Review

Hardcore

Kritik: SECT - "Blood Of The Beasts"

Supergroups haben es meist schwer. Auch wenn ihr Line-up meist aus bekannten Über-Musikern besteht, erreichen sie oft nicht die Bekanntheit ...

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Supergroups haben es meist schwer. Auch wenn ihr Line-up meist aus bekannten Über-Musikern besteht, erreichen sie oft nicht die Bekanntheit oder Gefolgschaft wie die Bands ihrer einzelnen Mitglieder. Dabei kann sich der kreative Output von einigen Supergroups wirklich sehen lassen. Ob nun Them Crooked Vultures, Killer Be Killed oder The Damned Things, alle diese Bands sind ein Paradebeispiel für interessante Songs, wenn sich Musiker verschiedener Genres zusammenschließen. Auch wenn sich SECT auf ihr Bandcamp-Seite mit Händen und Füßen gegen diese Bezeichnung wehren, gehören sie ebenfalls zu den Supergroups.

Dabei können sich die Namen bei Band sehen lassen: Chris Colohan (Cursed), James Chang (Ex-Catharsis), Scott Crouse (Earth Crisis), Ian Edwards (Earth Crisis) und Andy Hurley (Fall Out Boy, Racetraitor, The Damned Things). Gegründet in 2015, schrieben sich SECT die Straight Edge-Philosophie auf die Fahne und starteten ihren Angriff auf die internationale Hardcore-Szene mit ihrer Self-Titled-LP. Diese nahmen sie in kompletter Eigenregie auf und zeigten bereits dort, wo die Reise hingeht. Hochverzerrte Gitarren, ein stampfendes Schlagzeug und wütende Vocals, sorgen für einen Sound, der ein wenig an Bands wie Nails und Full Of Hell erinnert, jedoch wesentlich weniger rasant und chaotisch wirkt.

Ihr zweites Album „No Core For The Dead“ erblickte 2017 das Licht der Welt und führte den Nails-artigen Sound fort. Kein Wunder, holten sie sich Converge-Gitarrist und Mastermind Kurt Balou als Produzenten ins Boot. Auch live war die Band nicht weniger aktiv: Seit der Veröffentlichung der ersten LP folgten bereits Auftritte beim legendären „This Is Hardcore“ in Philadelphia sowie diverse Europa-Touren mit den Label-Kollegen von Gust. Zuletzt waren sie mit Converge und Terror bei uns zu Besuch und überzeugten das Publikum mit ihrer schonungslosen Live-Show. Nun erschien vor einigen Tagen ihr neues Album „Blood Of The Beasts“ via Southern Lords Records und verspricht, dem Sound der früheren Alben treu zu bleiben. Ob der dritte Output immer noch das Niveau halten kann oder ob sich der Sound mittlerweile in der Falle der Eintönigkeit steckt, erfahrt ihr hier.

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Beim ersten Ritt durch die LP fällt sofort mit einer Verbesserung im Sound auf. Im Gegensatz zu den vorherigen Alben klingt „Blood Of The Beasts“ wesentlich differenzierter und klarer, ohne dabei den typisch sägenden Gitarrensound zu verlieren. Auch die Lautstärke der Vocals bekam ein deutliches Upgrade. Dagegen bin ich beim Songwriting etwas zwiegespalten: Auch wenn alle Songs beim ersten Hören mit ihrer brutalen Inszenierung überzeugen, warten auch keine allzu großen Überraschungen auf den Hörer. Teilweise bedienen sich SECT bei klassischen Death Metal-Elementen, setzen aber sonst auf keine Hardcore-untypischen Ideen. Trotzdem hinterlässt das Album beim ersten Durchlauf einen recht positiven Eindruck.

Die Longplayer beginnt mit „Like Animals“ sofort auf einer sehr brachialen Note. Dabei setzen SECT direkt den Ton der Platte und ziehen eine Schneise durch den Gehörgang. Die Gitarren sägen sofort drauf los und lassen nicht als Spähne zurück. Die Drums gewittern ohne Rücksicht auf Verluste los. Fast schon so, als würden sie den Rest der Band ignorieren und ihren eigenen Weg gehen. Sänger Chris überzeugt mit seinen durchaus soliden Vocals, übernimmt sich innerhalb des Songs aber nicht mit großartiger Variation. Diesem Schema folgen auch die Songs „You Too Will Scatter“, „Domestic“ und „Wait“.

Mit dem Intro zu „Terminus“ zeigen sich auch die bereits erwähnten Death Metal-Elemente. Kurze Blast Beats auf den Drums mit Pinch Harmonic Riffs auf der Gitarre. Ansonsten ein eher langsamer und grooviger Track, der sehr auf einen schweren und dunklen Sound setzt. Im Gegenzug dazu kommen „Redundant Gods“ und „Broken & Untenable“ fast schon chaotisch um die Ecke. Blast Beats, schnelle Riffs und das gewohnte Feedback der Gitarren machen aus SECT in diesem Teil des Albums zu einer Art „Nails Light“.

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„The Blankest Cheque“ schmückt sich wieder mit den Hardcore-Wurzeln und legt einen gemäßigten, aber nicht weniger aggressiven Gang ein. Kraftvolle Grooves zwischen Drums, Bass und Gitarren die nur durch die soliden Vocals angeführt werden.

Diesem Hardcore-Vibe folgt ebenfalls „Cirrhosis Of Youth“, der mit seinem Drums und Hauptriffs zu Two-Steps und Circle Pits einlädt. Den Abschluss macht „Skies Wide Shut“ der fast schon ein Doom Metal-ähnliches Gewand trägt. Langgezogene Aufbauten und offene Riffs, die auf eine deutlich reduzierte Geschwindigkeit gespielt werden. Sänger Chris eröffnet den Track mit ein paar gesprochenen Zeilen bevor er sich dem Instrumental anschließt und wieder gewohnt wütend sein Bestes von sich gibt. Gegen Ende nimmt der Track nochmal ein wenig Fahrt auf und endet mit den Worten „One fucking lie“.

Bei Produktion und Songwriting wiederhole ich mich zu gerne nochmal. Der Sound von „Blood Of The Beasts“ ist wesentlich klarer und differenzierter, ohne dabei sein beklemmendes Gefühl zu verlieren. Die Gitarren sägen ganze Wälder ab und die Drums stampfen ohne Nachsicht auf den Hörer ein. Die Vocals haben auch einen Boost bei der Lautstärke bekommen und sind wesentlich verständlicher. Gut so, da die gebündelte Wut von Fronter Chris auf jeden Fall verstanden werden sollte. Verlierer der Partie ist leider der Bass. Quasi nicht existent, verschwindet er zwischen der offenen Bassdrum und den omnipräsenten Gitarren.

Diese sind auch die Stars des Albums. Sie bringen die meiste Abwechslung, welche jedoch im Kontext des vorhanden Songwriting recht wenig ist. Hier ein paar sinistre Melodien, da ein paar langgezogene Töne UND GANZ VIEL FEEDBACK. Ansonsten geht es mit 17 Minuten schnell, knackig und brutal durch den Longplayer, sodass gar nicht so viel Zeit bleibt, irgendwas am Songwriting zu hinterfragen.

ALBUM
Blood Of The Beasts
Künstler: Sect

Erscheinungsdatum: 30.08.2019
Genre:
Label: Southern Lord Records
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. Like Animals
  2. You Too Will Scatter
  3. Wait
  4. Domestic
  5. Terminus
  6. Redundant Gods
  7. Broken & Untenable
  8. The Blankest Cheque
  9. Cirrhosis Of Youth
  10. Skies Wide Shut
SECT Blood Of The Beasts
SECT Blood Of The Beasts
6
FAZIT
SECT macht es einem Fan für Hardcore und aber vielen anderen Genres nicht gerade einfach. So solide wie die Ausführung der zehn Songs abläuft, so einfallslos ist sie auch. Klar, brutal und nach vorne geht immer, vor allem wenn es aus der Feder von Nails-Fans kommt, jedoch haben gerade Kollegen wie Knocked Loose oder Code Orange gezeigt wie interessant Hardcore sein kann. Ich bin nach mehrmaligem Hören absolut zwiegespalten, kann aber diesem Album und dieser Band ihr Potenzial für zerstörte Venues nicht abschreiben. Im Endeffekt reden wir hier von einer soliden Platte, die gerade Hardcore- und Powerviolence-Fans abholt. Ohne Schnickschnack, aber auch ohne Innovationen.