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AlternativePost-HardcoreRock

Kritik: Sleeping With Sirens - "How It Feels To Be Lost"

Sleeping With Sirens-Frontmann Kellin Quinn überraschte vor nicht allzu langer Zeit mit einer neuen Frisur. Statt schwarzem Emo-Gedächtnis-Haarschnitt, die der ...

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Sleeping With Sirens-Frontmann Kellin Quinn überraschte vor nicht allzu langer Zeit mit einer neuen Frisur. Statt schwarzem Emo-Gedächtnis-Haarschnitt, die der Sänger seit Gründung der Band anno 2009 trug, ziert nun eine blonde Mähne das Oberhaupt des Musikers. Kurz darauf veröffentlichte die Band dann den ersten neuen Song seit der Veröffentlichung des letzten Studioalbums „Gossip“ 2017 und siehe da – mit Quinns neuer Frisur kommt scheinbar auch ein Soundwechsel daher. Oder sagen wir: Eine Anpassung.

Denn während in den früheren Alben von Sleeping With Sirens die Musik noch deutlich gitarrenlastiger und schnelllebiger war, kam „Gossip“ sichtlich poppiger und grooviger daher. Ein Sound, der bei Fans der früheren Werke eher Enttäuschung hervorrief. Mit den drei ersten Single-Auskopplungen des neuen Longplayers „How It Feels To Be Lost“ ließ sich jedoch schon erahnen, in welche Richtung es gehen wird.

So erwarten Fans mit Spannung das neue, nunmehr sechste Studioalbum der (nur noch) vierköpfigen Kombo. Kurz vor Release der neuen Platte (die übrigens erstmals über das neue Plattenlabel Sumerian Records erscheint) trennten sich Sleeping With Sirens nämlich von ihrem langjährigen Drummer Gabe Barham. Bei den Aufnahmen zur neuen LP war der Schlagzeuger allerdings noch mit von der Partie.

Sleeping With Sirens melden sich mit kraftvollem Sound zurück

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Als erste Single brachten Sleeping With Sirens „Leave It All Behind“ heraus. Der Track eröffnet auch die neue LP und auch wenn SWS nicht „alles“ damit hinter sich lassen, so zumindest das letzte Album. Es wird verstärkt mit härteren Sounds gearbeitet und es sind auch wieder Anleihen aus dem Metalcore zu finden. Eine sehr präsente Gitarre, Tempowechsel und ein kraftvoller Gesang Quinns prägen den Song. Ähnlich kommt der ebenfalls bereits vorab veröffentlichte Track „Agree To Disagree“ daher.

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„Break Me Down“, „Medicine“ und „Missing You“ erinnern stark an die Songs der ersten drei Alben. Eine schnelle Spielweise, die Abwechslung zwischen Klargesang und Screams, ein Breakdown zwischendurch. Hier ist er endlich wieder, der Post-Hardcore aus der Anfangszeit der Band!

Ein bisschen was Neues packen Sleeping With Sirens dann aber doch mit rein: Elektronische Elemente. Wie soll es anders sein? Man regt sich ja schon kaum noch darüber auf, dennoch darf man auch der Meinung sein, dass sie an gewissen Stellen einfach unnötig ist. „Bloodlines“ beispielsweise würde auch ohne die elektronischen Stimmverzerrer auskommen und mindestens genauso gut funktionieren.

„Another Nightmare“ hingegen wirkt mit den Elektro-Parts ein wenig, als hätte er eine gespaltene Persönlichkeit: Man weiß nicht wirklich, mit welchem Musikstil man sich gerade beschäftigt. Eine der schwächsten Nummern der Platte.

Das melodische „Never Enough“ lädt zum Mitsingen und – wenn man Bock hat – sogar Mittanzen mit. Zumindest zum Kopfnicken kann man sich hier durchaus überreden lassen. Der Track enthält auch einen Gastpart von Good Charlotte-Frontmann Benji Madden und könnte zuweilen auch aus der Feder seiner Band stammen.

Hat man genug vom Kopfnicken oder den schnelleren Tracks des Albums, sollte man sich den ruhiger anlautenden Songs widmen. „Dying To Believe“ ist die klassische Rock-Ballade, die auf jedem Album von Sleeping With Sirens zu finden ist. Also: Feuerzeuge raus, in die Luft halten und vom Song treiben lassen. Im etwas düstereren „Ghost“ hingegen schwingt eine gewisse Traurigkeit mit.

Traurigkeit ist im Übrigen etwas, was sich lyrisch durch die Songs zieht. Kellin Quinn sagte im Vorfeld, dass er während des Tourens zum Vorgänger „Gossip“ mit Problemen zu kämpfen hatte und es aus heutiger Sicht bereue, keine Pause eingelegt zu haben. Diese Probleme habe er lyrisch thematisiert, dennoch sind die Songtexte nicht verzweifelt, ganz im Gegenteil. Quinn scheint sich selbst und Menschen, die selbst täglich Kämpfe ausfechten, zum Durchhalten animieren zu wollen.

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Ganz klar zeugen Songs wie „Break Me Down“, „Leave It All Beind“, „How It Feels To Be Lost“ oder „Another Nightmare“ thematisch davon, sich nicht unterkriegen zu lassen.

Sympathisanten des Vorgängers „Gossip“ werden mit der neuen Platte womöglich nicht die besten Freunde werden. Fans der früheren SWS-Werke jedoch können und werden sich mit Sicherheit freuen. Denn die Band ist mit neuem alten und kraftvollen Sound zurück!

Foto: Joshua Halling / Offizielles Pressebild

ALBUM
How It Feels To Be Lost
Künstler: Sleeping With Sirens

Erscheinungsdatum: 06.09.2019
Genre: ,
Label: Sumerian Records
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. Leave It All Behind
  2. Never Enough (feat. Benji Madden)
  3. How It Feels to Be Lost
  4. Agree to Disagree
  5. Ghost
  6. Blood Lines
  7. Break Me Down
  8. Another Nightmare
  9. P.S. Missing You
  10. Medicine (Devil in My Head)
  11. Dying to Believe
Sleeping With Sirens
Sleeping With Sirens
8
FAZIT
Sleeping With Sirens haben mit „How It Feels To Be Lost“ die musikalische Rolle rückwärts gewagt und sich damit sehr stark und erfolgreich dem Sound ihrer früheren Werke genähert. An den wirklich abwechslungsreichen Tracks werden sich SWS-Fans der ersten Stunde sehr erfreuen. Insbesondere Sänger Kellin Quinn zeigt einmal mehr, dass er sein Metier beherrscht. Auch wenn die Stimmfarbe vielleicht nicht jedermanns Sache ist, muss man ihm neidlos eingestehen, dass er mit seiner Stimme hervorragend umzugehen weiß.

Der Sound auf „How It Feels To Be Lost“ ist wieder deutlich rockiger und pendelt sich irgendwo zwischen Post-Hardcore, melodischem Metalcore und rockigen Pop-Punk ein. Wem das jetzt zu viele Adjektive sind, muss sich selbst ein Bild von den Tracks machen. „How It Feels To Be Lost“ knüpft da an, wo „Madness“ 2015 aufgehört hat.