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PunkrockRock

Kritik: Sons - "Sweet Boy"

Nachdem sie es im April bereits digital veröffentlicht haben, legen Sons aus Belgien ihr neuestes Werk „Sweet Boy“ nun auch ...

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Nachdem sie es im April bereits digital veröffentlicht haben, legen Sons aus Belgien ihr neuestes Werk „Sweet Boy“ nun auch in physischer Form vor. „Sweet Boy“ ist der Nachfolger des allseits positiv aufgenommenen Debütalbums „Family Dinner“ aus dem Jahr 2019.

Zwischen den beiden Alben liegen also drei Jahre, die zu großen Teilen von der Pandemie geprägt waren. Keine ganz einfachen Vorzeichen, zumal Album Nr. 2 ohnehin nie ganz einfach ist. Druck und Erwartungen sind höher und somit auch die Wahrscheinlichkeit, zu scheitern.

Sons liefern mit „Sweet Boy“ Album Nr. 2

Doch schon zu Beginn des Albums – etwa im Opener, der passenderweise „Succeed“ heißt – wird deutlich, dass die Band diesem Druck gewachsen ist. Der Sound ist weniger roh und erwachsener, doch die Songs sind weiterhin von einer jugendlichen Leichtigkeit geprägt, die Sons schon auf „Family Dinner“ interessant gemacht hat. Auch der Titeltrack „Sweet Boy“ zeigt diese Mischung aus Garage- und Alternative-Sound, die bisweilen schon psychodelische Ansätze hat. Das alles gab es zwar auch schon auf Album Nr. 1, doch nahezu alle Songs auf „Sweet Boy“ stellen sich noch einmal deutlich ausproduzierter und differenzierter dar, was den Songs überwiegend auch sehr gut tut.

Die Kehrseite hiervon ist wie fast immer, dass mitunter die Überraschungseffekte verloren gehen. Stichwort Ausproduziert: Die Albumproduktion war unter Corona-Bedingungen eine ganz besondere Herausforderung, denn man hatte sich mit Michael Badger-Taweel einen in Australien ansässigen Produzenten ausgesucht, sodass angesichts von Lockdowns und strengen Einreiseregelungen remote gearbeitet werden musste. Dem Gesamtsound des Albums hat das aber – wie bereits erwähnt – nicht geschadet.

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Das musikalische Angebot, das Sons auf „Sweet Boy“ machen, ist sicher nicht für jeden Liebe auf den ersten Blick. Hierfür sind Songwritingstrukturen, aber auch die schon angesprochene Soundvielfalt zu anspruchsvoll. Doch keine Sorge: Sons haben auch Songs im Gepäck, die angenehm zu verdauen sind. Dies gilt zum Beispiel für das sehr punkige „L.O.V.E“ oder auch für „Momentary Bliss“.

Positiv fällt bei vielen Songs auf „Sweet Boy“ – exemplarisch sei hier „Another Round“ genannt – die Entwicklung auf, die einige Songs innerhalb von wenigen Minuten Spielzeit machen, ohne dass es innerhalb der Songstrukturen einen Bruch gibt. Viele Songs nehmen gerade zum Ende noch einmal intensiv Fahrt auf, ohne die Grundstruktur des Songs zu zerstören.

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Nicht nur faszinierend, sondern auch ein eindrücklicher Beweis dafür, dass die Band die Entwicklung, die man von ihnen nach dem starken Debüt erwartet hatte, auch tatsächlich durchlebt hat. Und auch für diejenigen, die am Anfang des Albums mit den doch stellenweise wenig straighten Strukturen gehadert haben sollten, hat die Band am Ende noch einige versöhnliche Songs auf Lager.

Songs wie „I Don’t Want To“ oder „Bike“ sind nicht nur deutlich eingängiger als ein Großteil des Albums, sie zeigen auch, weshalb Sons hier und da auch unter dem Label „Post-Punk“ verortet werden. Das ist keineswegs völlig abwegig, doch so ganz gerecht wird man dem Quartett mit einer solchen Festlegung nicht. Denn Sons gehören definitiv zu den Bands, die ausnahmsweise einmal zurecht den vielzitierten Spruch von den Schubladen, in die man die nicht passt, für sich beanspruchen können.

Foto: SONS / Offizielles Pressebild

ALBUM
Sweet Boy
Künstler: SONS

Erscheinungsdatum: 22.04.2022
Genre: ,
Label: Pias Recordings
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Succeed
  2. Nothing
  3. Sweet Boy
  4. Hot Friday
  5. L.o.v.e.
  6. Momentary Bliss
  7. Another Round
  8. Shadow Self
  9. I Don't Want To
  10. Bike
  11. Pixelated Air
Sons
Sons
8
FAZIT
Wenn Album Nr. 2 die oft beschworene Reifeprüfung ist, dann dürfen wir Sons zum Bestehen gratulieren – ob "Sweet Boy" für jede Hörerin und jeden Hörer eine Eins mit Sternchen sein wird, wird sich zeigen. Doch die Band hat ihre Garage-Sound konsequent weiterentwickelt, ist erwachsen, aber nicht langweilig geworden. "Sweet Boy" macht jetzt schon Lust auf Album Nr. 3.