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Kritik: Seahaven - "Halo Of Hurt"

Ein Unterschied wie Tag und Nacht: nach dem Release von “Reverie Lagoon: Music for Escapism Only” 2014 wurde es um ...

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Ein Unterschied wie Tag und Nacht: nach dem Release von “Reverie Lagoon: Music for Escapism Only” 2014 wurde es um Seahaven still. Dachte man zeitweise sogar daran, dass die Band sich auflösen würde, so überraschte die Ankündigung von “Halo Of Hurt” umso mehr. Doch das ist nicht die einzige Überraschung.

Seahaven gehören zu der Welle an Bands, die vor gut zehn Jahren mit ihrem Mix aus Emo, Indie und Grunge auf sich aufmerksam gemacht haben. Ähnlich wie Citizen, Balance & Composure oder Basement schlugen auch Seahaven die Brücke zwischen emotionalen, persönlichen Texten und einem eingängigen Sound, der sowohl Pop-Punk- als auch Hardcore-Fans erreichen konnte.

Waren Seahaven mit ihren ersten Releases noch relativ düster unterwegs, so ging auf “Reverie Lagoon: Music for Escapism Only” regelrecht die Sonne auf. Ein Soundtrack für die guten Momente im Leben, für den friedlichen Abendspaziergang, für das gemütliche Lagerfeuer. Doch irgendwas scheint sich bei Sänger Kyle Soto und seinen Kollegen getan zu haben, denn “Halo Of Hurt” klingt wie das Gegenteil von dem, was Seahaven uns noch vor sechs Jahren präsentierten.

Seahaven: düster, atmosphärisch, beunruhigend

Schon der Opener “Void” lässt regelrecht dunkle Wolken aufziehen und umhüllt den Hörer mit einem ganz schweren, beunruhigendem Mantel – ähnlich wie bei “Science Fiction” von Brand New. Das gelingt beinahe so subtil, dass man erst spät merkt, wie die eigene Stimmung umkippt, auch wenn Sotos Gedanken recht eindeutig zu sein scheinen: “There’s a void I’ve been filling for some time with nothing good, nothing good”.

Auch “Moon” mit seinen nervösen Gitarren und dem Bass, der die Szenerie bedrohlich kommentiert, bedarf nur einen Durchlauf, um sich lange festzusetzen. Eine Stärke, die “Halo Of Hurt” definitiv vorweisen kann: Innerhalb der Songs passiert sehr viel, vor allem auf instrumentaler Ebene und lässt den Vocals dadurch mehr Freiheit für ein gewisses Storytelling. Nichts ist wirklich vorhersehbar, sodass sich laute und leise Momente von jetzt auf gleich abwechseln können und dadurch eine spannende Dynamik erzeugen.

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Nach dem intensiven “Dandelion” lassen “I Don’t Belong Here” und das wunderschöne “Lose” zumindest ein wenig Luft zum Atmen, bevor “Harbor” und besonders “Living Hell” wieder zurück in die Dunkelheit führt. Ein wenig Hoffnung schenkt “Harbor”, das noch am ehesten an “alte Zeiten” erinnert und sich dabei nicht wie ein Fremdkörper anfühlt.

Insgesamt ist es auch nicht so, als ob Seahaven auf “Halo Of Hurt” völlig neue Gefilde betreten. Doch fühlt sich alles sehr viel intensiver als zum Beispiel das Debüt-Album “Winter Forever” (2011) an, welches noch eine gewisse jugendliche Naivität hatte, während “Halo Of Hurt” emotional vollends zuschlagen kann. Ein Erlebnis, ein Instant Classic, wenn man so will. Aber nichts für zarte Gemüter.

Bild: Dylan Caderao / Offizielles Pressefoto

ALBUM
Halo Of Hurt
Künstler: Seahaven

Erscheinungsdatum: 20.11.2020
Genre: ,
Label: Pure Noise Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Void
  2. Moon
  3. Dandelion
  4. I Don't Belong Here
  5. Lose
  6. Harbor
  7. Living Hell
  8. Bait
  9. Eraser
Seahaven Halo Of Hurt
Seahaven Halo Of Hurt
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FAZIT
Nicht nur erfreulich, dass Seahaven wieder da sind - "Halo Of Hurt" dürfte sogar ihr bis hierhin bestes Album sein. So düster, so tragisch, so intensiv hat man die US-Amerikaner noch nicht erlebt. Man darf gespannt sein, wo die Reise nun hingehen wird!