure zu einem ziemlich großen Ding wurde.

Dass sie auch mit ihrem neuen Werk “Calling The Dogs” kein zweites “Youth” (2013) veröffentlichen würden, war nach den ersten Singles schnell klar. Doch gewisse Parallelen gibt es doch zwischen den Platten.

Citizen: Von Ären und Momentaufnahmen

“Als wir damals ‚Youth‘ schrieben, waren wir alle hungrig, aufgeregt und auch etwas orientierungslos. Die Reise war ein großes Fragezeichen”, berichtet Gitarrist Nick Hamm. In gewisser Weise fühle sich „Calling The Dogs” ähnlich an, was ihn wieder in diese Zeit zurückversetzen würde. Eine andere musikalische Ära, eine andere Lebenssituation und viel Ungewissheit.

Gerade ersteres ist quasi ein hausgemachtes Schicksal: mit jedem Album, das die Band aus Ohio seit ihrer Gründung 2009 veröffentlicht hat, begaben sich Citizen auf eine neue musikalische Reise. So klingt keine Platte wie die andere. War “Youth” damals noch die jugendliche Naivität anzumerken und voller Herzschmerz – Sänger Matt Kerekes war zum Zeitpunkt der Aufnahmen gerade mal 18 – so entfernte man sich schon auf “Everybody Is Going To Heaven” (2015) von diesem Emo-Sound hin zu einer schwereren und eher bedrückenden Atmosphäre. Und auch die Nachfolger “As You Please” (2017) und “Life In Your Glass World” (2021) waren jeweils eine Momentaufnahme der Einflüsse, die einen große Wirkung auf das Songwriting der Band hatten.

Jede Platte habe seine eigene Identität, erklärt Kerekes: “Mit dem Alter verändern sich auch die Dinge, die wir hören. Am Ende wollen wir einfach Musik machen, die uns begeistert, und während ich die Songs mag, die ich vor 10 Jahren gehört habe, ist es nicht das, was ich aktuell fühle.” So sei es derzeit mehr ein energetischer Upbeat-Sound, den man ganz klar auch auf “Calling The Dogs” wiederfindet.

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Wagte sich der Vorgänger “Life In Your Glass World” schon weit in die Sphären des tanzbaren Indies, so führen Songs wie die erste Single “If You’re Lonely” oder der Opener “Headtrip” diesen Sound weiter. Eine Neuheit für die Band, wie es auch Nick Hamm selber feststellt. Er spricht dabei vielmehr von einer Erweiterung des Sounds, als ob der Begriff der “Kontinuität” eher ungern benutzt würde. So denkt Hamm, der laut Kerekes der visuelle Kurator mit der stilistischen Vision sei, in Ären. Eine Herangehensweise, die schon zu Zeiten von Bob Dylan oder David Bowie nicht unüblich war, aber in heutiger Zeit wieder häufiger verwendet wird.

Denkt man nur an Bands wie Palaye Royale, die von Album zu Album eine ganz neue Welt schaffen, so sehen Citizen eben auch ihren Output als Ausdruck dessen, was Citizen eben in diesem Moment sein wollen. Von Album zu Album gedacht und nicht als übergeordnetes Thema.

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Dieser Ansatz passt auch dazu, dass die Band bewusst auf das Werk als Erlebnis setzt und nicht unbedingt nur einzelne Singles produziert. So ist “Calling The Dogs” gespickt mit Übergängen zwischen den Songs, teils sogar mit Interlude-Charakter, die nur im Kontext der Platte wirklich Sinn ergeben. “Wir hatten uns bewusst dazu entschieden, denn als wir dies in der Vergangenheit gemacht hatten, funktionierte es sehr gut. Und wenn ich die Songs jetzt so höre, bin ich sehr froh, dass wir das so gemacht haben”, berichtet Kerekes.

Ein weiteres, sehr auffälliges Element, das es vom letzten auch auf das neue Album geschafft hat, ist der Vocal Delay, der in verschiedenen Songs auf seine Stimme gelegt wurde. Darauf angesprochen antwortet er ganz frei raus: “Es gab keinen anderen Grund, als dass ich es sehr cool finde und es einen leeren Raum füllt in den Songs.” Dabei muss auch er etwas schmunzeln.

Über „Youth“ und neuer frischer Wind

Waren Citizen während der Pandemie und zum Zeitpunkt des Releases von “Life In Your Glass World” von einem Quintett auf ein Trio runtergeschrumpft, so wurden kürzlich mit Title Fight-Schlagzeuger Ben Russin und dem Videographen Mason Mercer (Gitarre) “neue” Mitglieder gefunden. So neu waren diese Gesichter aber nicht für Matt, Nick und seinem Bruder Eric: „Ben gehört schon seit 6 oder 7 Jahren zur Crew und hat uns schon länger unterstützt. Und auch Mason ist in etwa so lange im Umkreis der Band gewesen”, erklärt Nick Hamm.

Dennoch war es nun das erste Citizen-Album an dem die beiden mitwirken konnten und es sei deswegen auch aufregend, welchen Einfluss und Schwung die beiden mit in die Band gebracht hätten. Gerade Mason Mercer, der zu gleich auch als In-House Videograf von Citizen wirkt, sei eine so energiegeladene Persönlichkeit, die einen zwar mitreiße, aber zugleich auch ziemlich nerven könne, schmunzeln Hamm und Kerekes. Sein Sinn für Details, ob im Songwriting oder bei Tour-Flyern, sei jedoch eine große Bereicherung.

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Doch auch, wenn eine Band eher ungerne über vergangene Musik spricht, gerade wenn eben neue bevorsteht, so geben sich Hamm und Kerekes sehr ehrfürchtig und dankbar für alles, was ihnen “Youth” bereiten konnte. Natürlich habe man auch diese Phase gehabt, wo man sich von diesen Songs bewusst entfernen und in gewisser Weise emanzipieren wollte. Heute schaut die Band aber mit Stolz darauf zurück. “Es ist ein bedeutungsvolles Album für andere Menschen und ebenso für mich, weil es eben die Platte ist, die unser Leben verändert hat”, stellt Hamm klar. Dass er mit seinen Freunden Musik machen und auch davon leben könne, mache ihn zum glücklichsten Menschen auf der Welt – auch Dank des Albums.

Citizen: TikTok als das Tumblr von heute

Spricht man über Ären, so kann dies auch auf die jeweiligen sozialen Netzwerke beziehen, die zur jeweiligen Zeit einen großen Einfluss auf den Musikkonsum, die Ästhetik und die Popkultur im Allgemeinen hatten. Myspace, Facebook, Instagram, Pinterest, TikTok, aber eben auch Tumblr sind die Orte, mit denen man auch gewisse Bands und Songs verbindet.

Gerade Tumblr war als virtuelle Posterwand ein ganz wichtiger Antreiber der Neo-Grunge oder 2010er Emo-Welle – vor allem in den USA. So findet man noch heute zahlreiche Gifs oder Lyric-Bilder von Bands wie La Dispute, The Wonder Years, Modern Baseball, aber eben auch von Citizen. Nicht ganz unschuldig war daran auch das ikonische Artwork von „Youth”: „Wir haben das damals eher abgelehnt und fanden es peinlich. Wir hatten nichts damit zu tun, waren auch selber keine Tumblr-Nutzer und verstanden nicht, was wir da zu suchen hatten. Aber wenn man darüber nachdenkt, ist es spannend, wie Bands heutzutage versuchen, auf TikTok irgendwie viral zu gehen. Damals hat das niemand bei Tumblr verstanden, aber ich denke, ein großer Anteil am frühen Erfolg von “Youth” war, dass es dort immer wieder geteilt wurde. Das hier ist das Haus, das Tumblr gebaut hat”, lacht Hamm.

https://www.tumblr.com/cumshots-and-cigarettes/721994125044596736/citizen-the-summer

Inwieweit “Calling The Dogs” einen ähnlichen Einfluss auf die Szene haben wird, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: Citizen werden unermüdlich weitermachen. So, wie sie es immer schon getan haben.

Foto: Tracy Nguyen / Offizielles Pressebild

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AVOID

Immer wieder, wenn sich gewisse Trends entwickeln und eine Ästhetik, ein Sound, eine Mentalität durchsetzt, gibt es auch immer eine …