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01/11/2025
Review
Heavy Metal
Kritik: Sabaton - „Legends“
Episch, mächtig, unvergesslich!
VON
Saskia Schollenberg
AM 12/10/2025
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Geschichtsstunden von Sabaton sind für die Band durchaus nichts Ungewöhnliches mehr. Mit ihrem Album „Legends“, welches am 17. Oktober 2025 erscheint, blickt die Band rund um Frontmann Joakim Brodén nun jedoch weiter in die Vergangenheit als je zuvor. Besonders ist hier, dass erstmals alle Bandmitglieder aktiv am Songwriting-Prozess mitgewirkt haben. Bassist Pär Sundström zeigt sich vorfreudig: „As someone who’s always been into the history of the Middle Ages, knights and the legends of old, it felt incredible to finally bring those stories into the Sabaton universe”. Ob die Platte wohl genauso legendär wird wie die Legenden, die sie besingt?
Links, rechts, vorwärts, Marsch.
Direkt zu Anfang erzählt die Band von zwei wichtigen Akteuren des 11. Jahrhunderts – den Tempelrittern und Dschingis Khan. Auch wenn diese aus einer ähnlichen Zeit stammen, könnten die Songs hierüber kaum unterschiedlicher ausfallen. „Templars“ überzeugt mit melodischen Chören, wuchtigen Drums und einem epischen Refrain, der sich nahtlos wie ein Puzzleteil in die Diskographie von Sabaton einfügt. „Hordes of Khan“ hingegen schlägt eine andere Richtung ein: energiegeladener, rauer, aber auch deutlich unkomplizierter. Der Refrain wiederholt sich und ähnelt charakteristisch einem Schlachtruf, während das Schlagzeug recht eintönig bleibt. Ein Stück, das live wohl besonders gut zünden dürfte. „A Tiger Among Dragons“, ein Song über „Flying General“ Lü Bü, schmiegt sich perfekt in den starken Auftakt des Albums ein – ein epischer Track mit donnernden Drums, der zum Mitsingen einlädt. Damit steht fest: Der Beginn von „Legends“ ist nichts weniger als ein Triumphzug durch heroische Klangwelten.
Sabaton gehen glanzvoll in die Offensive
Die Siegessträhne findet mit „Crossing The Rubicon“, im Gegensatz zu dem besungenen Julius Cäsar, kein dramatisches Ende. Sabaton haben das Rezept zu ihrem Erfolg gefunden und auch hier meisterhaft angewandt: Joakim Brodéns unverkennbare Stimme in perfekter Harmonie mit den Gitarren von Chris Rörland und Thobbe Englund. Durch seine aufbauende Intensität kommt die marschartige Melodie im Refrain besonders zur Geltung – pure Gänsehaut.
Nahtlos knüpft „I, Emperor“ an dieses Hoch an und bringt Napoleon, der in Erzählungen nicht als der Größte in Erinnerung blieb, musikalisch groß raus. Ein runder, eingängiger Song mit einem wunderschönen Chor als Begleitstimme und dazu ein unfassbarer Ohrwurm.
Mit „Maid of Steel“ ziehen Sabaton das Tempo wieder deutlich an. Der Song über Powerfrau Jeanne d’Arc schreibt das „Power“ von Power Metal ganz groß. Schon der erste Ton trifft wie ein Schlag: skrupellos intensiv, mit schweren Gitarrenriffs und einem Schlagzeug, das mit unerschütterlicher Präzision die Marschrichtung vorgibt. Die Bridge trifft thematisch die motivierende und hoffnungsvolle Ader seiner Geschichte perfekt und liefert obendrein ein wunderschönes Gitarrensolo.
Wenn die Legende verblasst
Nach einem gewaltigen Mittelteil folgt die erste kleine Delle: Während die Geschichte von Vlad „The Impaler“ durchaus spannende ist, mangelt es dem Song „Impaler“ an genau dieser Intensität. Ein eintöniger Verlauf mit einer gleichbleibenden Melodie führt leider dazu, dass der Song im Vergleich etwas in den Hintergrund gerät.
Auch „Lightning at the Gates“, das Hannibal Baraca gewidmet ist, kann mit den vorangegangenen Hymnen nicht ganz mithalten. Das liegt wohl vor allem an seinem vergleichsweisen langsameren Tempo, das dem Song etwas von der gewohnten Sabaton-Wucht nimmt. Dennoch bleibt er atmosphärisch dicht und textlich stark.
Ein würdiger Abschluss
„The Duelist“ macht Miyamoto Musashi alle Ehre. Ein Samurai dem die Kultivierung des Geistes durch die Künste wichtig war, wird hier mit gelungenen Lied gewürdigt. Sabaton schaffen es, eine Balance zwischen Ruhe und Macht zu finden, ein musikalisches Spiegelbild von Musashis Philosophie. Gitarre und Schlagzeug variieren nicht stark, doch tragen den kräftigen Gesang sicher bis hin zu einem Gitarrensolo, das den Song eindrucksvoll abschließt.
Die wohl älteste besungene Legende ist Pharaoh Senusret III.. „The Cycle of Songs“ scheint anfänglich etwas untypisch und erinnert strukturell fast schon an die Band Journey. Doch schnell drücken Sabaton auch hier ihren unverkennbaren Stempel auf: treibende Drums, majestätischer Chor und ein monumentales Finale. Die musikalischen Oden an das alte Ägypten verleihen Charme und Tiefe.
Zum Schluss erhebt sich „Till Seger“ hier wird dem Album endgültig die Krone aufgesetzt. Die eröffnende Orgel lässt auf Großes hoffen und spätestens mit der ersten Zeile wird hier klar: Dieser Song wird etwas Besonderes. Kraftvoll begleiten wir Gustavus Adolphus, den „Löwen des Nordens“ und König von Schweden – passend ist es also, dass Sabaton hier ihr typisches Muster durchbrechen und diesen Song auf Schwedisch singen! Ein mutiger Abschluss, der „Legends“ zu einem wahrlich würdigen Finale führt.
Foto: Steve Bright / Offizielles Pressebild
Legends
Künstler: Sabaton
Erscheinungsdatum: 17.10.2025
Genre: Heavy Metal, Power Metal
Label: Better Noise Music
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc
- Templars
- Hordes of Khan
- A Tiger Among Dragons
- Crossing the Rubicon
- I, Emperor
- Maid of Steel
- Impaler
- Lightning at the Gates
- The Duelist
- The Cycle of Songs
- Till Seger
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