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Interview

Caleb Shomo (Beartooth): „Ich möchte der bestmögliche Künstler sein, der ich sein kann“

Das Interview auf dem Summer Breeze.

VON AM 26/08/2023

Beartooth sehen in bester Peter Fox-Manier „die Zukunft pink!“ Passend zum Artwork des neuen Albums tauchen die US-Amerikaner Backdrops und Bandanas in Barbie-pink und begraben damit auch optisch ihre dunkle Vergangenheit. Mit „The Surface“ schlägt die Kombo um Fronter Caleb Shomo also ein ganz neues rosarotes Kapitel auf – wobei es darum geht, verrät uns der Kopf der Truppe im Interview auf dem Summer Breeze Open Air.

Beartooth

Beartooth-Frontmann Caleb Shomo im Interview

Auch der zweite Festivaltag der diesjährigen Ausgabe des Summer Breeze Open Air in Dinkelsbühl fordert seinen Tribut: Nicht nur uns raucht der Schädel, sondern auch den auftretenden Artists, sodass wir für das Interview mit dem Beartooth-Frontmann zum Artist-Bereich gebracht werden müssen – dort ist es wenigstens ruhig und etwas kühler. So trifft unser zerfließendes Selbst auf einen super-coolen Caleb Shomo, der uns in aller Ruhe und der nötigen Entspanntheit unsere Fragen zur neuen Platte beantwortet.

Der kommende Longplayer namens „The Surface“ soll am 13. Oktober 2023 via Red Bull Records das Licht der Welt erblicken. Da das gute Stück bereits einen Titel hat, fragen wir bei dem Beartooth-Fronter nach, wie es zur Entscheidung für diesen „oberflächlichen“ Namen kam.

Caleb Shomo erklärt: „Ich denke, es war einfach ein Weg, um alle Platten als Ganzes abzurunden. Und der eigentliche Punkt, dieses Album und etwas, das ich schon beschlossen hatte, bevor ich überhaupt wusste, dass es ‚The Surface‘ heißen würde, ist, dass ich wollte, dass es das komplette Gegenteil von ‚Below‘ ist. ‚Below‘ war ein sehr, sehr trauriges Stück während COVID, und ich wollte einfach etwas schreiben, das das genaue Gegenteil ist.“

Ein positiver Blick nach vorne

Auf „Below“ beschäftigte sich der Sänger mit seinen Depressionen. Nun scheint die Zeit reif zu sein für einen Wandel und für positive Dinge im Leben.

Anmerkung der Redaktion: Solltest du selbst das Gefühl haben, dass du dich in einer belastenden Situation befindest, dann kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst du anonym Hilfe von Beratern, die mit dir Auswege aus schwierigen Situationen finden und eine tolle Stütze sein können. Danke, dass du es versuchst!

Tamara | MC: „Warum hast du dich entschieden, ein Album ohne Negativität darauf zu machen?“

Caleb: „Ich habe einfach das Gefühl, dass ich vier Alben und eine EP gemacht habe, die viel Negatives enthielten. Und ich meine, jede Platte ist eine Art Zeitstück über das, was ich in meinem Leben durchmache und ich versuche wirklich, mehr Glück in meinem Leben zu manifestieren. Und für mich bedeutet das eine Menge harter Arbeit und ich musste mich dafür entscheiden, glücklich zu sein.

Damit meine ich, dass ich mich entscheide, bestimmte Dinge im Laufe des Tages zu tun und Entscheidungen in meinem Leben zu treffen, von denen ich weiß, dass sie vielleicht schwieriger sind, als einfach nur herumzusitzen und nichts zu tun und sich in Traurigkeit zu suhlen, aber auf lange Sicht werden sie mir sehr gut tun. Also ja, etwas Glück zu manifestieren, war ein Teil davon. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich nicht noch eine traurige Platte schreiben sollte.“

Tamara | MC: „Würdest du also sagen, dass es dir mit diesem neuen Kapitel deines Lebens und dem neuen Kapitel von Beartooth besser geht?“

Caleb: „Ja, ich glaube die Art und Weise, wie mein Gehirn funktioniert, wie meine Chemie funktioniert, dass ich immer noch mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen habe. Aber so wie ich das sehe, habe ich jetzt eine ganz neue Art von Werkzeugkasten, um mit diesen Dingen umzugehen, während ich früher einfach nicht wirklich wusste, wie. Ich habe nicht viel getan, um mich selbst zu verstehen.

Ich hatte viele schlechte Angewohnheiten, die das Problem meiner Meinung nach noch verschlimmert haben. Und jetzt habe ich mir viel Zeit genommen, um mich wirklich darauf zu konzentrieren, warum ich mich so fühle und was ich täglich tun kann, um mit diesen Dingen umzugehen, die für immer da sein werden, wie meine Depression, meine Angstzustände und dadurch, dass ich in der Lage bin, das zu tun, ist es zwar nicht verschwunden, aber es ist viel einfacher geworden, damit umzugehen. Ich denke, dass ich dadurch mehr Zeit am Tag in einem glücklicheren Zustand verbringe.“

Beartooth

Die Musik folgt den Texten

Da die inhaltlichen Themen auch zur Musik passen sollen, dürfte die kommende Scheibe von Beartooth auch musikalisch positiver und freundlicher ausfallen. Wir fragen nach und der Fronter verrät: „Ich versuche immer, aus dem heraus zu schreiben, was ich gerade durchmache. Und ich glaube, bei dieser Platte war es anders, denn ich habe die Musik nach den meisten Texten und Melodien geschrieben. Also sind es alles fröhlichere Lieder geworden. Die Musik hatte nicht so viel Platz, um so wütend und gewalttätig zu sein. Sie musste zwangsläufig ein wenig aufmunternder sein. Also ja, ich glaube, die Musik folgte einfach den Texten.“

Beartooth waren bisher bekannt als energiegeladene Hardcore und Metalcore-Truppe mit eher düsteren und traurigen Texten. Da stellt sich die Frage, wie sich die Entwicklung der Lyrics auf den musikalischen Part auswirkt.

Tamara | MC: „Ich denke eure Musik findet irgendwo zwischen Metalcore, Alternative und Pop-Punk statt. Was denkst du darüber?“

Caleb: „Ich weiß es nicht. Ich denke, dass Beartooth von vielen Dingen beeinflusst wird und dass die Genres heutzutage viel unschärfer werden. Ich finde, das ist eine schöne Sache. Und ich bin mit jeder Interpretation dessen, was es ist, mehr als einverstanden. Für mich ist es einfach Beartooth. Wenn die Leute sagen, es ist mehr Pop-Punk, cool, und wenn die Leute sagen, es ist mehr Metalcore, toll.“

Beartooth

Die Ziele im Leben

Die anstehende Scheibe „The Surface“ im Full-Length-Format wartet mit insgesamt elf Songs auf. In der richtigen Reihenfolgen lesen sich die Tracks namentlich wie folgt:

1. The Surface
2. Riptide
3. Doubt Me
4. The Better Me (feat. HARDY)
5. Might Love Myself
6. Sunshine!
7. What’s Killing You
8. Look The Other Way
9. What Are You Waiting For
10. My New Reality
11. I Was Alive

Tamara | MC: „Es gibt ein Lied, das mir im Kopf geblieben ist: ‚I was alive‘. Du beschreibst die Situation, wenn du auf deinem Sterbebett liegst und auf dein Leben zurückblickst und sagst: ‚I didn’t just live. I was alive.‘ Was meinst du mit diesem Satz?“

Caleb: „Ich möchte auf meinem Sterbebett liegen und wissen, dass ich alles getan habe, was ich konnte, um das Beste aus meiner Chance auf mein Leben zu machen. Ich denke, dass es statistisch gesehen unglaublich selten ist, dass wir geboren werden und die Chance zu leben bekommen. Wir können alle sehr unterschiedliche Wege einschlagen.

Und ich glaube, dazwischen gibt es eine Menge Ungewissheit. Aber ich habe das Gefühl, dass ich einen großen Teil meines Lebens Entscheidungen getroffen habe, bei denen es darum ging, nein zu sagen und zu sagen, dass ich einfach immer wieder dasselbe tun werde, bis ich sterbe. Und ich lebte so, dass ich versucht habe, das zu manifestieren.

Ich würde gerne die Chance ergreifen, mehr Erfahrungen zu machen und glücklicher zu sein, und ich würde mich anstrengen, um ein erfüllteres Leben zu haben. Natürlich ist das für jeden Menschen anders. Was auch immer Erfüllung für jemand bedeutet. Aber für mich ist es das Wissen, dass ich die absolut beste Version meiner selbst war und dass ich so hart gearbeitet habe, wie es nötig war, um das zu erreichen.

Die Grundlagen dafür sind Dinge, die ich liebe, wie die Musik. Ich liebe es, aufzutreten. Ich möchte sicherstellen, dass ich die bestmögliche Arbeit leiste, um der bestmögliche Künstler zu sein, der ich sein kann, der beste Songwriter, der ich sein kann und der beste Musiker, der ich sein kann.

Außerdem sind mir Beziehungen sehr wichtig, ich möchte die besten Beziehungen haben, die ich haben kann. Vor allem auch die Beziehung zu mir selbst, die ich immer mehr als alles andere vernachlässigt habe. Dass ich mich darauf konzentriere, dass ich eine große Priorität für mich habe und dass ich am Ende weiß, dass ich alles gegeben habe – darum geht es in dem Song.“

Beartooth Foto im Auftrag von MoreCore.de: Lisa Bressmer (lisa_brss)

Ein neues Kapitel in der Bandgeschichte?

Pinker Look, neues Mindset, positive Texte und fröhliche Musik. Kurzum: Es kommt zu einem ordentlichen Wechsel im Hause Beartooth, der seinen hörbaren Höhepunkt im anstehenden Album findet. Wir blicken einmal gemeinsam mit dem Fronter in die Zukunft.

Tamara | MC: „Jetzt beginnst du ein neues Kapitel mit Beartooth, in deinem Leben und mit dem neuen Album. Willst du musikalisch in Zukunft so weitermachen oder willst du vielleicht wieder mehr experimentieren?“

Caleb: „Ich habe keine Ahnung, um auch da ganz ehrlich zu sein. Im Moment ist es einfach so, dass ich alle zwei Jahre eine Platte darüber schreibe, was ich gerade durchmache. Und das ändert sich alle zwei Jahre. Weißt du, zwei Jahre vor ‚The Surface‘ dachte ich, ich würde gehen. Ich war so unglücklich wie noch nie und dachte, das würde immer so bleiben.

Wenn man mir vor zwei Jahren gesagt hätte, wo ich jetzt stehe, hätte ich es nicht geglaubt. Ich weiß also wirklich nicht, was die Zukunft bringt. Aber ich weiß, dass ich, wenn es mit Beartooth weitergeht, einfach eine Platte darüber schreiben werde, und dann werden wir es herausfinden.“

Tamara | MC: „Zu Beginn dieses Jahres gab es die ‚Below‘-Tour. Und jetzt gibt es ein neues Album. Wann kommt also die „The Surface“-Tour?“

Caleb: „Huh! Bleibt dran und findet es heraus!“

Foto im Auftrag von MoreCore.de: Lisa Bressmer (lisa_brss)

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