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Kritik: The Plot In You - "Swan Song"

Laut Definition ist ein „Swan Song“, auf Deutsch „Schwanengesang“ die letzte Darbietung eines Künstlers, bevor er die Bühne verlässt. Denn ...

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Laut Definition ist ein „Swan Song“, auf Deutsch „Schwanengesang“ die letzte Darbietung eines Künstlers, bevor er die Bühne verlässt. Denn Schwäne sollen bekanntlich am schönsten singen, bevor sie sterben. The Plot In You hätte sich keinen passenderen Titel für ihr fünftes Studioalbum suchen können. Die neue Platte handelt vom Ende. Dem Ende von Freundschaften, dem Ende von Beziehungen und dem Ende des Lebens.

Bereits mit der vorangegangenen LP „DISPOSE“ aus dem Jahr 2018 haben uns die vier Jungs aus Ohio eine ganz andere Seite ihres musikalischen Talents gezeigt. Weg vom klassischen, schnellen Metalcore und mehr Fokus auf Clean-Gesang und tiefen, emotionalen Texten.

The Plot In You überzeugen mit ihrem neuen Album „Swan Song“

Bei „Swan Song“ halten The Plot In You an ihrem Erfolgskonzept fest, gehen aber noch einen Schritt weiter: Bereits bekannte Elemente wie die klare, zitternde Stimme und die von Emotionen überladenden Screams des Sängers Landon Tewers, werden mit harten Riffs, verstärktem Bass, Synth-Elementen und Chorgesang kombiniert und somit ein Kunstwerk erschaffen, bei dem kein Song wie der andere klingt.

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Als Hörer wird nan von zehn ruhigen, und doch zugleich lauten Songs mitgerissen und in eine Achterbahnfahrt der Emotionen gezogen, die von Wut und Verbitterung geprägt sind.

Alle einsteigen! – Die Achterbahnfahrt der Emotionen beginnt schnell…

Die Fahrt startet mit „Letters To A Dead Friend“ – einem Song, der in Erinnerung bleibt, denn The Plot In You fahren hier noch einmal ganz neue Geschütze auf: Während die erste Minute auch von Justin Bieber hätte stammen können, geprägt von starken R’n’B-Vibes, bringt die Bridge einen dramatisch, sich steigernden Sound mit, der an eine epische Filmmusik erinnert. An der Spitze angekommen, fällt die Bahn drastisch und fährt langsam und ruhig auf einen dunklen Tunnel zu in welchem man von bedrohlichen, lauten Screams beschallt wird. Mit einem starken Ruck endet die erste Runde.

So wild, wie der erste Song endete, beginnt „Fall Again“. Wütend und traurig beendet Sänger Landon mit dem Satz „If you fall again, then you’re on your own“ – die Beziehung zu einem Freund, um nicht mit in den tödlichen Drogen-Kreislauf gezogen zu werden. Dabei hören wir die langjährige Metalcore-Erfahrung der Jungs – Oli Sykes (Bring Me The Horizon) und Sam Carter (Architects) wären bestimmt stolz.

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Emotional geht es weiter mit „Face Me“ und „Too Far Gone“. Ersterer wurde bereits vorher schon als Single ausgekoppelt und hat einiges zu bieten: ruhige Strophen, die von durchdringenden Vocals geprägt sind, einen Refrain, der im Ohr bleibt und von einer verzerrten Background-Stimme unterstützt wird.

Im Vergleich dazu steht die Ballade „Too Far Gone“ schwach da. Auf der Fahrt wird man in diesem Abschnitt von ruhigem Chorgesang, einer poppigen Melodie und weinerlichem, in die Länge gezogenen Vocals weitergetragen.

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Verzerrte, störrische Geräusche und experimentelle Chords schmettern in einen melodischen Refrain und enden in einem abrupten Ende. Ohne das man weiß, was mit einem geschieht, ist „Paradigm“ auch schon wieder vorbei und nach diesem schnellen, dreifachen Looping befindet man sich bereits auf dem zweiten Abschnitt der Achterbahnfahrt.

…und endet langsam.

Mit „Both To Blame“, „Too Heavy“ und der Single „Enemy“ erwarten uns drei ruhigere Songs – wobei man das Wort „ruhig“ hier vorsichtig verwenden muss. Trotz des langsamen Tempos schlagen uns dennoch laute Emotionen entgegen. Während die ersten beiden Tracks von poppigem Rhythmus und Elektronik geprägt sind, kann man „Enemy“ mit einem Wort beschreiben: Bass.

Bass-Gitarre, langsame Bass-Drum, dunkle Bass-Chords. Der Mix aus Scream-Gesang und einer klaren, weiblichen Stimme verleihen dem Track das I-Tüpfelchen. Alle drei Songs thematisieren die Liebe und ungesunde Beziehungen, an denen man zu lange festhält.

Bevor wir jedoch die Zielgerade erreichen, wird es noch einmal heavy mit „Whole Without Me“. Auch hier zieht sich der Bass bedrohlich durch die Strophen, während der Refrain von verzerrenden Synth-Geräuschen eingeleitet wird und von aggressiven Screams geprägt ist. Der Song steigert sich kontinuierlich und wird mit harten Drums und lauten Riffs beendet.

Ein starkes Ende erreicht die Fahrt mit „Freed“. Mit leichter, spielerisch klingender Elektronik und klaren Vocals steigert sich auch dieser Track dramatisch, bis er förmlich explodiert, um das Album dann langsam ausrollen zu lassen.

Und das war’s auch schon wieder mit der Achterbahnfahrt und dem fünften Album von The Plot In You.

Foto: The Plot In You / Offizielles Pressebild

ALBUM
Swan Song
Künstler: The Plot In You

Erscheinungsdatum: 17.09.2021
Genre: , ,
Label: Fearless Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Letters To A Dead Friend
  2. Fall Again
  3. Face Me
  4. Too Far Gone
  5. Paradigm
  6. Both To Blame
  7. Too Heavy
  8. Enemy
  9. Whole Without Me
  10. Freed
The Plot In You Swan Song
The Plot In You Swan Song
9
FAZIT
Mit „Swan Song“ zeigen The Plot In You noch einmal neue Seiten ihres musikalischen Talents. Mit experimentellen Metalcore, der von Bass und verzerrenden Elektronik-Elementen geprägt ist, treffen sie den Zahn der Zeit und kommen ihren Vorreitern Architects und Bring Me The Horizon verdächtig nah. Die Platte bringt große Emotionen sowie Höhen und Tiefen mit. Aufgrund der Vielseitigkeit und der Kombination des Sounds ihrer bisherigen Veröffentlichungen kann man „Swan Song“ durchaus als die stärkste Platte des Quartetts bezeichnen.