Review

Metalcore

Kritik: War Of Ages - "Void"

Da kann man ja fast schon die Uhr nach stellen. Seit ihrem letzten Album „Alpha“ sind zwei Jahre ins Land ...

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Da kann man ja fast schon die Uhr nach stellen. Seit ihrem letzten Album „Alpha“ sind zwei Jahre ins Land gezogen und so beglücken uns die Jungs von War Of Ages am 13. September mit ihrem neuen Album „Void“. Es handelt sich bereits um das neunte Studioalbum der fünf US-Amerikaner und wird ganze 11 Songs beinhalten. Wir haben uns das gute Stück vorgenommen und auf Herz und Nieren geprüft.

Aber beginnen wir einmal ganz vorne. „The Watchers“, der erste Titel des Albums beginnt mit einer besonders druckvollen Schwere, hinzu kommt eine eher mystische Stimmung, die den Eindruck noch weiter verstärkt, dass hier etwas Großes auf uns zukommt. Dabei zeigt Leroy Hamp gleich was passiert, wenn man ihm ein Mikrofon in die Hand gibt. Es herrscht eine ausgewogene Mischung aus sehr starken Screams und dem eher melodischen Refrain, der gleich einen Ohrwurmcharakter aufweist.

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Ein wirklich gelungener Auftakt in das Album, der vom zweiten Song, dem Titeltrack „Void“ gleich aufgegriffen wird. Dieser kommt (besonders in den Vocals) sehr wütend daher, was durch die präzisen Gitarrenriffs weiter verstärkt wird. Allerdings tritt der Härte und Gradlinigkeit des Songs auch eine gewisse Experimentierfreudigkeit entgegen. So schweift die Band im Solo in verspielte Gitarrenriffs ab und krönt dies mit einem verrückten Taktmuster.

Ein weiteres Beispiel hierfür ist „The Return“. Ein Song, der sehr wütend und brachial in der Strophe stattfindet, auf der anderen Seite aber mit verspielten Riffs eine ganz andere Seite zeigt. Die Geschwindigkeit spielt in diesem Stück ebenfalls eine sehr große Rolle, da sie variiert und letztlich im eingängigen Refrain aufgeht.

„Blood of the Earth“ schlägt dann textlich ernstere Themen an und auch musikalisch wird durch die hinzukommenden Streicher eine Dramatik erweckt. Die Streicher stehen hierbei nicht im Hintergrund und dienen als eine Art Füllmaterial; sie besitzen ganz eigene Parts, die nachhaltig im Ohr bleiben. Die Strophen werden nach feinster Manier mit einem anständigen Blastbeat um die Ohren des Hörers geknüppelt, der Refrain entschleunigt dann massiv und bildet einen gelungenen Kontrast. Dies passt sich sehr gut an den Text an, sodass man vom ständigen Wechsel aus Wut und einer Art Verzweiflung geradezu hin und hergerissen wird.

War of Ages verstehen es, einen eingängigen und direkten Sound zu kreieren, diesen allerdings durch technisch anspruchsvolle Musik zu verkleiden. So auch in „Brotherhood“. Das Stück ist von Sekunde eins an ein Brett, allerdings sind die Solo-Parts und die Riffs der Saiteninstrumente anspruchsvoll und abwechslungsreich. Dies beeinträchtigt die Wirkung und den Drive des Songs in keinster Weise. Hierbei liegt definitiv eine der Stärken der Band, welche sie durchgehend auf „Void“ unter Beweis stellen.

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Beim Song „Miles Apart“ fühlte ich mich fast in die Tiefen des Mathcores hineinversetzt. Der Song beginnt sehr atmosphärisch und legt im Anschluss mit einem gut durchdachten und eingängigen Riff erst richtig los. Dabei kann auf jeden Fall die Parallele zu Bands wie den früheren Architects gezogen werden (inklusive eines „Blegh“!). Der Song macht definitiv Spaß beim Hören. Hierbei fällt besonders die Leadgitarre auf, da die Lautstärke nicht besonders hoch ist, sodass sie nicht sonderlich präsent und im Mittelpunkt steht, allerdings spielt sie während eines Großteils des Songs virtuose Melodien, die den künstlerischen Anspruch der Band verdeutlicht.

„Greed“ ist ein ganz ähnliches Beispiel, da er ganz unterschiedliche Einflüsse aus Metal- und Hardcore vereint. Diese Mischung hat mir besonders viel Spaß gemacht, da jeder Part eine eigene Handschrift trägt, in der Kombination aber sehr gut funktioniert. Mit solchen Besonderheiten hält War Of Ages in „Void“ immer wieder kleine Überraschungen bereit, sodass man auch nach mehrmaligem Hören noch etwas Neues entdecken kann. Diese Besonderheiten benötigt das Album allerdings auch, denn die Songs tragen ganz klar die Handschrift der Band und sind im ähnlichen Stil geschrieben, sodass keine Großen experimentellen Versuche gestartet werden, die Kleinigkeiten allerdings überzeugen.

Dies wird auch beim Song „Jezebel“ deutlich. Dieser beginnt mit einem trockenen und sehr eingängigen Metalcore-Riff, verändert dann allerdings den Drive und geht im Strophenteil eher in eine Crossover-Richtung mit Sprechgesang über – ganz á la P.O.D. Die Kontraste ergänzen sich allerdings sehr gut, sodass die Atmosphäre des Songs erhalten bleibt. Dadurch kann der Intro-Teil auch als Übergang in den Refrain genutzt werden, ohne dass es störend oder unangebracht wirkt.

ALBUM
Void
Künstler: War Of Ages

Erscheinungsdatum: 13.09.2019
Genre:
Label: Facedown Records
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. The Watchers
  2. Void
  3. Blood of the Earth
  4. Miles Apart
  5. Sulphur and Salt
  6. Greed
  7. Envy
  8. Wrath
  9. Jezebel
  10. Brotherhood
  11. The Return
War Of Ages Void
War Of Ages Void
8.5
FAZIT
Man kann über War Of Ages definitiv sagen, dass sie ihren Sound gefunden haben. Von diesem weicht die Band auch in „Void“ nicht ab. Die Songs haben eine klare Struktur, kommen sehr druckvoll und wütend daher und werden das Metalcore-Herz definitiv zufriedenstellen. Die verwendeten zusätzlichen Instrumente, wie Streicher und Synthesizer, sind bestens platziert und erhalten in den einzelnen Songs einen angemessenen Platz.

Der technische Anspruch der gebotenen Musik ist der Punkt, der besonders hervorsticht. Auf den ersten Blick nicht immer spürbar sind die Feinheiten, die hier den Ausschlag geben und besonders an das Album fesseln. Die Platte überzeugt definitiv, erfindet das bandeigene Rad letzten Endes allerdings auch nicht neu.