Review
Rock
Kritik: Trümmer - "Früher war gestern"
Es hat etwas gedauert. Genau genommen sind fünf Jahre vergangen, seitdem Trümmer ihr zweites Album „Interzone“ veröffentlichten. Mit „Früher war ...
VON
Kevin Postir
AM 14/09/2021
Artikel teilen:
Es hat etwas gedauert. Genau genommen sind fünf Jahre vergangen, seitdem Trümmer ihr zweites Album „Interzone“ veröffentlichten. Mit „Früher war gestern“ meldet sich das Quartett aus Hamburg zurück. Wie die Platte, die am 17. September 2021 erscheint, klingt und ob die Band an die vergangenen Releases anknüpfen kann, das erfahrt ihr in unserer Review.
Bereits im ersten Song „Wann wenn nicht“ werden die Hauptmerkmale von „Früher war gestern“ deutlich. So handelt das Stück inhaltlich vom Aufbruch und gibt sich dabei in melancholischer Art und Weise optimistisch. Die Band formuliert dabei mit einem crunchigen Sound den Appell, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und aktiv zu werden.
Auch „Aus Prinzip gegen das Prinzip“ besitzt diesen Vibe. Die eingängige Emotionalität, die Schwere, der graue Großstadtsound – all das passt sehr gut zusammen. Trümmer knüpfen damit nahtlos an vergangene Werke an, zeigen allerdings eine Weiterentwicklung durch den modernen Stil. Dabei fällt vor allem der Refrain auf, der direkt ins Ohr geht und dort seine Lager aufschlägt.
Trümmer bieten Songs zum verstehen nicht zum konsumieren
Insgesamt liegt der Fokus der Tracks deutlich auf dem lyrischen Inhalt. Trotz der Verwendung von verträumtem Sound wie in „Dort“ oder der beinahe quälenden Ruhe in „Weißt du noch“ nimmt sich die instrumentale Ausgestaltung noch einmal mehr zurück, wenn Sänger Paul Pötsch startet.
Die Vocals sind dabei keinesfalls eintönig, denn auch dort werden unterschiedliche Stilmittel verwendet. Vom eher gehauchten Sound in „Weißt du noch“ bis zu einem eher kraftvollen, direkten und gleichzeitig sehr intimen Klang in „Zwischen Hamburg & Berlin“ reizt die Band ihr Repertoire aus. Dadurch, dass der Fokus so stark auf den Texten liegt, fallen kleinere Punkte deutlicher auf und so wirkt es an vereinzelten Stellen etwas repetitiv.
Eine Symbiose aus Text und Musik
Auffallend ist, dass die neuen Trümmer-Songs definitiv abgeschlossen klingen. Musik und Text sind wie miteinander verschmolzen und ergänzen sich zu einem runden Bild.
„Der Regen“ beginnt mit selbigen Geräuschen und thematisiert die Vergänglichkeit, während der Text in seiner Ausgestaltung gleichzeitig so fließend ist, wie ein Regen-Rinnsal am Rande der Elbchaussee, welches in die Kanalisation läuft.
Bei aller Verspieltheit gibt es mit „Draußen vor der Tür“ einen klaren, härteren Song, welcher neben seinem rockigen Touch auch Jazz-Elemente aufweist, die sich problemlos in den Rahmen einfügen. Dabei handelt es sich um einen politischen Song, der die llare Message für Freiheit und Gerechtigkeit auf seiner Fahne stehen hat.
Trümmer entlassen die Hörer*innen in den Herbst
Auch wenn „Tauben an der Ihme“ dramaturgisch noch eine Schippe drauf legt und besonders durch den anschwellenden Gesang ein hohes Maß an Emotionalität transportiert, so endet „Früher war gestern“ entspannter. „Wie Spazieren geht“ nimmt die Fans mit auf einen Spaziergang. Genau so entspannend wie ein Spaziergang im Herbst sein kann, so ist auch dieses Stück, das eine ruhige, melancholische Stimmung verbreitet, bei dem man vor dem inneren Auge die ersten Blätter von den Bäumen fallen sehen kann. Der perfekte Abschluss für das Album und der perfekte Einstieg in die kommende Jahreszeit.
Foto: Trümmer / Offizielles Pressebild
Trümmer News
Früher war gestern
Künstler: Trümmer
Erscheinungsdatum: 17.09.2021
Genre: Rock
Label: Pias Germany (Rough Trade)
Medium: CD, Vinyl, etc
- Wann wenn nicht
- Aus Prinzip gegen das Prinzip
- Weißt du noch
- Scherben
- Dort
- Der Regen
- Draußen vor der Tür
- Kintsugi
- Zwischen Hamburg & Berlin
- Tauben an der Ihme
- Wie Spazieren geht
Trümmer News
More Reviews