Kritik: Sons Of Silver - "Runaway Emotions"

Mit den Stilbezeichnungen darf man im Fall dieses Debütalbums gerne jonglieren: Alternative Rock, Indie, Classic Rock, Post-Rock – Sons Of Silver sehen sich eindeutig in den Neunziger und Nuller Jahren um und erinnern, was den Gitarren-Sound angeht, häufig an Pearl Jam, besitzen aber mehr Punk-Einschlag.

Die Mischung macht’s

Ich kann nicht behaupten, alles von Sons Of Silver rational auflösen zu können. Aber zumindest werden hier bei etwas weniger als einer Dreiviertelstunde nicht nur die Nackenmuskeln, sondern auch die Ganglien massiert. Von wie vielen Rock-Alben oder -Bands kann man das aktuell ernsthaft behaupten…?

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Das Besondere: Sie agieren zackig, sind lässig an der Rhythmushand und zaubern vortreffliche Riffs, hört nur „Running Out Of Words“. „Runaway Emotions“ bietet so ziemlich alles, was man sich von einem gut arrangierten Rock-Album wünscht: dahinschmelzende Soli, treffsichere Breaks und immer einen Schuss Melodie für Abwechslung und den Wiedererkennungswert.

Sons Of Silver machen den Sound, den man hören will, wenn man ein Rock-Album auflegt!

Dabei fügen sich zum Beispiel auch bluesige Passagen flüssig in die Songs ein, ohne hierbei für einen unangenehmen Touch zu sorgen. Als Kritikpunkt stechen jedoch die allzu homogenen Songstrukturen ins Ohr: Die Formel „weiche Gitarren treffen auf filigran verspielten Rock ’n‘ Roll“ geht nicht immer auf. Hinzu kommt der teils überladene Sound, der zwar bei „Ghosts“ den funkigen Klargesang unterstreicht, aber ansonsten streckenweise deplatziert wirkt.

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In den Enthusiasmus grätscht zugegebenermaßen immer wieder der boshafte Schalk, der da meint: Alles schon mal gehört. Und er hat Recht: Sons Of Silver beherrschen ähnlich wie etwa Pearl Jam die Kunst, aus einer eher überschaubaren Menge an Riff- und Gesangsbausteinen immer wieder neue Songs zu basteln. Aber der Schalk wird immer wieder schnell zum Verstummen gebracht, wenn die Magie greift, wenn klar wird, dass Sezieren am lebenden Objekt nicht geht, und dieses Leben, die vibrierenden Gefühle, da zuschlagen, wo die Analyse schweigen muss.

Insofern darf die Muckerpolizei gerne ihre Hühnchen rupfen, ich selbst will gar nicht lange herumreden. Die CD läuft hier in Dauerrotation, selbst wenn sie einen objektiv vielleicht nicht ganz so auf Anhieb packt. Denn das größte Lob ist und bleibt dieses: Den Stoff, den ich brauche, liefern Sons Of Silver allemal. Die US-Band legt dabei den Fokus weniger auf selbstverliebte Solo-Demonstrationen oder unnötig aufgeblasene und verschachtelte Elemente, sondern auf tief schürfende Atmosphäre und intelligent inszenierte Spannungsbögen.

Foto: Sons Of Silver / Offizielles Pressebild