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Kritik: Slipknot - "The End, So Far"

Eines der Alben, das 2022 mit einer gigantischen Spannung erwartet wurde, dürfte wohl unweigerlich das neue Werk aus dem Hause ...

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Eines der Alben, das 2022 mit einer gigantischen Spannung erwartet wurde, dürfte wohl unweigerlich das neue Werk aus dem Hause Slipknot mit dem Titel „The End, So Far“ sein. Die Mannen um Frontmann Corey Taylor veröffentlichen den 12-Song starken Longplayer an diesem Freitag. Um euren Spannungsbogen nicht weiter zu strapazieren, teilen wir in unserer Review schon einmal unsere Gedanken mit euch.

Für diejenigen, die bisher noch nicht hinter die Bedeutung des Album-Titels gekommen sind und bereits ein Ende der Slipknot-Ära vorhersagten, kann Entwarnung gegeben werden. „The End, So Far“ stellt lediglich das letzte Album beim aktuellen Label Roadrunner Records dar. Ruhig wird es danach also nicht um die Kombo.

Slipknot sorgen für große Augen zu Beginn

Es ist also angerichtet! Der Pit ist offen, die Masken sind festgezurrt, das Haupthaar ist bereit, gewirbelt zu werden … Und dann ertönt der erste Song „Adderall“ und ist eine komplette Überraschung. Der anfänglich ruhige und metallisch-schwingende Sound baut sich langsam und wellenförmig auf und wird im Verlauf des Intros durch eine elektronische Geräuschkulisse abgelöst, die in einem sehr cleanen und gradlinigen Standard-4/4-Beat mündet.

Der Einstieg in „The End, So Far“ ist vor allem eins: Ruhig und clean. Taylors Stimme kann man dabei eventuell noch eine gewisse Melancholie abgewinnen, die allerdings sehr dezent in einer beinahe poppigen Ballade schwingt. Chöre umspielen im Refrain die Gesangstimme und dem ein oder anderen Fan dürfte dieser Album-Start Falten auf die Stirn zaubern.

All denen, die nach dem ersten Song panisch checken, ob sie auch das richtige Album gestartet haben, dürfte der zweite Song „The Dying Song (Time To Sing)“ zum einen Erleichterung verschaffen und zum anderen bereits bekannt sein. Er gehört mit „Yen“ und „The Chapeltown Rag“ zu den Singles, die Slipknot bereits vor dem Release veröffentlichten.

Gemeinsam betrachtet boten diese drei Songs den Fans genau das, wofür Slipknot steht. Wirbelnde Drums, eine gekonnte Mischung aus harten Metal-Riffs und melodischen Singalong-Parts mit elektronischem Feinschliff. Während „The Dying Song (Time To Sing)“ bei der Vergabe von Alleinstellungsmerkmalen eher leer ausgeht, ist es in „The Chapeltown Rag“ der industriell-hektische Sound, der deutlicher herausgearbeitet wird.

Ein Manko sind an dieser Stelle die gesprochenen Passagen von Taylor, die kontextlos aus dem Song herausstechen und schichtweg generisch klingen. „Yen“ bietet darüber hinaus eine gewünscht schaurige Ballade aus dem Hause Slipknot, die zwar bei weitem nicht an die Intensität eines „Snuff“ herankommt, durch die vielseitigen Drum-Pattern allerdings eine große Anzahl dezenter Highlights bietet.

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Woran hat es gelegen?!

Generell wirkt es allerdings so, als hätte sich ein Großteil der Beteiligten an „The End, So Far“ nach der Fertigstellung des Albums im Spiegel angesehen und gesagt: „Ich hätte mehr rausholen können“. Zwar gibt es die wahren Crowd-Pleaser wie „Warranty“ oder „H377“, die sicherlich ein gewisses Publikum animieren werden und zum Headbangen oder Mitsingen einladen, das Ganze wirkt allerdings unterm Strich lieblos.

Betrachtet man die Tatsache, dass Slipknot eine der Bands sind, die ein ganzes Genre geprägt haben und die mit vergangenen Alben (auch in jüngerer Vergangenheit) bewiesen haben, dass sie ein Alleinstellungsmerkmal besitzen, so wird „The End, So Far“ dem am Ende des Tages nicht gerecht.

Auf Seiten der Vocals wirken Corey Taylors Texte eher generisch, ohne spürbaren Tiefgang oder einen gewissen Funken, der überspringt. So ist es bei den härteren Songs eher ein Live-Gefühl, das geschaffen werden soll, dieses wird durch den mittelmäßigen Mix des Albums hingegen attackiert. Bei den ruhigeren oder rockigeren Tracks wie „Medicine“, oder „Acidic“ kommt vielmehr der Gedanke durch, dass hier das Herz eher auf Seiten Stone Sour schlug als bei Slipknot.

Auch musikalisch wirken die Tracks auf Seiten der Gitarren eher gradlinig und verlieren sich häufig in übertönenden und unausgewogenen Samples, Scratches und Sound-Teppichen. Gewinnen die Gitarren an Präsenz, so zieht auch die Intensität an.

Beispielsweise in „De Sade“, einem Song, der einen sehr geringen Wiederhörwert aufweist, da er aus der Zeit gefallen wirkt, Vocals besitzt, die das Nervenkostüm fordern und lediglich durch das Gitarrensolo eines Jim Root einen positiven Aspekt verliehen bekommen. Hier baut sich keine Wand vor den Hörenden auf, sondern ein Brei. Einzig die Drums, gepaart mit den Percussions, bringen eine gewisse Vielfalt in die Tracks und bieten beispielsweise auf „H377“ vereinzelt Highlights.

Foto: Anthony Scanga / Offizielles Pressebild

ALBUM
The End, So Far
Künstler: Slipknot

Erscheinungsdatum: 30.09.2022
Genre: ,
Label: Roadrunner Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Adderall
  2. The Dying Song (Time To Sing)
  3. The Chapeltown Rag
  4. Yen
  5. Hivemind
  6. Warranty
  7. Medicine For The Dead
  8. Acidic
  9. Heirloom
  10. H377
  11. De Sade
  12. Finale
Slipknot The End, So Far
Slipknot The End, So Far
5.5
FAZIT
"The End, So Far" stellt das Ende der Zusammenarbeit von Slipknot und Roadrunner Records dar. Das Album überrascht und enttäuscht gleichermaßen. Die Einzelleistungen der Musiker stehen deutlich im Schatten vergangener Tage und auch der technische Mix hält Raum zur Verbesserung bereit.

Die Singles des Albums treffen bei einigen Slipknot-Fans aber sicherlich den richtigen Nerv, sodass die Enttäuschung nicht zu groß sein dürfte. Abseits eines tiefsitzenden Fantums sind hier allerdings wenige Highlights und sich festsetzende Eindrücke vorhanden.