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Kritik: Sleeping With Sirens – "Complete Collapse"

Love it or hate it – das hört sich vielleicht etwas übertrieben an, trifft für Sleeping With Sirens aber durchaus ...

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Love it or hate it – das hört sich vielleicht etwas übertrieben an, trifft für Sleeping With Sirens aber durchaus zu. Insbesondere die markante Tenorstimme von Sänger Kellin Quinn polarisiert, ist aber auch fraglos das Markenzeichen der Band. Und immerhin hat es die Band so seit ihrer Gründung 2009 auf eine beachtliche Karriere gebracht, die sie auch auf zahlreiche Touren nach Deutschland geführt hat. Mit „Complete Collapse“ hat die Band jetzt Studioalbum Nr. 7 veröffentlicht. Und eines vorab: Auch hier steht wieder die Stimme von Kellin Quinn im Vordergrund. Aber der Reihe nach.

Sleeping With Sirens kommen direkt zur Sache

Im Opener „Tyrants“ geht es ohne großes Intro oder eine Vorwarnung direkt zur Sache. Neben der schon erwähnte Stimme von Kellin Quinn zeigt sich eine weitere Stärke, die die Band so groß gemacht hat. Das Gespür für Refrains, die musikalisch und lyrisch absolut on point sind. Unterstützt von einer massiven Synthi-Wand im Hintergrund singt Quinn mit einer solchen Energie „We’re all part of the system“, dass es hier schwerer fallen dürfte, ruhig zu bleiben als mitzusingen. Nach diesem starken Beginn geht es direkt mit dem Titeltrack weiter, in dem die Band die Energie hoch hält. Auch hier ist es der Refrain, der absolute Ohrwurm-Qualitäten besitzt. Sleeping With Sirens wissen nach so vielen Jahren als Band ganz offensichtlich, was sie am besten können und was ihre Fans erwarten.

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„Crosses“ war bereits vorab als Single veröffentlicht worden. Die Band hat sich hier eines in letzter Zeit sehr beliebten Stilmittels bedient und Unterstützung von Underoath-Fronter Spencer Chamberlain hinzugeholt. Passend dazu geht es auch musikalisch noch einmal ein ganzes Stück härter zur Sache. Der Song und insbesondere der Part von Chamberlain ist ohne Frage gut und sehr unterhaltsam, aber mitunter vielleicht ein wenig zu generisch, zu vorhersehbar.

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Features ohne Ende

Ob es Spencer Chamberlain war, der Sleeping With Sirens auf die Idee gebracht hat, auch einen Song mit Charlotte Sands zu recorden? Schließlich hatten Underoath erst Anfang des Jahres eine Neuauflage ihres Songs „Hallelujah“ mit der Sängerin aus Nashville, Tennessee veröffentlicht. Aufgrund der ohnehin schon hohen Stimme von Kellin Quinn ist das Feature mit Sands in „Let You Down“ tatsächlich weniger ein Bruch, weniger eine Ausnahme, als es noch bei Spencer Chamberlain der Fall war. Es wirkt fast schon so, als sei Charlotte Sands Teil der Band. Weniger überraschend, aber ohne Frage sehr stimmig. Das gilt im Übrigen noch mehr für „Be Happy“. Für den Song hat sich die Band Unterstützung von Royal & The Serpent. Auch hier matchen die Stimmen so gut, dass zwar der Überraschungseffekt ein wenig verloren geht, sich aber ein sehr rundes Gesamtbild ergibt.

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War es das schon mit den Gastauftritten? Nein, einen haben wir noch. In „Us“ singt Kellin Quinn gemeinsam mit Dorothy-Sängerin Dorothy Martin. Gemeinsam sorgen sie für den wohl eingängigsten Song des Albums. Übrigens hat sich die Band zunächst sehr schwer mit Feature-Parts getan, was vor allem daran lag, dass Kellin Quinn keine Gesangsparts abgeben wollte, wie er unumwunden zugibt. „Be Happy“ war dann aber der erste Song mit Gastauftritt und von da an habe die Band Features wie baseball cards gesammelt. Hat sich in jedem Fall gelohnt!

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Schaffen es Sleeping With Sirens etwa nicht, ohne fremde Hilfe gute Songs zu performen? Doch, keine Sorge! Auch hiervon gibt in der zweite Hälfe des Albums noch genügend. „Ctrl+Alt+Del“ (wer weiß, was man mit dieser Tastenkombi machen kann?) geht äußerst straight und erfrischend nach vorne. Auch die schon vor über einem Jahr veröffentlichte erste Single „Bloody Knuckles“ hat alle Zutaten, die ein guter Sleeping With Sirens-Song braucht. Die Dichte überzeugender, weil eingängiger Refrains ist auf „Complete Collapse“ einfach extrem hoch. Man fragt sich jetzt schon, wie viele der Songs es auf die Setlists kommender Touren schaffen werden. Verdient hätten es fast alle.

Eine Brücke zwischen dem alten und dem neuen Sound

Für die Band ist „Complete Collapse“ eine Brücke zwischen den alten und den neuen Alben. Kellin Quinn geht davon aus, dass gerade langjährige Fans viele Aha-Momente haben und bekannte Strukturen erkennen würden. Das ist definitiv so – heißt aber keineswegs, dass das Album auch nur ansatzweise langweilig ist. „Grave“ ist am Ende noch einmal ein wunderschöner ruhiger und gefühlvoller Outro-Song, der die Bandbreite der Band verdeutlicht. Viel besser hätte man dieses Album wohl kaum beenden können.

Foto: Ashley Osborn / Offizielles Pressebild

ALBUM
Complete Collapse
Künstler: Sleeping With Sirens

Erscheinungsdatum: 14.10.2022
Genre: , ,
Label: Sumerian Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Tyrants
  2. Complete Collapse
  3. Crosses (feat. Spencer Chamberlain of Underoath)
  4. Family Tree
  5. Let You Down (feat. Charlotte Sands)
  6. Be Happy (feat. Royal & The Serpent)
  7. Us (feat. Dorothy)
  8. Ctrl + Alt + Del
  9. Bloody Knuckles
  10. Mr. Nice Guy
  11. Apathetic
  12. Grave
Sleeping With Sirens
Sleeping With Sirens
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FAZIT
Sleeping With Sirens wollten auf "Complete Collapse" eine Brücke zwischen alten und neuen Songs und Alben schlagen. Das ist ihnen gelungen – und zwar richtig überzeugend. Die Band weiß, welche Zutaten sie in der Vergangenheit stark gemacht hat, ist aber auch bereit, Neues auszuprobieren. Das funktioniert in den zwölf Songs des Album von vorne bis hinten gut und wird nie langweilig. Dieses Album muss man mehr als nur einmal hören.