Review

Hardcore

Kritik: With Honor - "Boundless"

So ist das halt mit Grenzen und deren Verschieben. Mit „This Is Our Revenge“ legten With Honor aus Connecticut eben ...

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So ist das halt mit Grenzen und deren Verschieben. Mit „This Is Our Revenge“ legten With Honor aus Connecticut eben jene seinerzeit vergleichsweise hoch und bahnten somit Wege für vergleichbare Positive Hardcore-Bands wie Reach The Sky. Was zuerst noch wie eine fortlaufende Trendwende im Hardcore aussah, ebbte jedoch ganze vier Jahre später schon komplett ab. Und auch With Honor wurden von dieser Entwicklung im Jahr 2006 komplett verschluckt. Vom Touren ausgebrannt und von den an die Band gerichteten Erwartungen erschlagen, löste sich die Band um die Brüder Jay und Jeff Aust wenig später auf.

Wake The Dead

Nach dem Auftreten auf diversen Charity-Veranstaltungen als auch den Re-Releases der Frühwerke erscheint mit „Boundless“ nach 18 Jahren nun tatsächlich ein neues Werk des mittlerweile um ebenso viele Jahre gereiften Fünfers.

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Das eröffnende „My Anchor“ bringt zu Beginn auch genau jene Trademarks zum Vorschein, die With Honor auch seinerzeit schon nahezu unverwechselbar gemacht haben. Ein Song wie „The Weight“ klingt dabei in der direkten Folge und in Hinsicht auf sein Klangbild dann irgendwie doch recht unausgereift. Zu Beginn wartet man auf eine weitere, einsetzende Gitarrenspur, damit der Song den nötigen Druck im Rücken verspürt, diese bleibt jedoch leider vollends aus, sodass With Honor trotz reichlich Tempo kaum Fahrt aufnehmen können. Die zuvor veröffentlichte Single „Open Hands“ hinterlässt da schon einen zwingenderen Eindruck, obgleich auch hier Gitarren wie Gesang ziemlich im Hall ertrinken.

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With Honor kommen ganz ohne Gekünstel aus

Was man der Band jedoch stets anhört, ist, dass sie auch in Tagen wie diesen noch mit Herzblut dabei ist und unsäglich stabile Hardcore-Kompositionen zu bieten hat. „Nonviolent Redemption“ kommt nicht nur mit eineinhalb Minuten aus, sondern auch mit nicht viel mehr Akkorden. Mit „Both/And“ erinnern With Honor dann ganz und gar an die ebenfalls aus Hardcore-Urgesteinen bestehenden Be Well. „Sovereignity Of Soul“ zeigt schlussendlich noch auf, woher Größen wie Comeback Kid ihrerzeit ihre musikalische Prägung bezogen. Mit „Love Is All“ und „Grown Up & Gone“ schließen With Honor dann vergleichsweise hymnisch und brennen sich auf den letzten paar Metern tatsächlich noch auf intensive Art und Weise ins Gedächtnis.

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Die Frage nach der Berechtigung stellt sich im Fall With Honor nicht. Wo immer es ihnen gelingen mag, eine, müde, geschundene Seele mit ihren Hymnen aus der Dunkelheit zu führen, möchte man ihnen eben jene in keiner Weise absprechen. Die Frage nach der Notwendigkeit hingegen muss an dieser Stelle jedoch auch gar nicht bewertet oder gar beantwortet werden. In jedem Falle sind sie eines: nice to have.

Aust und Gefolgschaft sichern sich mit „Boundless“ zweifelsfrei den musikalischen Statuserhalt, stehen für down-to-earth-Hardcore, der authentisch ist und ohne soundtechnischen Schnickschnack auskommt.

Foto: Jay Haas / Offizielles Pressebild

ALBUM
Boundless
Künstler: With Honor

Erscheinungsdatum: 08.09.2023
Genre:
Label: Pure Noise Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. My Anchor
  2. Trees
  3. The Weight
  4. Open Hands
  5. Non violent Redemption
  6. Both/And
  7. To The Mourning
  8. Sovereignty of Soul
  9. No Escape
  10. Rank & File
  11. Love Is All
  12. Grown Up and Gone
With Honor Boundless
With Honor Boundless
7
FAZIT
In Summe ist „Boundless“ bei nüchterner Betrachtung ein recht bis sehr überzeugend wirkendes Gesamtwerk, das vor 20 Jahren absolut Sinn gemacht und Vertretern des am Straight Edge beheimateten Hardcore der Victory-Ära in jeder Hinsicht begeistert hätte. Und auch in Tagen wie diesen wirken With Honor keineswegs aus der Zeit gefallen, über die langfristige Begeisterungsfähigkeit dieses Werkes dürfte man jedoch streiten können. Ob es „Boundless“ sein wird oder aber ein Werk wie „This Is Our Revenge“, an das man sich später noch erinnert – die nächsten 18 Jahre werden es zeigen.