Review
AlternativeRock
Kritik: Royal Blood - “Back To The Water Below”
Das britische Duo Royal Blood hat sich über die letzten zehn Jahre ihren Status als eine der wichtigsten Bands des ...
VON
Malin Jerome Weber
AM 28/08/2023
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Das britische Duo Royal Blood hat sich über die letzten zehn Jahre ihren Status als eine der wichtigsten Bands des modernen Alternative Rock erspielt. Ihr makelloses Debütalbum (2014) erreichte die Musikwelt zum bestmöglichen Moment: Ohne Studiospielereien und elektronische Elemente führte die Band mit ihrem Fokus auf starke Riffs und catchige Hooks zurück zum eigentlichen Kern der Rockmusik. Ein Konzept, dass sie auf “How Did We Get So Dark?” (2017) weiter fortsetzten, aber schließlich im von Funk- und Disco-Elementen durchtränkten “Typhoons” (2021) doch noch aufbrachen. Manche Fans der ersten Stunde warfen der Band daraufhin den Verrat an sich selbst vor.
Die Veröffentlichung der Stand Alone-Single “Honeybrains” (2022), sowie dem ersten Vorboten ihrer neuen Platte “Back To The Water Below” ließen jene Anhänger:innen jedoch wieder auf eine Rückkehr zu den Wurzeln hoffen. Trotz der auf “Mountains To Midnight” neu gewonnenen Punkigkeit und Kantigkeit hätte sich die Lead-Single auch wunderbar auf ihren ersten beiden Alben einreihen können. Das gesamte Werk offenbart am Ende des Tages jedoch (zum Glück) ein wenig mehr. Schon die bluesige zweite Single “Pull Me Through”, die sich rund um ein cembaloartiges Piano schlängelt, versprach: Für Royal Blood ist der Schritt zurück keine Option.
Royal Blood vertrauen auf ihr eigenes Urteil
“Back To The Water Below” bildet die erste Platte, die Mike Kerr und Ben Thatcher komplett in Eigenregie im bandeigenen Studio produziert haben. In einem Interview mit NME stellten die Briten diese Arbeitsweise als Weg heraus, um komplett auf die eigenen natürlichen Impulse zu vertrauen. Die zehn entstandenen Songs schlagen dabei zumindest in großen Teilen ein neues Kapitel auf, das weitab vom auf “Typhoons” eingeschlagenen Pfad stattfindet. Wie bereits erwähnt: Eine reine Rückbesinnung auf den Sound ihrer ersten beiden Platten mit dem starken Fokus auf Riffs und Hooks findet nicht statt. “We try to make sure that there’s a song below.”
Ein Satz, der schon recht gut zusammenfasst, worauf Royal Blood auf LP Nummer vier Wert legen. So versucht die Band durch melodischeres Riffing, den vermehrten Einsatz von Keys und die teilweise zurückgeschraubte Präsenz des Basses ein breiteres Gesamtbild zu kreieren. Besonders interessant wird es dabei durch die Integration von 60er- und 70er-Einflüssen. So erinnern “The Firing Line” und “There Goes My Cool” von der Melodieführung stark an die Beatles und zeigen die Band von einer ganz neuen Seite. Als einer der stärksten Songs der Platte entpuppt sich “How Many More Times”, das sich durch eine rundum gelungene Staffelung aller Elemente auszeichnet und Spuren von Bands wie The Who oder Supertramp aufweist.
Zwischen Zukunft und Vergangenheit
Dennoch gibt es auf der Platte einige Tracks, die als relativ klassische Royal Blood-Songs angelegt sind, sich aber durch viele kleine Verzierungen und die neue Produktionsweise von ihrem älteren Material abheben. Nicht zu vernachlässigen ist dabei der Einfluss, den ihre zwischenzeitliche Zusammenarbeit mit Josh Homme hinterlassen hat. So können “Pull Me Through”, “Tell Me When It’s Too Late” oder “Triggers” die Verbindung der Band zu Queens of the Stone Age kaum verleumden, die in Groove, Riffing und Gesangsmelodien omnipräsent ist. “Shiner In The Dark” schlägt in eine ähnliche Kerbe und besticht in der Bridge durch ein starkes Gitarrensolo, das nicht wie in vergangenen Tagen die Rhythmusgitarre ablöst, sondern aufaddiert wird.
Die seit “How Did We Get So Dark?” steigende Größe der Arrangements ist wirklich nichts, was man Royal Blood nur aus Prinzip vorwerfen müsste. Wie schon auf “Typhoons” integrieren die Briten neue Elemente auf sinnige Weise – ungeachtet der Tatsache, dass dies die Vergrößerung ihres Live-Setups zur Folge hat. Eher schwierig wird es dann, wenn diese neuen Komponenten nicht vernünftig im Mix eingebettet sind. So kommt das ohnehin schon mit einer seltsamen Struktur kämpfende “Tell Me When It’s Too Late” sehr lärmig rüber und wirkt gerade in den lauten Momenten sehr überfordernd. Auch im Chorus von “Triggers” stehen sich viele Elemente gegenüber, die um die Aufmerksamkeit des Hörenden buhlen.
Eine gewagte Fokusverschiebung
Nichtsdestotrotz stehen Royal Blood am Ende die Landung und können mit dem atmosphärischen Closer “Waves” ein letztes Ausrufezeichen setzen, das noch ein weiteres Mal den Kerngedanken der Platte klarmacht: Das Riffing ist noch da, aber es muss nicht immer das Wichtigste im Songwriting sein. “Back To The Water Below” bildet schlussendlich eine interessante Kombination aus Rückbesinnung und Weiterentwicklung. Die Band lässt uns an ihrer musikalischen Entdeckungsreise teilhaben und zeigt uns weniger das nächste Ziel als vielmehr einige Abschnitte ihrer gemeinsamen Erkundungen. Als Album funktionieren die zehn Songs zusammen trotz gelegentlicher stilistischer Brüche auch immer noch gut genug.
Foto: Tom Beard / Offizielles Pressebild
Back To The Water Below
Künstler: Royal Blood
Erscheinungsdatum: 01.09.2023
Genre: Alternative, Rock
Label: Warner Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Mountains At Midnight
- Shiner In The Dark
- Pull Me Through
- The Firing Line
- Tell Me When Its Too Late
- Triggers
- How Many More Times
- High Waters
- There Goes My Cool
- Waves
- Supermodel Avalanches (Deluxe Edition 7” Single Bonus)
- Everythings Fine (Deluxe Edition 7” Single Bonus)
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