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DjentProgressive

Kritik: Twelve Foot Ninja - "Vengeance"

Den Sound von Twelve Foot Ninja treffend zu beschreiben ist schwierig. Viel zu spielfreudig gestaltet sich die Musik der Australier, ...

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Den Sound von Twelve Foot Ninja treffend zu beschreiben ist schwierig. Viel zu spielfreudig gestaltet sich die Musik der Australier, die sich sowohl im Progressive Metal, als auch im Alternative Metal am wohlsten fühlen und in ihrer Musik auch jede Menge Platz für Spaß und Spökes einräumen. Letzteres wird insbesondere in den Musikvideos der Band klar deutlich. Mit „Vengeance“ liefern Twelve Foot Ninja nun ihr neues Album, das erst das dritte in der Geschichte der Band ist.

Feuriger Beginn

Mit jeder Menge Groove und Djent-Elementen beginnt „Start The Fire“, das sich schnell in 80s Synths wieder findet und so von den vielen Einflüssen der Band überzeugt. Eine Parallele zu Haken kann geschlagen werden, doch die Vocals von Sänger Kin Etik sind prägnant. So prägnant, dass man den Unterschied kaum überhören kann, denn die Bariton Stimmlage gibt dem Sound von Twelve Foot Ninja jede Menge Umfang. Das Feuer ist definitiv entfacht, denn „Start The Fire“ ist ein gelungener Opener, der direkt Lust auf mehr macht.

Auch „Long Way Home“ gab es bereits als Single zu hören. Dynamisch und mit einem gewissen Gruselschloss-Vibe, sowie Orchestrierung strukturiert sich der Anfang des Tracks. Hier sind auch erste Reggae-Elemente zu hören. Ein Einfluss, der bereits auf den vorherigen Alben der Band prominent zu hören war. All das fügt sich den unwiderstehlich groovigen Breaks, die im Sound der Australier en masse zu finden sind. Mitsamt der gesamten Orchestrierung sticht „Long Way Home“ heraus und erzeugt ein episches Momentum inmitten vertrackter Rhythmik.

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Mit dem Titeltrack von „Vengeance“ gehen Twelve Foot Ninja ein wenig vom Gaspedal und liefern einen tanzbaren, Synth-geladenen Alternative Rock Track, der sich djentiger Riffs bedient. Zudem sorgt „Vengeance“ für eine angenehme Abwechslung und erinnert ein wenig an eine härtere Version von Nothing But Thieves.

Wilder Genremix

Mit Nintendo-Sounds erinnert der Beginn von „IDK“ im ersten Moment an Horse The Band, nur um dann mit hartem Riffing an einen Sound á la Periphery anzuknüpfen. Danach geht es in Funk-Sphären, die kurzweilig an Jamiroquai denken lassen und einen großen Kontrast aufbauen. Das Tolle daran ist jedoch, dass der Drive in der wilden Genremischung nicht verloren geht. Auch ein Eighties Pop Part, der eingeworfen wird, wirkt unverschämt smooth.

Der Spaß, den sich Twelve Foot Ninja in ihren Musikvideos machen, kommt in diesem Track ebenfalls zum Vorschein, was auch durch Phil Collins-Drum Sounds und Synthesizer Spielereien hörbar wird. Dabei behalten Twelve Foot Ninja durchweg ihren Swing und laden zum Tanzen ein.

Auch „Shock To The System“ baut auf einem ungewohnten Sound auf und entpuppt sich nach einem Synth Pop Beginn mit funky Gitarren als poppiger Song mit Metalchorus. Ein narrativer Part, der mit Klavierbegleitung und perkussiven Elementen ausgeschmückt wird, verführt uns kurz in ein Balkan-Szenario und träumerischen Gypsy-Jazz, der anschließend von einem Metalriff abgerundet wird.

Überraschung!

„Gone“ ist tatsächlich der erste Track, der dank seiner klaren Struktur einfach nur dahinplätschert und funktioniert, ohne krass herauszustechen. Zwar gibt es auch hier einen groovigen Dancepart, der nennenswert ist, jedoch aufgrund der strukturellen Geradlinigkeit nicht krass mit einem anderen Sound bricht.

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Hart und Rhythmusbetont dagegen ist „Culture War“. Der Song überrascht mit einem Death Metal Riffing, das wir so auf „Vengeance“ noch nicht gehört haben. Doch auch hier findet sich der Pop-Appeal in der Musik wieder. Alles in allem ist „Culture War“ der wohl Metal-fokussierteste Track auf dem ganzen Album, was jedoch auch schnell zu einer guten Abwechslung wird.

Doch just, wenn man denkt, dass es einen Song ohne Überraschungen gibt hauen Twelve Foot Ninja spanische Gitarren und Trompeten in einen Part, der einerseits random, andererseits unfassbar stimmig wirkt. All das wird mit knallenden Breaks abgerundet und kontrastiert. So ist „Culture War“ ein Track, den man auch erstmal verdauen und mehrfach hören muss. Am Ende fügen sich die Trompeten dann dem Metalsound und lassen den Track hörbar vollendet wirken.

Twelve Foot Ninja feat. Jinjer

Mesmerisierend und berauschend wirkt „Dead End“ mit seinen Synth-geladenen Sounds. Doch ein weiteres Highlight findet sich im vorletzten Track. Für „Over And Out“ haben sich die Australier mit der Jinjer Sängerin Tatiana Shmayluk einen prominenten Gast ans Land geholt. Auch musikalisch passt die Sängerin bestens in den Sound von Twelve Foot Ninja. Denn die musikalische Parallele zwischen beiden Bands ist größer als man im ersten Moment denken mag. Twelve Foot Ninja setzen im Song auf einen djentigen Progressive Metal Klang, der mit poppigen Refrains und groovigen Elementen bestückt und von Shmayluk besungen einen gewissen Jinjer-Vibe mit sich bringt. So ist das Feature mit der ukrainischen Sängerin ein Match Made In Heaven, das von keiner anderen Sängerin besser hätte umgesetzt werden können.

„Tangled“ beendet „Vengeance“ halbakustisch und mit dezenter Orchestrierung vergleichsweise ruhig und gibt dem Sänger Platz sein Stimmtalent erneut unter Beweis zu stellen. „Tangled“ ist die willkommene Ruhepause, die sich mit epischem Momentum zum großen Finale aufbäumt und wie ein Abspann wirkt. Der Abspann eins wilden und abwechslungsreichen Erlebnisses, welches das Prädikat: bemerkenswert und besonders wertvoll verdient.

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Comicbuch

Zu „Vengeance“ ist übrigens ein gleichnamiges Comicbuch erschienen, in dem Twelve Foot Ninja ihrer verrückte Seite auf einem weiteren Medium gekonnt ausleben. Wem die Musik der Australier noch nicht verrückt genug ist, dem seien dieses Buch sowie die Musikvideos wärmstens ans Herz gelegt.

Foto: Twelve Foot Ninja / Offizielles Pressebild

ALBUM
Vengeance
Künstler: Twelve Foot Ninja

Erscheinungsdatum: 15.10.2021
Genre: , ,
Label: Volkanik (H'Art)
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Start The Fire
  2. Long Way Home
  3. Vengeance
  4. IDK
  5. Shock The System
  6. Gone
  7. Culture War
  8. Dead End
  9. Over And Out
  10. Tangled
Twelve Foot Ninja Vengeance
Twelve Foot Ninja Vengeance
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FAZIT
Wenn Twelve Foot Ninja eines unter Beweis stellen, dann das sie verdammt eingängige und mitreißende Tracks schreiben können. Anstatt sich in wilden Experimenten zu verlieren, gelingt es den Australiern ihre Einflüsse in einen runden Sound zu vereinen und diesen mit hörbarer Spielfreude zu vermitteln. Die Musik von „Vengeance“ macht (erneut) verdammt viel Spaß und ist dabei so groovy, dass sich ein Mitwippen beim Hören nicht vermeiden lässt. Die Liveshows der Band gehören zu den enthusiastischsten Konzerten, die ich selbst je erlebt habe. Mit den neuen Tracks liefern die Australier zehn weitere Gründe sich ein Ticket für eine ihrer kommenden Shows anzueignen. Man wird es kaum bereuen.