Review

MetalcoreProgressive

Kritik: Spiritbox - "Eternal Blue"

Dass Spiritbox endlich ein Album veröffentlichen, wird die wachsende Fanzahl der Band definitiv sehr freuen. Nach vielen Singles mitsamt Musikvideos ...

VON

Dass Spiritbox endlich ein Album veröffentlichen, wird die wachsende Fanzahl der Band definitiv sehr freuen. Nach vielen Singles mitsamt Musikvideos und einer diese zusammenfassenden EP ist „Eternal Blue“ das erste Album und setzt einen Meilenstein der Band, die bereits 2016 zusammenfand. Eine Band, die sich zur Hälfte aus Mitgliedern von Iwrestledabearonce ergab, diese jedoch schnell vergessen ließ.

Mit „Sun Killer“ eröffnen Spiritbox ihr Album und den wabernden Synths des Songs, die schnell in einen stark vom Bass getriebenen Groove münden und mit Courtney LaPlantes Stimme abgerundet werden. Es ist diese Symbiose aus atmosphärischen Parts und ihrem einzigartigen Cleangesang und den rhythmisch verschachtelten Instrumenten, die den Sound von Spiritbox so einzigartig werden lassen.

Zwischen Pop und Härte

Mit einem dramaturgischen Twist und einem gewissen Billie Eilish-Part baut „Sun Killer“ sich Stück für Stück auf, um im ersten Ausbruch zu landen, der sich als djentig angehauchter Breakdown voller brachialer Shouts offenbart und durch das geschickte Layering eine durchweg bedrückende Stimmung verbreitet. Ein Einstand, der Lust auf mehr macht und auf den folgenden Tracks weitergeführt wird.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Es sind die Popelemente, die Strukturen und die Refrains, die maßgeblich für das Gelingen dieses Sounds verantwortlich sind. Es gelingt Spiritbox, diesen Einfluss unverschämt gut in ihren Sound einzubinden, ohne dass es gezwungen wird. Zwar sind Songs wie „Hurt You“ mit ihrem stampfenden Charakter und der schematischen Struktur nicht sonderlich komplex, die Komplexität kommt jedoch in Nuancen, wie dem Gitarrenriffing, dezent zum Vorschein.

Spiritbox feat. Architects

Zusammen mit Architects-Frontmann Sam Carter ist „Yellowjacket“ auf den ersten Blick wohl einer der spannendsten Tracks auf dem gesamten Album. Doch bevor Carter zu seinem Ansatz kommt, sorgt Courtney selbst für einen beinharten Track, der mit technisch angehauchtem Sound an Crystal Lake erinnert. Sam Carter überzeugt sowohl mit Shouts als auch mit Klargesang im Chorus des Tracks, der mit Gojira-esken Gitarrenreminiszenzen überzeugt. Im Gegensatz zu den ersten beiden Singles wirkt der Refrain doch etwas losgelöster vom Rest des Songs und verliert sich etwas in einem flashy Bombassement, das etwas zu viel will.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Anders steht es um Tracks wie „The Summit“ und „Secret Garden“, die durch ihren Flow eine gute Abwechslung inzwischen der verschiedenen Aspekte liefern. Spiritbox überzeugen gerade bei diesen ruhigeren Songs mit dem Gefühl, dass hierbei alles aus einem Guss entstanden ist, und liefern reinstes Ohrwurmmaterial, das uns die jeweiligen Refrains kaum vergessen lassen kann. Auch der Titeltrack überzeugt mit diesem Trademark, das auf dem kurzweiligen „We Live In A Strange World“ noch weiter in Richtung Pop geschoben wird.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ein Song wie „Circle With Me” ist ein weiterer Ohrwurmbrecher, der bereits in Singleform bestens funktionierte und den bestechenden Sound der Band perfekt in Szene setzt. Im Anschluss folgt mit „Constance“ ein weiterer Song, der bereits als Single veröffentlicht wurde und ebenfalls mit einem eingängigen Refrain daherkommt. Am Ende ist „Constance“ ein nachdenklich stimmender Song über die Demenz und widmet sich LaPlantes Großmutter.

Courtney LaPlante in Bestform

So gut wie auf diesem Album hat man LaPlante bisher noch nie gehört. Es sind auch die vielen Spielereien der Gesangseffekte, die den Klang auf ein neues Level hieven. So ist neben der vokalistischen Performance auch die Vocalproduction klar hervorzuheben. Denn ohne LaPlante und die vielen Layers wäre „Eternal Blue“ ein starkes Debütalbum. Mit ihr wird es zu einer enorm hohen Messlatte, die mit einer Eingeständigkeit heraussticht und die Fans weltweit begeistern wird.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Das Chaos von Iwrestledabearonce findet im Erstlingswerk von Spiritbox keine Berücksichtigung. Stattdessen liefert die Band ein Album, das sehr geradlinig geschrieben ist, sich aber in seinen Details ausfalten kann. Abzüge gibt es höchstens in der D-Note für kleinere Schwächen oder zu repetitive Strukturen, die auf der Länge des Albums etwas weniger überzeugend sind als im Single-Format.

Wenn man Spiritbox für „Eternal Blue“ etwas ankreiden kann, dann fast nur, dass es fünf Jahre dauerte, bis dieses Album erschienen ist. Doch mit Blick auf die gebotene Qualität lässt sich dieser Punkt verschmerzen.

Foto: Travis Shinn / Offizielles Pressefoto

ALBUM
Eternal Blue
Künstler: Spiritbox

Erscheinungsdatum: 17.09.2021
Genre:
Label: Rise Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Sun Killer
  2. Hurt You
  3. Yellowjacket (feat. Sam Carter of Architects)
  4. The Summit
  5. Secret Garden
  6. Silk In The Strings
  7. Holy Roller
  8. Eternal Blue
  9. We Live In A Strange World
  10. Halcyon
  11. Circle With Me
  12. Constance
Spiritbox Eternal Blue
Spiritbox Eternal Blue
9
FAZIT
Am Ende des Tages ist „Eternal Blue“ ein rundum gelungenes Debütalbum, das uns endlich die Möglichkeit gibt, Spiritbox über eine längere Zeit zu hören. Zwischen harten und groovigen Songs ist stets Zeit für atmosphärische Parts, effektgeladene Spielereien und eingängige Refrains. Das alles passt in einem Rundumschlag perfekt aufeinander und verbreitet sehr viel Hörspaß. Der Hype existiert zurecht, denn Spiritbox ist ein Act, der auffällt und sich abheben kann. Nicht zuletzt weil Sängerin Courtney LaPlante die Band auf ein hohes Level hievt.