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Kritik: Skillet - "Victorious"

Christlicher Rock? Das geht. Und Skillet, eine der ganz großen Bands dieser Sparte, haben am Freitag ein neues Album herausgebracht. ...

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Christlicher Rock? Das geht. Und Skillet, eine der ganz großen Bands dieser Sparte, haben am Freitag ein neues Album herausgebracht. „Victorious“ nennt sich das gute Stück und kommt mit 12 vollwertigen Songs daher.

Es handelt sich hierbei bereits um das neunte Studioalbum der vier aus Memphis stammenden Musiker, die seit 1996 eine feste Größe in der Szene darstellen. Wir haben uns die Scheibe einmal etwas genauer angehört und geprüft, ob nach 13 Jahren Bandgeschichte immer noch die musikalische Luft vorhanden ist.

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Generell ist zu „Victorious“ zu sagen, dass es sich hierbei um eine wirklich ausgewogen produzierte Platte handelt. Der generelle Sound ist größtenteils stimmig aufeinander abgestimmt und bereits ab dem ersten Song ist die Marschrichtung vorgegeben. Dieser heißt „Legendary“ und kommt in einem bekannten musikalischen Gewand daher.

Die bereits bekannten Elemente, für die Skillet stehen sind vorhanden. Ein breiter und dennoch sehr direkter Gitarrensound, die treibende Stimme von Sänger John Cooper, unterstützt von der hohen und elektrisch überarbeiteten Stimme von Jen Ledge. Der Song stimmt gut auf das Album ein, animiert zum Springen und wurde bereits das ein oder andere Mal live getestet.

Gutes Material von Skillet… mit Längen und Wiederholungen

Auch der zweite Track, „You Ain’t Ready“, kommt sehr direkt mit einem breiten Gitarrenbrett daher. Dazu sind auch die für Skillet klassischen elektronischen Einflüsse vorhanden, die den Song abrunden. Allerdings hat man bereits nach dem zweiten Song das Gefühl, dass sich die einzelnen Stücke ziehen, dies wird vor allem durch die sehr häufige Wiederholung des Refrains hervorgerufen, sodass der Eindruck entsteht, es gäbe in dem Song nichts mehr zu erzählen, aber die geplante Zeit sei noch nicht abgelaufen.

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Dieser Eindruck bestätigt sich leider im Laufe des Albums immer weiter. Songs wie „Save Me“, „Never Going Back“ oder „Back to Life“ schlagen in eine ähnliche Kerbe und plätschern daher trotz ihrer Härte eher nur dahin. Das ist ein Stück weit schade, gibt das Genre doch eigentlich einiges mehr her.

Einen Einblick in die Fülle der Gestaltungsmöglichkeiten machen sich beispielsweise im Titeltrack „Victorious“ bemerkbar. Neben den bereits bekannten Instrumenten sind hier zusätzlich Streicher eingebaut worden, die dem Song die notwendige Dramatik verleihen und sehr überzeugend klingen, eine Stimmung aufbauen und den Hörer in das Lied hineinziehen.

Hinzu kommt wieder einmal das sehr passende Zusammenspiel des männlichen und weiblichen Gesangs, wodurch Gegenpole erzeugt werden. Im Refrain klingen dann allerdings die unterschiedlichen Gesangsspuren deutlich überladen, zu laut und eher störend. Der zehnte Track „Anchor“ stellt eine der Balladen des Albums dar.

Der Song thematisiert die Wertschätzung einer Person, die immer für einen da ist, die einen erdet und auch „im größten Sturm niemals untergeht“. Auch hier sind wieder Streicher zu finden (welche übrigens auch auf der Bühne live gespielt werden). Hinzu kommt ein klassischer 3/4 Takt, der den Nerv der Hörer treffen wird und trotzdem die klassische Skillet-Handschrift trägt.

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Man hat gleich den dramatischen Funkenregen auf der Bühne vor Augen und kann sich die Live-Performance dazu sehr gut vorstellen. Und das könnte besser nicht passen; kommt die Band doch Ende des Jahres für drei Konzerte nach Deutschland.

Der Song „This Is The Kingdom“ wirkt wie ein etwas experimentellerer, modernerer Schritt der Band. Es handelt sich um einen modernen Rocksong mit elektronischen Einflüssen, der ein wenig in die Richtung der Imagine Dragons geht (nicht zuletzt durch die stark durchkommende Bassdrum) und eine breite Hörerschaft ansprechen wird.

Textlich thematisiert die Band das Aufbrechen bestehender Strukturen und spricht von Gleichheit sowie Fairness für alle. Experimente und Schritte ins Neue dieser Art hätte man sich an der ein oder anderen Stelle deutlich mehr gewünscht. Das Album würde aufgelockerter und vielseitiger wirken und würde nicht den Charakter versprühen, in einer Art Klischee festgefahren zu sein.

ALBUM
Victorious
Künstler: Skillet

Erscheinungsdatum: 02.08.2019
Genre: ,
Label: Atlantic Records
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. Legendary
  2. You Ain't Ready
  3. Victorious
  4. This Is The Kingdom
  5. Save Me
  6. Rise Up
  7. Terrify The Dark
  8. Never Going Back
  9. Reach
  10. Anchor
  11. Finish Line
  12. Back To Life
Skillet
Skillet
7
FAZIT
Nun, was ist „Victorious“ denn jetzt? Fans der Band werden sich in diesem Album definitiv wiederfinden, da jeder der Songs die Handschrift der Band trägt und keine sonderlich großen Experimente gestartet werden. Man bekommt das, was man erwartet. Ein hartes musikalisches Brett gepaart mit elektronischen Einflüssen und Gesängen, die teilweise gut wirkende Gegenpole aufbauen und sich somit ergänzen. Die Musik ist eingängig und wird sicherlich auch live gut funktionieren.

Hörer, die noch nicht so vertraut mit der Musik sind und dem Ganzen eine Chance geben wollen, werden sich vielleicht dabei erwischen, wie sie ab und zu auf die Uhr schauen, da sich das Album durch die relativ eindimensionale musikalische Ausarbeitung etwas zieht und dadurch eintönig wirkt. So kommt das Gefühl auf, dass die einzelnen Songs ineinander verschwimmen und der wirkliche Ohrwurm bleibt aus. Es kann also sehr gut sein, dass die neue Platte von Skillet die Hörerschaft ein Stück weit spaltet, aber macht genau das das Hören neuer Musik nicht gerade interessant?