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Review
Death Metal
Kritik: The Halo Effect – "March Of The Unheard"
30 Jahre, nachdem fünf Ex-In Flames-Mitglieder gemeinsam zur Schule gingen und die Welt der Rockmusik für sich entdeckten, folgt nun ...
VON
Tamara Jungmann
AM 06/01/2025
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30 Jahre, nachdem fünf Ex-In Flames-Mitglieder gemeinsam zur Schule gingen und die Welt der Rockmusik für sich entdeckten, folgt nun die musikalische Aufarbeitung dieser Erfahrungen in dem Bandprojekt The Halo Effect. Nach „Days Of The Lost“ wird dieser nostalgische Reiseblog durch die Gefühlswert der jungen Schweden nun mit „March Of The Unheard“ fortgeschrieben.
2019 gegründet, hat die Supergroup um Dark Tranquillity-Frontmann Mikael Stanne und Gitarrist Niclas Engelin die komplette, moderne Schwermetall-Szene extrem durchgeschüttelt. The Halo Effect, deren Mitglieder aus der schwedischen Metal-Hochburg Göteborg stammen, liefern guten, alten Melodic Death, wie er in den skandinavischen Geschichtsbüchern steht, und versehen ihn mit einer modernen Note und der Erfahrung von fünf Spitzenmusikern.
Nachdem bereits ihre ersten Single-Veröffentlichungen eingeschlagen haben wie eine Bombe und das erste vollständige Album „Days Of The Lost“ 2022 die Bestenlisten jeglicher Jahresrückblicke anführte, dürfen wir uns gleich zu Beginn des Jahres 2025 über einen brandneuen Banger der Gruppe freuen: „March Of The Unheard“. Und kleiner Spoiler: Auch Album Nr. 2 wird seinen Erwartungen vollkommen gerecht!
The Halo Effect: So klingt “March Of The Unheard”
Niclas Engelin hat bereits im zuvor geführten Interview verraten, dass wesentlich mehr Zeit in die Produktion der Platte gesteckt wurde, als ursprünglich geplant war. Eine komplette zweite Runde Mixing und Mastering soll ihr aber durchaus gut getan haben – und auch wenn wir die erste Version von „March Of The Unheard“ nie gehört haben, können wir uns vorstellen, was Engelin damit meint.
Musikalisch gehen The Halo Effect nämlich keine Experimente ein oder probieren großartig neue Elemente aus. Dennoch klingt „March Of The Unheard“ einfach noch nach etwas „mehr“. Es ist kraftvoller, energischer und bombastischer – dennoch wirkt jedes Riff, jede Textzeile und jeder Effekt perfekt platziert, und gibt so der eigentlichen Message und Geschichte den Raum, den die Songwriting-Architekten Engelin und Strömblad mit ihrer endlosen Liebe für Metal-Musik und ihrem unbestreitbaren Genie gebaut haben.
Auch wurde vermehrt in die Symphonic-Kiste gegriffen und einige Streich-, Blas- und Tasteninstrumente aus dieser herausgekramt (zum Beispiel das schwarz-romantische „Between Directions“), die im Kontrast zu modernen Synthie-Klängen und elektronischen Effekten („Conspire To Deceive“, „Cruel Perception“) stehen. Trotz allen kleinen Klang-Spielerein stehen aber die klassischen eingängigen Melodien, epischen Riffs und die faustschwingende Rhythmik („Detonate“, „Our Channel To Darkness“) im Vordergrund.
Zurück in die Vergangenheit
Auch thematisch bewegen wir uns weiterhin in der Jugend der Schweden. Und wenn man darüber nachdenkt, liegt es nahe, dass diese fünf Männer, die ihre ersten Bands mit 13, 14 Jahren gemeinsam in der Schule gründeten, nach 30 Jahren dort weitermachen, wo sie einst begonnen haben. Dabei werden schulische Erfahrungen thematisiert, die auch schon auf „Days Of The Lost“ angesprochen wurden. Auf „March Of The Unheard“ ist aber vor allem das Gefühl des Außenseiter-Daseins vorherrschend und das Wirrwarr aus Selbstzweifeln, Aggression, Hoffnungslosigkeit und der Suche nach der eigenen Identität – ein Gefühlschaos, was uns allen aus den eigenen Jugendtagen, aber auch heute noch bekannt sein dürfte. Sehr smart, hier wieder den Bogen zu zwischen den Jahrzehnten, zwischen Vergangenheit und Präsenz, zwischen jugendlicher Rebellion und erwachsenen Selbstzweifeln zu schlagen.
Diese Thematik findet man in jedem Song unter unterschiedlichen Aspekten. Allen voran natürlich dem namensgebenden Titeltrack „March Of The Unheard“, in dem auch die Live-Kapelle aus Göteborg einen Gast-Auftritt hat (sowohl im Video, als auch als trommelnde Untermalung im Song). Hervorzuheben ist natürlich auch die unglaubliche Stimme von Stanne, der sowohl mit nachdrücklich-fauchendem Growlen überzeugt, erst recht aber Hörer:innen mit seiner verträumten, hypnotischen Clean-Vocal-Stimme in den Halo-Bann zieht (z.B. in „Forever Astray“).
Trotz all der mitschwingenden Unsicherheit, kann man sich dennoch darauf verlassen, dass The Halo Effect ihre Fans nicht im Regen stehen lassen. Denn der feste Anker ist ein Hoffnungsschimmer, der „March Of The Unheard“ trotz seiner nordischen Härte und Melancholie zu einem warmen, umarmenden und – im Hinblick auf das Thema – auffangenden Album macht.
Eine kleine Neuerung
Und auch wenn die Platte eine Fortschreibung ihres zwei Jahre älteren Bruders ist, finden wir eine kleine Neuerung: Das erste Mal haben The Halo Effect auch zwei Instrumentals produziert und auf dem Album platziert. Einmal „This Curse Of Silence“ als elegante Überleitung zum Titeltrack und „Coda“ zum Schluss, das in seiner Ursprungsform bereits auf der vergangenen Tour als In- und Outro diente und in seiner reichen Gesamtheit das instrumentale Resümée des gesamten Albums darstellt.
Foto: Linda Florin / Offizielles Pressebild
March Of The Unheard
Künstler: The Halo Effect
Erscheinungsdatum: 10.01.2025
Genre: Death Metal
Label: Nuclear Blast Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Conspire To Deceive
- Detonate
- Our Channel To The Darkness
- Cruel Perception
- What We Become
- This Curse Of Silence
- March Of The Unheard
- Forever Astray
- Between Directions
- A Death That Becomes Us
- The Burning Point
- Coda
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